Digitale DJ-Systeme: Traktor hat Probleme mit Apple

Ich kann ja nicht warten bei so was. Apple kündigt eine „echte“ neue Version seines Betriebssystems an – also mit wirklich für den User sichtbaren Änderungen respektive Verbesserungen – ich les 1-2 Rezensionen und bin am Start. Ist ja auch so einfach heutzutage. Knapp 20 Euro für das Update von Snow Leopard auf Lion, direkt runterladen im App Store, drüber installieren und fertig.

Davor natürlich ein Backup gemacht auf meine neue 2 Terabyte-Festplatte. 2 Terabyte für 70 Euro, Alter, für das Geld hast du vor einem Jahr gerade mal 1 TB bekommen, vor zwei Jahren 500 MB und in meiner Jugend einen 10er-Pack Disketten.

Gefällt mir insgesamt auch echt gut, der Lion, man scrollt jetzt andersrum, man kann schick hin- und herwischen, es gibt eine systemübergreifende Rechtschreibkorrektur, in den Apple-eigenen Programmen muss man nicht mehr speichern, weil das automatisch passiert, und auch sonst fühlt sich das einfach modern und sinnvoll an. Gut, braucht man nicht, aber Spaß macht’s.

Meine größte Sorge bei so einem Update ist ja immer der Traktor, mein DJ-Programm. Das muss funktionieren, da gibt’s keine Alternative, sonst steh ich so blöd da wie Ram vor einer Weile, als ihm eine gecrasthe Festplatte den Abend in der Suite versaut hat.

Also kurz in ein paar DJ-Foren nachgeguckt, das offizielle Statement von Native Instruments gecheckt, Fazit: Kein Problem mit Traktor und Löwe. Zu Hause zur Sicherheit mal den Traktor hochgefahren, alles läuft wunderbar.

Vergangenen Freitag fahr ich dann in die Suite zum Auflegen und hab unterwegs schon ein komisches Gefühl. Vielleicht bilde ich mir das auch nur jetzt im Nachhinein ein. Vor Ort stöpsel ich alles ein, nach über 6 Jahren Laptop-DJing Routine, auch wenn ich bis heute jedes Mal froh bin, wenn alles läuft. Und dann ist es so weit: Es läuft nicht.

Die Traktor-Software erkennt den Audio8, also die externe Soundkarte, nicht. Das scheiß grüne USB-Lämpchen am Gerät, das die Verbindung anzeigt, blinkt anstatt dauerhaft zu leuchten wie es sich gehört. Ok, keine Panik, irgendwas ist immer und erst mal alle üblichen Maßnahmen ausprobieren: Traktor neu starten, Rechner neu starten, an alle Kabeln rumwackeln. Nix.

Also kurz googeln – Suite-Wlan FTW – und der erste Fund: Blinkendes Lämpchen heißt Audio8 am Arsch. Fuck (hehe, die Rechtschreibkorrektur macht aus „Fuck“ „Funk“ :-)). Jetzt muss ein Plan B her, und in solch einer Situation können nur die DJ-Kollegen helfen.

Also ruf ich nacheinander DJs an, von denen ich hoffe, dass sie mir einen Audio8 ausleihen können oder zumindest jemanden kennen der das kann: Ram, geht nicht ran, Frico, geht nicht ran, Norman, geht nicht ran, Tom de Beyer, hat sein Audio8 bereits an Karl Francis verliehen, Rick, geht nicht ran, Skully – Bingo! Auf den Technikgott ist halt Verlass. Mit ein wenig verschlafener Stimme teilt er mir mit, dass ich seinen Audio8 bei ihm zu Hause abholen kann.

Also rein ins Auto und ab nach Heslach. Unterwegs überlege ich mir, was Plan C ist, wenn Plan B nicht funktioniert. Mit Platten auflegen? Verrückt. Ich könnte vielleicht tatsächlich schnell ein Set zusammenstellen, aber ich wüsste nicht mal, wie ich die Platten transportieren sollte. Eine große Plattentasche hab ich schon lange nicht mehr.

