Vinyl-Roulette

Freier Eintritt ist natürlich nichts neues, gabs schon immer und um in der Radio Bar ne Cola trinken zu können, hätte ich eher auch keine 5 Mack zahlen wollen. Aber für ein fettes DJ-Set von DJ All*Star und Thorsten W. bei der Sume war man dann schon bereit dafür ordentlich abzudrücken ;).

Vielleicht mal noch abschließend zur gestrigen Diskussion möchte ich hinzufügen, dass auch ich – insbesondere aus DJ-Sicht – die breitflächige freie Eintritt Politik in den letzten Jahren für die Entwicklung des Nachtlebens als eher negativ empfinde. Die wesentlichen Dinge hierzu haben Wolle und vor allem Flo erläutert, der unter anderem sagt:

„das hat es uns als djs manchmal sehr schwer gemacht einen abend richtig aufzubauen weil der durchlauf immens war. das wiederum hatte zur folge dass man den abend gezwungenermaßen mit hits bestreiten musste.“

Die komm-hier-läuft-gerade-ein-scheiß-Lied-lass-uns-woanders-hingehen-Mentalität kann dich manchmal in die schiere Verzweiflung treiben. An manchen Abenden spielst du Vinyl-Roulette, jede Platte ein neues Risiko, die Nacht kann innerhalb kürzester Zeit kippen und schwupps stehst du alleine da.

Im Umkehrschluss ist im Zuge dessen in den letzten Jahren meiner Meinung nach in Läden, in denen man Eintritt bezahlt, bei einem Teil des Publikums die Erwartungshaltung noch höher. Sprich, sobald ICH reinkomme muss HIER und JETZT die Party des Jahres gehen, weil ICH hab ja hier 3/5/10/15 Euro gezahlt!

Das alles hängt natürlich nicht nur allein mit der Eintrittsgeschichte zusammen, sondern dabei spielt auch der aktuelle Zeitgeist unter der jungen Clubgeneration eine große Rolle. Wobei man sich da fragt, ob es heute überhaupt noch so was wie eine Clubgeneration bzw. Clubkultur gibt (Clubkultur = erlebe bzw. höre das, was du sonst im Alltag nicht bekommst).

Wahrscheinlich kann man über das Thema und was damit noch alles so zusammenhängt eine schöne Doktorarbeit schreiben.

Abschließend sei noch erwähnt und das soll bitte wirklich kein Vergleich sein: Neulich in Las Vegas haben wir pro Kopf 40 Dollar Eintritt für den „Moon Club“ (hieß er glaub) auf dem Oberdeck des Palms gezahlt. Dafür gabs nen geilen Fjuuh vom 53 Stock und 50 Cent, Dr. Dre und Lady Gaga aus den Boxen. Aber im Urlaub flutscht halt die Kohle, gell.

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29 Comments

  1. says: Thorsten W.

    Interessant finde ich hierbei, dass der ein oder andere Club an der Theo-Heuss seit einiger Zeit bewusst mit Eintritt dieser Hier-raus-dort-rein-Mentalität entgegenarbeitet – mit Erfolg.

    Ist halt auch alles Gewohnheitssache – ich weiß noch, wie sich alle darüber aufgeregt haben, dass im zweiten M1 immer 15 Mark genommen wurde – und jetzt les ich, dass Romy immer mind. 10 Euro kostet – das finde ich schon viel, auch wenn ich mich jetzt beim Patze unbeliebt mache 😉

  2. says: Thorsten W.

    Vielleicht sollte man das viel öfter machen? Bzw. könnte ich auch sagen früher fanden die Leute 7,50 Euro viel und heute sind 10 Euro normal… Ich sag nur: Feeva Cru, dienstags im Großen Bär, 3 Mark die gut angelegt waren 🙂

  3. says: julia

    früher hab ich auch nur 7.50 mark für nen long drink gezahlt (im club) und keine 7.50 euro. aber hey, kein mensch hat 1:1 umgerechnet gell? 😉

  4. says: Sebastian

    Ich finde es halt ärgerlich, wenn man Eintritt bezahlt (sprich den Abend in dem Club verbringen will), aber der Club total leer ist. Ich will ja keinen vollen/überfüllten Club, aber alleine tanzen macht nicht wirklich viel Spaß..

