Stuttgarts mystische Fußgängerbrücken: der „Wulle-Steg“

S21 Baustelle, kuriose Fußgänger-Leitwege, Biergarten, Planetarium, Mordor-große Ministeriengebäude, die schier unüberwindbare Willy-Brandt-Straße, eine der Hauptachsen des Neigfahra-Lifestyles: im Mittleren Schlossgarten ist unser schönes Stuttgart ganz besonders räudig, danke Beyoncé.

Diesem rauen Ensemble kann aber schnell entfliehen: Nämlich über den absolut nicht barrierefreien „Wullesteg“, der verdientermaßen im Rahmen unser losen Serie „Stuttgarts mystische Fußgängerbrücken“ seinen Walk of Fame-Stern bekommt.

Die Brücken-Konstruktion von 1987 zeichnet vor allem aus, dass sie ohne Stützpfeiler auskommt: „Beidseits der Hoteleingangshalle sind die Hauptseile verankert. Am anderen Ende des Stegs sind die Seile seitlich an der Betonplatte des Fußgängerstegs angeschlossen, wodurch an dieser Stelle Zugependel erforderlich werden. Die Stahlbetonplatte leitet die Horizontalkräfte zurück zum Hotel„, erfährt man auf der Homepage des Ingenieurbüros sbp.

Soviel zur Architektur und Physik. Jetzt zum Erlebnistest. Zunächst einmal müssen sehr viel Stufen überwunden werden, damit man über überhaupt den Abgasfluss Willy-Brandt-Straße überwinden kann. Oben am Portal seitens Schlossgarten angekommen steht ein Zylinder aus Ziegeln herum, linke oder rechte Pille: Was soll das? Ah ja, es war 1987.

Das Highlight ist weniger das Brückenstück, sondern die Ankunft im Innenhof vom Le Meridien Hotel. Noch mehr Stufen, Geländer, Rondelle, eine Gastro namens Kleinschmeckerei, weitere Treppen, immer wieder schaut man fasziniert zurück, wie das hier alles passieren konnte und auf einmal steht man am Kernerplatz.

Die Stufen auf der Hotel-Seite des Wulle-Stegs haben seit 2016 einen Namen: Wulle-Staffel.

Jedenfalls: Ein herrlicher, schneller Transfer vom Mittleren Schlossgarten ins Kernerviertel, sollte man gut zu Fuß sein. Mehr Infos hier oder hier (sehr gute Seite) und jetzt noch die Customer Journey Experience:

Auszug von der Homepage „Stuttgart im Bild“:

Seit 1987 quert der ‚Wulle-Steg‘ die Willy-Brandt-Straße in Höhe des Hotels Le Méridien. Der Steg wurde als stützenfreie Konstruktion errichtet. Auf der einen Seite ist er seitlich der Hoteleingänge auf dessen Dach verspannt. Auf der anderen Seite, zum ‚Mittleren Schlossgarten‘ hin, sind Zugpendel für die Befestigung der Spannseile seitlich des Fußgängersteges an der 26 cm starken Betonplatte erforderlich. Der Entwurf des ‚Wulle-Stegs‘ stammt von den Architekten KBK – damals noch Kammerer, Belz, Kucher und Partner, Stuttgart – im Zuge der Umsetzung des Hotels, sowie der zum Kernerplatz angrenzenden Ministerien.

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