Yancey Boys

Montagmorgen: Invasion der Killer-Rollkoffer und Werner Wölfle auf dem Fahrrad. Vorbildlich denke ich mir, unser Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser. Schicke Schlappen hat er auch angehabt. So Ledersandalen. Wie heißt das Schimpfwort nochmals? „Lifestyle-Grüne“?

Wie ist das eigentlich, wenn der neue OB dann mal gewählt ist? Werden dann die ganzen Sparten-Bürgermeister ausgetauscht? Oder erst bei der nächsten Kommunalwahl? Oder werden die unabhängig von allen Wahlen bestimmt? Oder tickt die Uhr vom Wölfle? Für das saß er ganz entspannt auf dem Drahtesel.

Ganz entspannt und immer leicht neben der Spur ticken bekanntlich die Beats von J Dilla. Sein prägnanter Holper-Stil hat Rap-Geschichte geschrieben und viele Menschen weltweit zu Die-Hard-Fans-werden lassen. Es gibt Leute, die machen sich als FB-Profilbild: „J Dilla Changed My Life“.

Carsten, dieser unendlicher Hammer-Typ, der selten seine unfassbar steile Jacke auszieht, die besten Sneakers trägt, hat mir mal ein T-Shirt geschenkt. Darauf ist ein Bild gedruckt, in der Mitte ein Rapper und rings um ihn herum überwiegend Männer mit HipHop-Arm. Unten am Shirt ist ebenfalls der Spruch angebracht: „J Dilla Changed My Life“.

Das ist schon das zweite Geschenk, dass mir Carsten gemacht hat. Vor Jahren hat er mir feierlich eine OZ-Eintrittsmarke von 1992 überreicht. Die hab ich erst kürzlich eingerahmt und sie steht jetzt auf meiner Box.

Carsten ist großer J Dilla Fan und hat mir vor ein paar Monaten die CD „Yancey Boys“ von Illa J, dem kleinen Bruder ausgeliehen. Wenn ich das im nächtlichen Rausch richtig kapiert habe, ist das eine seiner Lieblingsplatten. Die ist Ende 2008 erschienen und Illa J rappt auf sehr sehr entspannten Beats aus der Schublade des frühen J Dilla – der ja leider im Winter 2006 viel viel viel zu früh im Alter von 32 Jahren gestorben ist.

CDs ausleihen – ewig nicht gemacht. Kennt man von früher. Du kaufst dir die von Boogie Down Production, dann leihst du mir die aus, ich überspiel sie mir auf Kassette, dafür kriegst du die EPMD dann von mir.

Ich hab unfreundlicherweise die CD von Carsten ewig ignoriert, weil wie so oft Zeit und Muse dafür gefehlt haben. Hatte über mehrere Wochen seine Lieblings-CD und schon ein schlechtes Gewissen. Dann einmal kurz angehört, klang gut, und dann schnell wieder zurückgegeben und in mein Handy, Team Nokia, notiert und letzte Woche endlich bestellt.

Sofort als sie ankam ich ihm das obige Bild per SMS geschickt, meine Nummer hat er zuvor nicht gehabt. Stunde später ruft er zurück: „Wer ist denn da?“ „It´s me, Ram, guck mal die Platte!“ „Ah Maddin, du hast meine Nummer!“ „Von Emil.“ Ja mein Handy ist so alt, kann keine SMS mehr drauf lesen. Und Facebook hab ich auch nicht.“

„Hahahaha, cooler Typ, so kenn ich dich. Ja wollt dir nur sagen, dass ich mir jetzt die Platte jetzt endlich gekauft hab.“ „Sehr gut, feier sie!“ „Werde ich tun!“ „Sehen uns am Samstag.“ „Aight.“

Am Sonntag nach dem Samstag, also gestern, hab sie dann daheim aufgelegt. Sanft die Folie aufgeritzt und dann rausgeholt. Eine brandneue Platte zum ersten Mal aus der Hülle nehmen ist einfach der beste Moment. Glaub allein deswegen kauft man immer wieder neue. Und weil das Vinyl so schön sauber ist. Wenn sich die Nadel durch die unbenutzte Rille kämpft. Die Bässe warm und tief, die Snare klar, mal holpert es, mal nicht, Illa J ist ein sehr unaufdringlicher MC und zollt mehr seinem Bruder Tribut. Laut Wiki ist es das letzte Album, das komplett aus seinen Beats besteht. Definitiv eine gute Sonntagsplatte.

Danke Carsten.

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=wWPw_mQEXsM[/youtube]