Im Ludwigsburg brennt noch Licht: Udo Jürgens in Concert

Erlebnisbericht von unserem Leser Tilman, zu dem ich ihn nach einer Beichte bei der Kessel.TV-Rollerausfahrt genötigt habe.

Es war am Samstag, 04. September 2010 um ca. 13:47 Uhr während der Mittagspause der bereits jetzt schon legendären Kessel.tv Roller-Ausfahrt… Glemseck 101
…ein Satz…
…eine Aussage, die ich mir vorab mehrfach überlegt hatte…
…eine Aussage, die mal so gar nicht in den Rahmen des Umfelds gepasst hat:
– Rocker, die Deine Vespa anzünden wollen… okay soll ja mal vorkommen…
– Rocker mit Vollbart, Kessel (aka Ranzen) und Lederkapuze… okay, besoffen beim Brunnenwirt falsch abgebogen – auch schon mal gesehen…
– Rocker, die sich in einem Zelt tätowieren lassen… gut, ich wollt eigentlich kein Arschgeweih – aber wenns unbedingt sein muss…
– Rocker mit platten Hinterreifen in einer stinkenden Gummi-Rauchwolke… naja, Old Spice für Rocker halt…
– und wir… mittendrin
…sollste? sollste nich?…
…hier und jetzt?…
…okay Luft anhalten und…
„He, Jungs ich geh nachher zum Udo Jürgens Konzert!“

PAUSE

Whut the f**k?
Erstmal hä?
Wie bitte?
Und dann…“Ja, das is ja mal voll fett!“
Und „Wie geil is das denn?“
Thorsten meinte dann nur: „Schreibste nen Bericht für’n Blog?“

Also gut schreibste nen Bericht für’n Blog:

Zu allererst mal zu meiner Verteidigung: Ich hab die Karten geschenkt bekommen! Ehrlich! Und als überzeugter Schwabe – keine Frage, gehste mal hin und schauste Dir das mal an. Also  direkt vom Roller unter die Dusche, Bier in die Hand, Jacke untern Arm und ab nach Ludwigsburg.

Open Air – 5.000 Sitzplätze (und nochmal in Worten: Fünftausend! Wer geht denn dann noch zum SEMF oder aufs Weindorf?). Im Innenhof des Residenz-Schloss angekommen: Wow! Den Altersdurchschnitt werden wir wohl auf keinen Fall senken können.

So schnell findet man neue Freunde

Graue Haare mit Violett- oder Silberstich in der massiven Überzahl. Ich denk mir nur: Wenn jetzt einer der „eigentlichen Zielgruppe“ draufgehen sollte, dann wenigstens in feinem Ambiente – Wahrscheinlichkeitsrechnung lass ich jetzt aber mal lieber sein.

Gut, nächstes Bier, zwei Ohrenstöpsel, und zack da geht’s schon los.

Udo Jürgen Bockelmann wurde am 30. September 1934 um 19.30 Uhr in Klagenfurt/Österreich geboren. Seine Mutter stammt aus Schleswig-Holstein, der Vater ist Landwirt und wurde in Moskau geboren. Der Onkel mütterlicherseits war…  lade Dir hier seine Klingeltöne runter… Oh Mann, wie die Jungs im Internet die ganzen Omis abzocken.

Spaß beiseite, der gute Mann ist sage und schreibe bald 76 Jahre alt und macht ein Programm von fast zwei Stunden. 12 Solo-Konzerte in diesem Jahr – im letzten waren es 63 – alter Schwede, äh Österreicher oder doch Russe – naja ist ja auch egal. Aktuell lebt er in der Schweiz und lässt es sich gut gehen.

Nicht schlecht jedenfalls denk ich mir. Udo hat zwei Tassen Tee auf dem Piano – ob mit Schuss oder nicht konnte ich nicht erkennen – obwohl wir in der ersten Reihe saßen, was uns dann auch noch zum „Verhängnis“ werde sollte, dazu später mehr.

Hammer Tracks wie
– „Bruder, warum bist du nicht mehr mein Bruder“
– „Der Mann mit der Mütze“
– „Eine Hand ist keine Faust“
– „Gaby wartet im Park“
– „Zum dritten Mal 25“
– „Hallo ich bins“
oder auch der Smash-Hit:
– „Im Kühlschrank brennt noch Licht“
brachten das Publikum zum, ähm, Brodeln, die Lightshow erledigte den Rest…

Einer der Tracks ging ungefähr so, zum Auswendiglernen hier der Link

Eine Frau wie du braucht keinen
Heimlich-Porno-Schauer, Oh, no!
Und Sich-nicht-zu-Beate-Uhse-
Trauer, Oh,no!
Keinen Draußenraucher
und „Viagra“-Braucher,
keinen „Mausimama“-dir-ins-
Öhrchen-Haucher…
Keinen Sissi-Film-Flenner,
keinen Lindenstraßenkenner

WORD
Ich glaub davon gibt’s auch schon einen Lil’John Remix! Mischi check das mal – ein Special Report bei YoKTV Raps folgt bestimmt.

Erste Stunde rum und so langsam merke ich die Biers – Pause – sehr gut. Der zweite Teil beginnt wie der erste aufgehört hat: Mega Stimmung, graue Haare beim Headbanging, erwachsene Blumenmädchen, die sich strecken müssen, um ihre Rosen auf die Bühne zu werfen, bis zu dem bereits angekündigten Moment:

Erste Reihe, fragt mich nicht bei welchem Song, aber plötzlich wie von der Tarantel gestochen stürzen sich mindestens 50 der noch agileren Zuhörer an uns vorbei bzw. über uns drüber und stürmen vor an die Bühne ohne Rücksicht auf Verluste. Bis ich gecheckt hab was da eigentlich gerade abgeht, ist meine Poleposition in der ersten Reihe völlig wertlos. Verdammte Axt: Groupies überall – was geht denn hier ab?

Egal, rennste einfach mal mit! Und da standen wir dann 4 Meter entfernt von Udo für „Ich war noch niemals in NY“ und „Tausend Jahre sind ein Tag“ und ganzen weiteren drei Zugaben nach über zwei Stunden musikalischem Ohrenschmaus.

Nach meinem ersten Wu-Tang Konzert, Capone’n’Noreaga oder dem Gig von Jazzy Jeff war ich bei weitem erschöpfter, muß aber zugestehen, dass dieses Konzert genauso einen Platz in meinen Erinnerungen an musikalisch untermalte Abenteuer haben wird.

Summa summarum: Ich fands einen sehr coolen Abend und würde mit der freundlichen Unterstützung der Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. KG so was garantiert nochmal machen.

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14 Comments

  1. says: alx

    der tilman…und ich fraach noch warum der so wegflitzt wo es am Fernsehturm so gemütlich war…

    ich kanns verstehen, wäre auch hin, aber hätte härteres als Bier gebraucht…;-)

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