Yo! KTV Raps (15): Incarcerated Rapfaces

Hallo liebe Yo! KTV Raps-Leserschaft,

Mir persönlich hat es das Kopfkino, das guter, atmosphärisch dichter Straßenrap auslösen kann, seit Mobb Deeps „The Infamous“ schon angetan, aber wenn ab und an die Realität das Erzählte einholt oder sogar übertrifft, bekomme ich echt Kopfschmerzen.

Viel Spaß mit fiesen Kopfschmerzen, aber auch haufenweise guter Musik bei einer neuen Folge Yo! KTV Raps!

Die Yo! KTV Raps-Chaingang

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ja ja, der Clifford Harris aka T.I.: der kann einfach nicht seine Hände von Pillen, Gras und unregistrierten Wummen lassen. Nachdem er erst vor kurzem aus der Haft entlassen wurde, um neue Tracks zu recorden und einen Bankräuber zu spielen, wurde er nun von einem gestrengen Richter für elf weitere Monate hinter schwedische Gardinen geschickt.

Der Grund: nach einem illegalen U-Turn auf dem LA Sunset Boulevard wurden T.I. und seine Frau, der R&B-Zwerg Tiny, von den Cops angehalten und die waren gar nicht happy, als sie bemerkten, dass T.I. gleich in drei Fällen gegen seine Bewährungsauflagen verstossen hatte: „possessing ecstasy, testing positive for opiates and associating with a convicted felon“.

Dass er scheiße gebaut hat, war Clifford ziemlich schnell klar – laut MSNBC bat er den Richter „…. not to send him back to prison, saying he needed to get help for drug addiction. He told the judge he “screwed up” and pleaded for mercy.”

Da hilft es auch nichts, dass er zuvor medienwirksam einen lebensmüden Mann davon abbringen konnte, von einem Dach zu springen, oder ein Alzheimer-Benefit-Dinner geschmissen hat.

(Bild via rapup.com)

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ein noch größeres Kaliber ist aber Lil Boosie: Der schmächtige Rapper aus Baton Rouge mit dem prägnanten Kurzhaarschnitt ist in den Teilen der Welt, die für sich das ultimative Rapverständnis beanspruchen (=die beiden Küsten, Europa und Japan), kaum bekannt, wird aber vor allem im Süden der USA massiv wegen seiner Hoodtales abgefeiert (und hier in Stuttgart wahrscheinlich am ehesten im proTon).

Also: Nachdem der Kerle schon ein paar mal wegen Drogen- und Knarrengeschichten verknackt wurde, ist Lil Boosie nun in mindestens einem Fall des Mordes angeklagt worden (es könnten angeblich noch mindestens fünf weitere dazu kommen).

Darüber hinaus wird ihm vorgeworfen, über seine Freundin, eine Gefängniswärterin, im großen Stil und über einen längeren Zeitraum Drogen in einen Knast geschmuggelt zu haben und dort auch ein „Vertriebsnetz“ aufgebaut zu haben.

Im schlimmstmöglichen Fall landet Lil Boosie auf dem elektrischen Stuhl.

Manchmal ist es vielleicht doch nicht so schlimm, wenn Rapper mit ihrer Drogenbaron-Vergangenheit prahlen, obwohl sie vor ihrer Karriere als Gefängniswärter gearbeitet haben – das sollte man bei jeder Realness-Debatte im Hinterkopf behalten …

(Randnotiz: Lil Boosies aktuelles Album heißt passenderweise „Incarcerated“, die aktuelle Single „Better Not Fight“….)


. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Komm, einen haben wir noch: Kareem “Biggs” Burke, der Co-Founder von Jay-Zs Roc-A-Fella Records und Executive Producer von dessen Alben (im Bild oben links), wurde im Rahmen einer groß angelegten Drogenrazzia mit 43 weiteren Verdächtigen hochgenommen. Der Vorwurf lautet, Biggs wäre eine der zentralen Figuren in einem riesigen Weed-Vertriebsnetz, das von NY bis nach Florida reicht und angeblich die Metro Area NYC beherrscht hat. Was soll man da noch sagen? You can´t knock the hustle ….

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

So, Schluss jetzt mit dem Gangsterquatsch (na ja, zumindest fast): Vor ein paar Tagen stiegen wie jedes Jahr die BET HipHop Awards, eine Show, die an sich eher nervt, aber einen guten Part hat – die obligatorischen Rap-Cyphers.

Und das geht so: Premo an den Tellern, monotoner Boombap aus den Boxen und eine stets unterhaltsame Auswahl an Rappern, die ihre Skills präsentieren.

Highlights waren dieses Jahr der G.O.O.D. Music-Cypher mit Kanye West, Common, Big Sean (zu dem kommen wir noch weiter unten), CyHi da Prince und Pusha T sowie der Väter-Söhne-Cypher mit Reverend Run von Run-DMC und Ice Cube mit ihren rappenden Sprösslingen (Rev. Run hat sie alle nass gemacht, by the way).