    Apropos Blick in den Club werfen, vor dem Bezahlen. Letztens war ich bei nem Kumpel in Leipzig. An der Türe stand so ein Halb-Schwarzer, der übel einen auf Gangster gemacht hat. Auf die Frage ob einer von uns schnell reinschauen darf antwortete er: „Nöh, dös göht nüsch. Döh wörd döh Clüb nüh völl“ 😀

  5. says: martin

    leo, mir ist in dem moment nix besseres eingefallen und da ich eingangs die radio bar erwähne, dachte ich nimmste das halt mal, vielleicht auch, damit so manch einer etwas wehmütig wird 😉

  6. says: sierra sierra

    jepp! martin und thorsten und viele andere haben einfach recht! und dann kommen die mädels und jungs noch zum DJ und wünschen sich SWR-hits. und als sahnehäubchen wollen sie dann auch noch den euro für die garderobe sparen und wollen die gesammelte klamotte ihrer klicke beim dj zum „aufpassen“ abgeben, jajaja…! und umsatz gabs dadurch natürlich auch nicht mehr, allerhöchstens beim weizen, dem lieblingsbier aller gastronomen…! 😉

  7. says: Wolle

    Muaha ;D Es gibt so dumme Leute. Zu mir kam mal einer und wollte sein IPod angestöpselt haben. „Alter, voll die geile Mucke man! Spiel mal ab.“ Oder der Klassiker… „Ey DJ… mach ma geiler!“.

  8. says: Vit

    Ich glaube, es läßt sich gar nich bestreiten, dass die umsonst Clubs/Bars der letzten Jahre die hießige (v.a. elektronische) Clubkultur tendenziell negativ beinflußt haben – aber nicht nur die. Die, ich nenne es Club-Sozialisierung, hat sich im vergleich zu dem wie ich „gelernt“ habe wegzugehen doch gewaltig verändert.
    Wir kamen aus Ludwigsburg, da gab es nichts. Waldhaus und Rofa waren Assi-Läden, in denen man freilich auch seinen Spaß hatte.
    Aber wollten wir mal in einen „richtigen“ Club, was gab es da? Red Dog, Unbekanntes Tier oder M1 (v.1 & 2) – das waren einfach bomben Läden – mit geilem Publikum und hohem Stammpulblikums-Anteil.
    Heute gibt’s es auch im Umland verleichsweise viele Clubs, die qualitativ vielleicht einfach schlechteres Programm machen, und dort „lernen“ die Kids heutzutage wegzugehen.

    Sicherlich waren auch schon damals die internationale Acts die Highlights, aber die Locals waren auch Stars (Die Schwarz Brüder, Sebastian Krieg etc.). Eintritt Zahlen war völlig selbstverständlich und man hat seinen Abend dort genossen, exzessives Club-Hopping war einfach gar nicht vorgesehen. Wollte man es noch weiter treiben fuhr man im Anschluss nach Backnang in die Störung oder Schorndorf ins Nexus.
    Man ist hingegangen weil man bewußt seinen Abend in eben in diesem Club verbringen wollte. Weil man bewußt das Set von eben dem oder jenem sich anhören und dazu feiern wollte.
    Dadurch hat man eben auch selber für die Party gesorgt, heute habe ich das gefühl soll einem die Party besorgt werden.

    Aber man soll natürlich nicht alles negativ sehen und früher war keineswegs alles besser. Hammer Partys gibt es trotzdem – mir scheint bloß alles etwas austauschbarer geworden zu sein.

  9. says: Moritz_Esyot

    Also erstens muss man ja mal noch dazusagen, dass wie gut die Wirte jetzt verdienen oder nicht, so mancher DJ Gagen abgreift die solche Eintrittspreise rechtfertigen. Außerdem ist nicht immer auch der Wirt auch der Veranstalter. Und das finanzielle Risiko das ein Veranstalter mit Miete etc. eingeht muss er eben durch Eintrittspreise kompensieren.
    Eintrittspreise haben noch einen anderen Vorteil. Eine gewisse Klientel wird dadurch von selbst ausgesiebt ohne das ein Türsteher ein besonders offenes Auge darauf haben müsste. Menschen mit dieser krassen „Umsonst-Mentalität“ kommen gar nicht erst in den Club. Das sind typischerweise die Gäste die sich davor schon richtig weggelötet haben, noch ein paar Gramm Dies/Das in der Tasche haben, vllt noch nen Flachmann mit dem guten alten Jelzin und dann an der Theke nen Mineralwasser bestellen.
    Und die Gäste die beim ersten nicht-ganz-so-hippen Lied den Laden verlassen, die dürfen eigentlich gerne gehen… am besten zurück nach Hause.

    Und noch was. Clubhopping macht doch ab und an jedem von uns Spaß.

