Horror Musikwünsche bei DJs: Sexy Bitch von David Guetta

Seit einigen Wochen wünscht sich das hochverehrte Publikum gerne „Sexy Bitch“ von David Guetta feat. Akon. Ich kenne DJs, die dieser Wunsch schon zur Weißglut getrieben hat. Ich selbst bin damit bislang erst zwei, drei mal konfrontiert worden.

Und nicht nur das: Ihr werdet es mir kaum glauben, aber ich kannte das Lied bis gerade eben nicht. Ich schwör´ bei den Schnitzel meiner Mutter!

Erst am Samstag im Tonstudio trat ein junger Mann in einem rosa Hemd ans DJ-Pult trat (es sollte übrigens bei dem einzigen Wunsch des Abends bleiben, manchmal gibt es eben doch noch einen Gott) und wirklich freundlich fragte:

„Entschuldigen SIE, meinen SIE, es wäre irgendwie möglich am heutigen Abend „Sexy Bitch“ von David Guetta laufen zu lassen oder passt das überhaupt gar nicht in die Abendgestaltung?“

„Sehr verehrter junger Mann in dem gut sitzenden Hemd,“ antwortete ich, „wie Sie schon richtig vermutet haben, passt dieses Lied weniger in die Abendgestaltung, weil das Samstagkonzept dieser durchaus feinen Lokalität eher „schwarze“ Musik vorsieht.“

Ja, dafür habe er wirklich Verständnis und bedankt sich trotzdem. Man wünscht sich mehr von solchen Gästen!

Das möchte ich zurückgeben und habe mich nun prompt auf die Suche nach dieser vermeintlichen Perle der zeitgenössischen House-Music gemacht, die sich voraussichtlich das nächste halbe Jahr noch circa drei Millionen mal gewünscht wird.

Immerhin möchte man den Gästen drei Millionen mal mit reinem Gewissen „nein, hab ich nicht“ antworten. Sprich die eigene Qualitätsüberprüfung des Konsenskracher des Jahres 2009 ist meine oberste Pflicht als DJ.

Denn wer weiß: Zwar lässt eine Kombination der Worte „David Guetta“, „Sexy Bitch“ und vor allem „Akon“ prinzipiell auf kein gutes Ergebnis schließen, aber vielleicht haut mich das Lied derartig doch vom Hocker, dass ich es ab nächsten Freitag in mein Set einbaue?

Also gschwind auf youtube gegangen und mir die Wichsvorlage angeschaut. Heiße Bikini-Miezen suggerieren eine hedonistische Beachparty inklusive Pornoflair. Da wären wir doch alle gerne dabei. Die ersten 10 Sekunden sind auch gar nicht schlecht eigentlich. Groovy Beat. Aber dann kommt Akon.

Bei Akon frage ich mich immer ob das jetzt Rap oder Gesang ist. Das ist auf jeden Fall die furchtbarste Stimme, die es in den letzten 10 Jahren in die Charts geschafft hat. Ich glaube, dass selbst 10 sturzbetrunkene Sangria-Eimer schöner eine Arie von Luciano Pavarotti singen als Akon jemals einen Song in seinem Leben.

Nun ja, der Rest ist halt so Electro-Bratze. Mir ist das Hitpotential dieses Tracks nicht ganz ersichtlich. Der Guetta, den ich übrigens wirklich respektiere, objektiv betrachtet als guten DJ einstufe und vor seiner Lebensleistung nur den Hut ziehen kann, hatte mal so ein Lied das hieß irgendwie „Just a little more love“ oder so. Da konnte man schön mitsingen. Das hab ich verstanden. Das war ne waschechte Hymne.

Aber mit meiner Meinung stehe ich wohl fast alleine auf diesem Planeten. So mancher Youtube-Clip von „Sexy Bitch“ wurde über 6 Millionen mal angeklickt. Das wird noch lustig in den nächsten Wochen. Mir schwanen böse Diskussionen. Aber gut dass man mal reingehört hat.