Skully lacht mich dann erst mal aus. „Was, du hast auf Lion upgedatet? Hahaha, sowas mach ich nie vor dem zweiten Update. Kann schon sein dass darum dein Treiber nicht mehr funktioniert.“

Ja toll, das ist ermutigend. Wenn das jetzt nicht funktioniert hilft nur noch Plan D – ein anderer DJ muss einspringen. Schöne Aussichten – einen Kollegen Freitagabend um 10 überreden, vom Sofa aufzustehen und für mich einzuspringen. Aber noch bin ich guter Dinge.

Zurück in der Suite also umstöpseln. Zum Glück ist es immer noch relativ früh und noch wenig los. Es bleibt also noch Zeit. Und die scheiß grüne Lampe an Skullys Audio8 blinkt ebenfalls. Verf*** Sch***. Ok, ganz ruhig. Die Barleute werden auch schon etwas unruhig, während ich versuche, völlig gelassen zu bleiben. Nach außen.

Eine Chance hab ich noch: Wie wär’s, wenn ich einfach mal ein Update von meiner Traktor-Software mache? Sehr verrückt. Gesagt, getan, und schon als der Rechner nach dem Update wieder hochfährt sehe ich ein beruhigend dauerhaft leuchtende grüne Lampe. Es wird doch nicht… doch! Es tut! Alter Schalter!

Mir fallen zwei dutzend Monte Scherbelinos vom Herzen, die Barleute applaudieren und ich preise einmal mehr das Wlan in der Suite, Traktor, Skully und alle DJs dieser Welt. Auf die übrigens doch Verlass ist – alle, die ich angerufen habe, rufen im Laufe des Abends zurück. Außer Norman, der wahrscheinlich gemütlich war, aber das ist okay.

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30 Comments

  1. says: Heslach Buddah

    da stellt sich mir die frage wieso du das nicht vor dem gig gechecked hast und erst beim auflegen – seggel ;). aber dafür ist es ein netter beitrag geworden.

  2. says: martin

    weil thorsten daheim nur einen plattenspieler hat? 😉

    bin bei neuen betriebsystemen mega late bird und lion mach ich mir erst im sommer 2014 uffn rechner. ich setz dann aber auch immer komplett neu auf, mein os 9.2.2. rollt halt auch noch wie die sau.

  3. says: Ken

    Konnte den Angstschweiss aus Deinem Text richtig herauslesen! Bist aber auch echt todesmutig mit neuem OS und alter DJ-Software zum auflegen zu erscheinen. Habe mich jetzt dazu entschlossen wieder mit CDs aufzulegen (zumindest in Locations wo auch richtige CD-Player drinstehen -> CDJ 800 aufwärts und nicht irgendwelche Hobbylaufwerke für Lieschen Müller oder DJ Hardhorst). Da mach ich mir lieber wieder die Arbeit CDs zu brennen, als mit technischen Problemen rumkämpfen zu müssen (obwohl, wenn man zwei CDJ 2000 dastehen hat, braucht man auch nichts mehr zu brennen. Aber bevor die mal in Stuttgart in irgendeinem Club oder einer Bar stehen werden, ist Griechenland schuldenfrei).

  4. says: Phil Grooves

    Hatte genau das selbe Problem: Upgrade auf Lion und Traktor hat das USB-Geraffel nicht mehr erkannt. Hab dann direkt mal nach Software-Updates geschaut und gemerkt, dass NI schon ne neue Version rausgehauen hat. Runterladen, updaten, läuft. 🙂

  5. says: Herr Cut

    Vinyl ist halt echt geil, so nen elektronischen fall-out fänd ich echt mal super. Dann wären auf einen schlag diese verf****** ichkaufmirnenlaptopundtraktormitautsyncunddenkichbin`sjetzt super djs (man beachte das Apostroph) vom Markt. Ich sag ja immer :“Schuster bleib bei deinen Leisten, nur weil du Musik machst oder ein Sternchen bist kannst und brauchst ja nicht auch auflegen“!
    Habe mir auch den Löwen auf mein Mac gespielt und bis jetzt mein Serato noch keiner genaueren Prüfung unterzogen. Ich hoffe es geht alles gut 😉 Serato hat auch noch keine Version rauß für den Löwen (Obwohl eine update rauß kam)! Ich hoffe die kommt bis Samstag.
    In diesem Sinn

    good luck

  6. says: Ken

    herr cut, ich verstehe den sinn deines postings nicht: du findest vinyl toll, contoller jockeys scheisse, legst aber selbst mit mp3s und serato auf???