  10. says: Raimund

    also ich wär absolut bereit beinahe jeden beliebigen betrag an eintritt zu bezahlen, wenn alles passt.
    d.h.
    1.) top sound (in meinem fall: elektronisches, aber kein mainstream 0815 house und auch kein planloses sirenen-elektro a la private fiction)
    2.) gutes publikum (für mich: leute über 25 bei denen auch ab und zu was fürs auge dabei ist;-)
    3.) der club voll ist u. die leute abgehen

    leider finde ich so nen laden zur zeit nicht in stuttgart oder hat mir jemand nen tipp?

    war am WE im romy s. bei moonbootica. sound war in ordnung, aber publikum ist nicht meine „wellenlänge“ — großteil unter 25, technoheads und fast keine attraktiven menschen dabei… das hörte sich jetzt vielleicht oberflächlich an, aber ich hab den eindruck, dass „stylischeres“ publikum in stuttgart clubs mit elektronischem sound eher meidet. aer ist übrigens auch keine alternative – nur poser 😉

    das war früher (mitte 90er, erstes M1, unbekanntes tier…) schon alles viiiiiiiiel besser 😉

  11. says: Thorsten W.

    Das ist ja der Punkt: Clubhopping gab’s früher nicht. Wirklich nicht! Vor allem, weil das Angebot einfach kleiner war – da war an einem Wochenende entweder eine Marlboro-Party oder DJ Hell am Start oder ne Sume oder ne Perfect Lovers oder Westbam… und wenn mal zwei Sachen am gleichen Abend waren war es eine riesen Diskussion im Freundeskreis, wer jetzt wo hin geht.

  12. says: hans

    ich glaube ja das es mit der lage stuttgarts zu tun hat. es fehlt an urbanität und einfallsreichtum der veranstalter.

    alles ausserhalb vom kessel ist einfach nicht stadt und deshalb kommt kein urbanes verhalten der leute an den tag. das klingt vieleicht doof und die ausnahme bestätigt wie immer die regel aber es ist so. entweder die kennen nur die theo und das verstehen sie unter nightlife und clubszene oder es sind raver die zu den großen namen ins rocker gehen.

    beispiel: sowas wie der pudel in HH könnte beim ersten gedanken auch hier in stuttgart super funktionieren. wenn dann aber ein ralf plötzlich 15 minuten ambient spielt um dann mit gabber weiterzumachen hört es hier schon auf.

    ich weiß hamburg und den pudel mit stuttgart zu vergleichen ist weit hergeholt, zeigt aber das ding mit der urbanität und dem schmalen grad zwischen „normalen“ partygängern, nerds, hippstern, liebhabern, trunkenbolden und leuten aus filderstadt auf.

    es führt kein weg dran vorbei leute wer was machen will solls machen und es dann durchziehen, sonst wirds nix. es gibt genug veranstalter die man zu etwas anderm überreden kann.

  13. says: JoeJoe

    Jo, das gab’s eben früher nicht…früher.
    Sorry, aber ich weiss nicht, wie z.b. die Bars auf der Heuss eintritt verlangen sollten ? Ich finde, man sollte da schon zwischen Clubs und Bars mit DJs unterschieden. Witzigerweise haben diese Läden sogar Konzessionen als Bars. Ich glaube, es wäre ’ne ziemliche Lachnummer wenn wir bspw. im Rohbau anfangen würden, Eintritt zu nehmen 🙂
    Die Denkweise, daß der Laden voll wird und voll bleibt, wenn die Leute Eintritt zahlen ist zwar vorhaben, aber oftmals eher ein Armutszeugnis. Wenn ich es anders nicht schaffe, ist das nicht gerade ein Kompliment. Deswegen auch: Es mag tragisch sein, daß man da oder da nicht etwas bewegen konnte. Aber dann muß man sich auch die Fragen stellen „gab es die Zielgruppe dafür ?“, „wollten genug Leute das hören ?“…
    Ich glaube, wenn man den Gästen die Schuld gibt, ist das abwegig.
    Ich habe die Beobachtung gemacht, daß sich viele mit Eintritt ins eigene Fleisch schneiden. Im Climax wird die Wasserflasche auf’m Klo aufgefüllt, Frauen ab 35 gehen am WE lieber ins Amici als im Bravo 5 Euro Eintritt zu zahlen…
    Und mal ehrlich ? Wo wird denn gesoffen und kostet es dort etwa Eintritt ? In der Boa nicht, im Amici net, Suite, Rohbau…usw…usf…
    In meiner Gastrobeobachtung kommt die Aussage, das jene, die keinen Eintritt zahlen wollen, auch nichts trinken leider überhaupt nicht hin 🙂
    Wer bereit ist, 50 Euro zu verzehren oder gar ’ne Flasche Schampus zu trinken, ist eben ungern bereit, auch noch Eintritt zu berappen. So sehe ich das. Und ich vergesse dabei nicht, von was ich eigentlich lebe. Auch wenn es vielleicht andere tun…
    Zu den SWR3 Hits: Mich nerven die auch, keine Frage 🙂
    Aber wie schon oft gesagt: Niemand hindert jemanden daran, ebenso in den Charts zu sein. Das wird niemanden verboten oder verhindert. Angebot, des Volks Geschmack, Nachfrage 🙂
    Thorsten hat da schon Recht. Früher gab’s das nicht….
    Aber andererseits muß man sich eben auch Gedanken machen, ob es für ein Angebot nicht längst schon nimmer die Zielgruppe in der Menge gibt 🙂
    Somit liegt auch Raimund nicht ganz falsch…

