40 Jahre Woodstock: Interview mit einem Zeitzeugen

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Die Neun spielte Kultur- und musikhistorisch schon immer eine große Rolle. 2009 feiert zum Beispiel die so genannte Atzenmusik ihren Siegeszug und wird zum Sinnbild einer total verblödeten (deutschen) Jugend. Jede Generation bekommt eben das was sie verdient.

Da hatten es die 68er es besser. Zumindest in Amerika. Denn sie bekamen 1969 Woodstock geschenkt, ein Mythos und das Synonym für Peace, Love & Harmony schlechthin, errichtet auf einem Schlammacker, auf dem sich heute wohl kaum mehr eine Sau wälzen würde, geschweige die schönen Mädchen mit ihren Hippie-Haarbändern, wie man sie gerade stark inflationär in der City sieht.

Bleibt also festzuhalten, dass wohl nicht mal Dr. Mottes erste Love Parade unter dem Motto „Friede, Freude, Eierkuchen“, genau 20 Jahre später, so harmonisch verlief wie das 400.000 Mann Festival (das entspricht übrigens knapp sieben Ausgaben Nature One) bei New York.

Aus diesem Anlass sprechen wir mit einem Zeitzeugen. Kutmaster „Rainbow“ Krupa wurde damals von den Veranstaltern mit seiner Rap-Band Organisierte Invasion gebucht. Er hatte den Slot zwischen Jefferson Airplane und Jimi Hendrix. Allein wenn er daran heute denkt, schlottern ihm immer noch die Knie wie Peter Schloterdijk.

Wir treffen Kutmaster und seine Frau Sunshine auf seiner Farm in Hennessey. Er lebt von seinen eierlegenden Hühnern und dem Anbau von Zucchini und Erdnussbutter. Ab und zu tröpfeln noch ein paar Cent Gema-Gebühren rein. Organisierte Invasion landete kurz nach Woodstock den Welthit „Krieg“.

Herr Krupa oder wie sollen wir Sie ansprechen?

Rainbow, mein Junge, Rainbow. Love!

Rainbow, Sie waren damals live dabei. Erste Frage natürlich: Wie wars?

Großartig, mein Junge, großartig. Peace!

Ja Peace. Wie sind Sie als deutsche Rap-Band überhaupt ins Line-Up gerutscht?

Ich sag nur: Der Bär schafft alles wenn er will!

Der Bär? Und warum waren dann die Fantas nicht dort?

Gut, die gab es ja da noch nicht!

Neben dem vielen Regen und dem Schlamm war speziell für die Künstler ein Problem, aufgrund der unglaublichen Menschenmassen die Bühne zu erreichen. Sind Sie auch mit dem Hubschrauber eingeflogen worden?

Iwo, den haben The Who vollgekotzt und der Heli ist somit ausgefallen. Der Bär hat aber einmal ordentlich quer über das Gelände gepupst und das Meer gespalten. Seitdem heißt er bei uns nur noch: Pupsing-Moses.

Wie war es dann hinter der Bühne?

Alle drauf ohne Ende. War aber cool. So konnten wir locker Features ausmachen für unser erstes Album. Außerdem haben wir gleich ein paar Textrechte verkauft, die uns nicht mehr gefallen haben.

Was denkst du, warum Janis Joplin „Oh lord can you buy me a Mercedes Benz“ gesungen hat? Solche Bling-Bling-Zeilen waren uns schon zu der Zeit viel zu Mainstream. Außerdem hatten wir eh kein Geld für die ganzen Bikini-Bräute im Videoclip. Die waren ja schon damals Pflicht. Von dem Janis Joplin Song kaufe ich mir heute einmal im Jahr eine Großpackung Herztabletten.

Wie waren die Reaktionen als Sie die Bühne betraten?

Verhalten. Aber die Anlage war auch für unsere fette Bassmusik viel zu popelig! Gott sei dank hatten die Friedensbotschafter nix zum Werfen. Sonst wären wir wahrscheinlich tot. Jimi Hendrix hat uns übrigens mit den Worten verabschiedet: „Go to hell, wannabe Rap-Niggaz!“ Da war dann Stimmung in der Bude kann ich Ihnen sagen.

Oh, das ist deutlich. Wie ich Sie kenne, haben Sie alle anderen Auftritte mit ihrem Tonbandgerät aufgenommen.

Natürlich. Bootlegging forever. Fuck off Plattenindustrie. Gleich am nächsten Tag ins Netz gestellt.

Feini. Herr Rainbow, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

Gerne. Noch ein Kiffen, Trip, Heroin, Viagra, Herztablette?

Gerne. Mixen Sie mir doch einen schönen Cocktail. Vielleicht komm ich dann auch mal wieder.

40 Jahre Woodstock wird an diesem Wochenende überall und vor allem in sämtlichen alternativen Begegnungsstätten dieser Erde gefeiert.

 

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