  7. says: Patze

    Ken, das hab ich auch gerade gedacht! Ach ja und wenn du ein oder zwei CDJ 2000 wünscht, solltest du jemals bei uns spielen… bekommst du die auf jeden Fall hin gestellt!
    😀

  8. says: Sergio E

    ich mach mir tatsächlich die scheiß Mühe, trotz Traktor, einmal im Monat alle bezogenen Tracks auf CD zu brennen. Dann kurz mit dem jeweiligen Monat beschriften und immer n kleinens CD Täschle dabei haben….

  9. says: Herr Cut

    Nein, vielleicht etwas diffus ausgedrückt. Ich finde scheisse das die Leute heute nicht mehr aus Überzeugung Dj werden sondern weil es hipp erscheint. Kurz nen Programm gekauft und paar Tracks runtergeladen und los gehts. In meinem ersten Jahr hatte ich 20 Platten, vielleicht paar mehr, und war damit beschäftigt mal den Beat übereinander zu bekommen. Heute drückst den Sync button und fertig. Ist halt zu einfach geworden Dj zu werden damit.
    Jemand der mit Platten auflegt kann gerne alles an Technik benutzen was der Markt her gibt, doch zuerst mal auflegen lernen „analog“.
    Ich hoffe es war jetzt etwas klarer.

  10. says: Phil Grooves

    Yo, im Internet kann auch jeder Kommentare posten der nen Browser hat. Drückste den „Kommentar absenden“ Button und fertig. Vielleicht sollten einige da auch vorher mal analog auf Papier üben. ;p

  11. says: Niko

    Für mich als Nicht-DJ war es schon immer sehr egal, ob jemand in einem Club mit Platten, CDs, Laptop oder handgeklöppelten Wurstscheiben auflegt. Hab eigentlich noch nie erst nach des DJs Handwerkszeug geschaut, und dann anhand dessen beschlossen ob ich die Musik dort gut oder schlecht finde. Und ich hab auch noch keinen Party-Qualitätsunterschied zwischen den genannten Formaten feststellen können, denn die Güte des Mixes hängt ja vom Gespür des Plattenlegers für die Gäste und die Stimmung ab und nicht vom physikalischen Trägermedium, wenn ich das richtig beurteile. Innerhalb der ultrageheimen DJ-Kultur gibts da aber bestimmt ganz ganz dolle Unterschiede, da ist das Equipment quasi der Hankycode des Turntablisten.

  12. says: Whiskydrinker

    @Niko: Amen!

    @aUtO: Und wenn schon? Der Surgeon arbeitet mittlerweile seit Jahren mit Ableton. Ich glaube nicht, dass der da was von Hand synct. Doch gerade seine Sets sind für mich mittlerweile so ziemlich die Krönung.

  13. says: Whiskydrinker

    Ken, ich sehe wir haben den gleichen Geschmack.

    Wobei das Set aus dem Fabric in der Langversion auch der Hammer ist. Oder das aus dem Room 237.

    Martin, das was der Surgeon heute macht hat er so selbst so umschrieben: „It’s all Techno to me“.

    Interessanterweise hat er dann noch gesagt, dass er auch viel Drum&Bass drüberlegt. Mit Ableton auf Techno-BPM runtergepitcht. Wenn man in dem Fall noch von „Pitch“ reden kann.

  14. says: Ken

    @ Whiskydrinker:

    Es gibt ja einiges, das als Dubstep oder Drum&Bass bezeichnet wird, meiner Meinung nach aber astreiner, sehr futuristischer Techno ist. Oder jede zweite Platte wird als House bezeichnet und man sich fragen muss, ob die Produzenten jemals House gehört haben. Da sind dann DJs wie Surgeon oder Pete (Scion/ Hardwax) echt nötig um die diversen Stile auf dem Dancefloor in einer neuen Mischung unter einen Hut zu bekommen. Seit dem Nachdigital 14 bin ich auch ein Fan von Ikonika geworden. Die hat ein fantastisches Set abgeliefert!

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