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Die beiden „Fat Beats“-Plattenläden in New York und LA waren über Jahre hinweg eine absolute Institution in Sachen Vinylfachwissen. Aber hey, der Musikindustrie und vor allem dem Rapableger geht es von Jahr zu Jahr immer beschissener und diese ignoranten Kids kaufen einfach keine Platten mehr.

Und so kam es, wie es kommen musste: Vor ein paar Wochen schlossen die beiden kultigen Pilgerstätten für rap-verliebte Küstenbewohner, Europäer und Japaner ihre Pforten.

Zuvor zollten aber gerade in NY noch mal haufenweise Promis und langjährige Supporter Fat Beats ihren Respekt, darunter DJ Premier, Just Blaze, A-Trak, Statik Selektah, DJ Scratch, Rass Kass, Tanya Morgan, J-Live, Masta Ace, Supernatural oder Cipha Sounds.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Zum Glück gibt es aber immer noch genug Fans von HipHop, denen man das gar nicht zutrauen würde – neben Late Night-Show-Hosts und Ex-Boyband-Mitglied-gone-Popstars wären da z. B. auch Teeniestars.

So hat die Kiddiesensation Justin Bieber unter dem Pseudonym Shawty Mane einen ziemlich gelungenen Freestyle über Vados „Speaking In Tongues“ gelacet.

Wenns also mit den pickligen Mädchen nicht mehr klappen sollte, kommt der Kerle sicherlich beim Dipset unter … (Vado hat wohl übrigens ziemlich erfreut darauf reagiert: „I was shocked! He killed it! He sounded like [Notorious] B.I.G.!“)

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

So, wie schon oben angekündigt kommen wir nun noch mal zu Big Sean zurück (und rutschen damit in die Free-Mixtape-Sektion): Der „XXL-Freshmen 2010“-Nominee ist das jüngste Signing auf Kanyes G.O.O.D. Music-Label und hat vor ein paar Wochen schon sein aktuelles Mixtape rausgehauen.

Dafür hat Sean den unverwüstlichen Don Cannon als Host gewinnen können, dazu schauen unter anderem Bun B, Drake, Chip Tha Ripper, Curren$y, natürlich Kanye West und viele mehr auf einen fluffigen 16er vorbei. Den Kerle sollte man im Auge behalten …

Anspieltipps: „Final Hour“ (Track 1), „Crazy“ (7), „Fat Raps (Remix)“ (10) und „Memories“ (18).

Das Mixtape gibt es auf Big Seans Seite zum Free Download.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dramills ist noch keine ganz so große Leuchte im Rap-Geschehen, doch das könnte sich mit seiner Free Download-EP „Hood Talk Est.1981“ ändern: soulige Beats (u.a. von Soulo, 9th Wonder und E.Jones), straighter Rap, gute Sache. Das Teil kann man über itunes kaufen, Dramills war aber auch so freundlich, dass Teil via Twitter an Onsmash und Datpiff weiterzuleiten, wo man es sich umsonst runterdampfen kann.

Anspieltipps: „Man Down“ (Track 2), „New York Girls (feat. Raheem DeVaughn)“ (8) und „Need Your Love“ (10).

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Und noch ein hungriger Untergrund-MC: Maffew Ragazino macht gerade ziemlich Wind mit seiner EP „Where I’m From: The Experience“, die es auf seiner bandcamp-Seite zu kaufen gibt – auf selbiger hat er aber auch den Free Download-Link zu usershare gepostet. So kann man sich wie schon bei Dramills überlegen, ob man den Artist unterstützen möchte.

Mit dabei sind u.a. Clark Kent, Masta Ace, DJ Khalil und Marsha Ambrosius von Floetry.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Instant Classic: Der immergute Statik Selektah und das ewige Rapwunderkind Termanology sind gemeinsam als 1982 unterwegs und haben mit „You Should Go Home“ eine famose Debütsingle ihres Projekts vorgelegt.

Absoluter Ohrwurm, Bun B mit nem Gastvers und die R&B-Type Masspike Miles aus dem Rick Ross-Umfeld an der Hook. Killer.

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dieser Freestyle von Joell Ortiz hat dem alten Funkmaster Flex augenscheinlich ein paar schöne Momente beschert: Die altgediente DJ- und Radiolegende hat den eigens für ihn recordeten „Sing Like Bilal“-Freestyle von dem Slaughterhouse-Viertel so lange bei Hot.97 auf Rotation gepumpt, bis wirklich niemand mehr an dem Ding vorbeikam (es waren bei der On Air-Premiere fast 10 Rewinds!).

Fürs obige Video hat Joell nun neben dem ersten Originalvers auch noch einen zweiten 16er auf den Premier-Beat genagelt. „New rappers is cool but we still bump Biggie.“ YAOWAH!

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Dorrough holt sich für den Posse-Remix zu seinem Smash-Hit „Get Big“ DJ Drama, Diddy, Yo Gotti, Bun B, Diamond, Shawty Lo und Maino für ein bissl Neureiche-Angeber-Arroganz ins Haus …

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

… und die zuverlässigen Menschen bei Creative Control basteln ein schönes Video zur Curren$y x Fiend-Collabo „Flying Iron“ (kann mir jemand sagen, welcher Anime dafür verwurstet wurde?).