  14. says: R@imi

    also ich kann natürlich verstehen dass für den einen oder anderen der eintritt völlig überteuert ist, aber wie meine vorredner bereits gesagt haben ist dieser für gewisse acts einfach unabdingbar. aber um jetzt mal einige leute wieder runterzuholen schildere ich mal kurz die situation als ich in brasilien im urlaub war, genauer in rio. dort bezahlt man als mann mindestens 30 euro eintritt um in einen club zu kommen. hab sogar preise bis zu 120 euro erlebt. keine angst, hab ich nicht bezahlt. aber seit dieser erfahrung bin ich gottfroh wenn ich „nur“ nen 5er oder 10er bezahle. außerdem darf man für diesen preis weder nen subba-dj noch nen freifahrtsschein fürs saufen erhalten. um sich die laterne anzuknipsen muss man nochmals kräftig investieren. da könnte ich mir anstelle so eines abends beinahe schon den RAM nach hause holen !

    ach ja, um noch eins draufzusetzen – verzichtet doch lieber mal auf ne schachtel kippen und knausert nicht beim eintritt 😉

  15. says: chris

    „Ist halt auch alles Gewohnheitssache – ich weiß noch, wie sich alle darüber aufgeregt haben, dass im zweiten M1 immer 15 Mark genommen wurde – und jetzt les ich, dass Romy immer mind. 10 Euro kostet“

    Wir haben im Prag auch immer 15 Mark verlangt. DJ’s die damals genau so populär waren wie heute, hat man für dieses für heutige Verhältnisse kleine Geld zu sehen bekommen.

    Naja, wenn man die DJ mit immer höheren Gagen anfüttert muss man sich nicht wundern das die das auch irgendwann verlangen.

    Wenn das so weiter geht, dann haben wir bald ne Clublandschaft wie auf Ibiza. Auf der letzten Day n Night im Rocker 33 musste man noch mal extra Geld zahlen wenn man das Gelände verlassen wollte und wieder rein mochte.

    Ich bin mal gespannt was sich für tolle Sachen die Veranstalter der Sven Väth@Dingsbums Veranstaltung einfallen lassen.

    Ich hab das letzte mal für Sven Väth in Stuttgart bei ner Off Location Party im SKF – war ne Partysan Party (damals noch mit Petro) ca 25 Mark gezahlt. Ich schau aber heute abend noch mal nach, hab das Ticket noch an der Pinnwand. Ne kostenlose Afterhour mit Sven Väth im Prag gabs auch noch dazu.

    Die Preise sind die gleichen geblieben nur die Einheiten haben sich geändert. Gilt allerdings nicht fürs Konto

  16. says: franzi

    Wenn ein prima DJ auflegt (egal ob der national oder international oder sonstwo bekannt ist, hauptsache mir gefällt die Musik) zahle ich gerne Eintritt, man bekommt ja schließlich auch eine „Leistung“ dafür.
    Allerdings hält mich der Eintritt auch nicht davon ab eine Party, wenn sie scheiße ist, wieder zu verlassen! Dann ärgere ich mich vielleicht kurz über die 5/8/10 €; dass ist mir aber lieber, als das ich mir von einer schlechten Party den ganzen Abend versauen lasse…

  17. says: SoHo

    Hey chris, an die Party aufm SKF Geländer kann ich mich auch noch erinnern. Wie die Leute per Mikrodurchsage über die kostenlose Afterhour im Prag informiert wurden, und das man Reisebusse bestellt habe um die Feiermeute ins Prag zu karren 🙂 Man, waren das geile Zeiten!! Und der Herr Väth machte dort fleissig weiter…

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