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Ach, schau her, noch ein prominenter Knasti: Der kleine Wayne sitzt glaub immer noch, hat aber ein neues Video am Start: „I Am Not a Human Being“ trifft es glaub ich auch ziemlich gut.

Angeblich hat er sich die Schwarzlicht-Tinte übrigens wirklich in seine Tattoos stechen lassen (dagegen stinken Tribal-Rasuren halt einfach ab).

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Okay, okay, das hier ist jetzt eher R&B, scho klar, aber das ist so verdammt fett, das will ich euch nicht vorenthalten: die Mädchen Rich Girl imitieren gekonnt TLC, En Vogue, SWV und wie die 90ies-Pioniere alle hießen und haben deren altes Konzept von den hübschen R&B-Ischen in Hood-Gear und den bösen Rappern geschickt in die Neuzeit gehievt.

Fabolous und Ricky Rozay sorgen für die Straßenerdung und wenn nach über einer Minute die Bassdrum endlich losrumst, kriegst du das Ding nicht mehr aus dem Ohr. „I still turn Heads / Poltergeist.“

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Platin-Producer Nottz ist es scheinbar hinter den Boards zu langweilig geworden, weshalb er nun auch als Räbber vermehrt in Erscheinung tritt. Und er macht das auch richtig gut – zu sehen zum Beispiel bei dieser gelungenen Asher-Roth-Colin-Munroe-Collabo (by the way: Nottz und Roth werden in naher Zukunft auch ein gemeinsames Album rausbringen).

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Und noch zwei Producer, die auch das Rappen nicht lassen können: Alchemist und Madlibs Bruder Oh No sind zusammen Gangrene, ihr Album „Gutter Water“ kommt dieser Tage über Decon raus (ist sehr fett geworden, by the way).

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

So, das wärs mal wieder, wir sind raus wie weibliche Vornamen im Knast

Peace, Le Mischi für Yo! KTV Raps

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

PS: Den Track hatten wir zwar schon mal an dieser Stelle, aber jetzt gibt es endlich das official Video dazu. Hammer Tune: „You ain´t got it“ von Nina Sky. Guter Wochenendstarter.

Join the Conversation

14 Comments

  1. says: Toni D.

    Ist doch einfach schön nachm Mittagschläfchen aufzuwachen (21:06) Emails zu checken und danach bei Kessel.tv Rapscheiß studieren… so schmeckt mir das babylonische Wetter. Danke!

    Incarcerated Sacrface ist zum start up echt gelungen. Schon ungefähr 5 Jahre nicht mehr gehört. Werd mich gleich mal an den Schrank bewegen und die Scheibe suchen.

    Dieser Lil Boosie ist ja eigentlich nicht so mein Fall. Aber zugegeben, der Beat von der Single knallt schon ziemlich derbe.
    Auch die zwei nachfolgenden Clips sind meines Geschmacks nicht zu verachten. Und ja, Rev burnt sie alle!
    Auch geil, die Performance von Premier in dem Shop. Ist für ne gute Sache gewesen, sollte dann aber doch nicht sein. Schade schade.
    Vielleicht hätte er anstatt mit seinem Mac, mit nem dicken Plattencover anrücken müssen, und auf die Art und Weise die Heads zum Plattenkaufen animieren können. Na ja, leidiges Thema….
    Auch noch ganz gut find ich den Dramilla. Der Song geht easy rein und schüttelt automatisch den Kopf. Hab mir dann auch gleich dem Dramilla sein Album runtergedampft. Bin gespannt.
    Bei dem Flex Video sind mir sofort die Worte von Prince Öffbert eingefallen: “ Das ist einfach geiler RÄP! Einfach straight RÄP!!“
    Ja man, datt is et!

    Das andere Zeuch geht mir grade nicht so gut rein. Außer dass 1982 ein top Jahrgang ist und ich mir auch gerne mal mit Dollars und ner Wumme die Underbüchs ausstopfen würde.

  2. says: alx

    Father-Son macht bei mir ne schöne Fullbody Gänsehaut, das müssen stolze Väter sein.
    Bieber hätte ich gerne mal gehört, drecks Content IP-Fucking, 1982 geht ab!
    Aber ich schaff die KTV nie in einem Zug, verrenn mich immer im Dickicht des nächsten und nächsten Links und lande dann immer wo ganz anders…

    jedes mal…

  3. says: Dee Kay

    Die BET Cypher sind mal wieder gut, wie immer. Ich erinnere mich nur an letztes Jahr, wo Black Thought und Mos Def alles zerlegt haben.
    Schade auch um die Fat Beatz Stores. Ich hatte letztes Jahr noch die Ehre dem New Yorker Store einen Besuch abzustatten und hab sogar eine deutsche Platte gefunden: Hi-Hat Club Vol. 2 ;D

  4. says: Mischi

    @ alx: ach fuck, die netten menschen von der musikindustrie… hab das video vom bieber neu reingestellt, check check…

    @ dee kay: ach komm, hihat club? wie geil ist das denn!

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert