Wir kaufen Autos aller Art: Autoverkauf in Stuttgart

Seit einigen Wochen habe ich eine Aufgabe, die mich emotional überfordert. Nein, nicht die WM-Vorbereitung, Jogi hatte mich nach konstant schlechten Leistungen in der Theaterhaus-Mannschaft zurecht nicht berufen. Viel schlimmer. Ich muss meinen Dreier-Golf verkaufen.

Immer wenn ich mit meinem armseligen Kumpel den RÄM abgeholt hab, um ihn mal wieder zu einem geheimen DJ-Gig ins Münchner P1 zu befördern – da hat er letztens wieder für die Bayern bei der Meister-Feier aufgelegt, während van Gaal die ganze Zeit „Tod oder Gladiolen“ brüllend an der Stange getanzt hat – immer wenn ich ihn abgeholt habe, hat der RÄM sich schlapp gelacht, weil „das echt die dreckigste Schüssel der Stadt“ sei.

Nun ja, ich habe mir noch nie ein richtiges Auto leisten können. Erst hatte ich einen Käfer, dann einen Jetta, das wahrscheinlich uncoolste Auto der KFZ-Geschichte, um mich schließlich für meine Auto-Karriere geradezu irre in Richtung Zentralverriegelung und Servolenkung zu verbessern.

Jetzt ist die Kiste aber endgültig hinüber, der Homie-Schrauber von meinem Vater meinte schon im vergangenen Jahr, „abstoßen, aber sofort, ich weiß gar nicht, was ich zuerst reparieren soll.“

Vor dem Winter wollte ich die Karre nicht mehr verkaufen. Im Winter stand sie dann seelenruhig im Schnee vor meiner Haustür und hat Sibirien getrotzt. Das Ergebnis: Batterie leer und linke Bremse gerostet. Die Batterie hat mir der Schrauber meines Vertrauens, Herr Mohr, Werkstatt neben dem Stella freundlicherweise über Nacht geladen.

Herrn Mohr werde ich in einem Leben ohne Auto vermissen. Als er mich mal ihm Büro anrief und eine Kollegin ranging, hatte sie seinen Namen nicht verstanden: „Mohr, wie der Neger“, stand später auf meinem Rückrufzettel. Herr Mohr urlaubt gerne in Tirol, hat er mir mal erklärt, Trentin findet er schon blöd, da schwätzt ja keiner mehr Deutsch.

Nun hat Mohrs Über-Nacht-Aufladen der Batterie genau eine Woche gehalten. Gerade, als ich mit einer Kleinanzeige ernst machen wollte, wollte meine weiße Zicke nicht mehr. Hat sie wohl gerochen, dass es ihr an den Kragen geht.

Ramy, die weibliche Antwort auf Ram, allerdings in hübsch und nett, und ihr Mann Heini wollten der alten Karre mit Starthilfe die letzte Ehre erweisen. Ich hasse es, jemand um Starthilfe an einem Sonntag zu bitten, weil es an einem Sonntag ca. drei Millionen sinnvollere Tätigkeiten gibt, als einem Fahrzeug aus dem letzten Jahrhundert auf die Sprünge zu helfen.

Ramy und Heini waren aber cool – bis meine Batterie anfing zu brennen. Die beiden Kontakte hielten sich plötzlich für zwei Weihnachtskerzen, und während vor meinem inneren Auge bereits Alarm für Cobra 11 ablief, löschte Heini heldenhaft den Mini-Brand.

Nach einer Pause von 15 Minuten und einigem Abwägen („Werden wir alle sterben, und wenn ja, sollen wir nicht RTL II davor anrufen?“), versuchten wir es ein zweites Mal. Heini bekam einen herrgottszackmässigen Schlag, als er versuchte, das Kabel an seiner Batterie anzuschließen. Wir gaben auf.

Gestern habe ich endlich den Schritt gewagt, den ich immer vermeiden wollte: Ich habe bei den Visitenkarten-Halsabschneidern angerufen, und mächtig Werbung für meinen Ofen gemacht. Haben alle versprochen, sich wieder zu melden.

Bisher hat noch keiner zurückgerufen. Vielleicht hätte ich doch keinen Tausi verlangen sollen für das Wunderwerk Wolfsburger Ingenieurskunst?

Fortsetzung folgt.

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29 Comments

  1. says: Thorsten W.

    Alter! Ich hab nix gegen Wolfsburger, aber der Golf III ist qualitätsmäßig die grottigste Schrottkiste die je die Autostadt verlassen hat. Ich bin mal mit nem geliehenen Golf III (wegen Anhängerkupplung) mit Hänger zum Nürburgring und zurück gefahren – und 200 Meter vor dem Zuhause ist die Scheißkarre verreckt. Seitdem bin ich da vorbelastet…

  2. says: martin

    mit den vielen zetteln, die einst an meinem daimler hingen (ruhe in frieden, papa kümmert sich bald um dich), hätte ich irgendwann eine ausstellung im kunstmusuem hosten können.

  3. says: dominik

    ohne witz: ebay! da bin ich vor 4 jahren meinen alten 3er los geworden. hatte davor auch bei den karten-heinzeln angerufen. die haben max. 200 geboten, ebay hat noch 850 ausgespuckt!

  4. says: lucida

    ich hab mal meinen 2er golf, mein erstes auto, an diese typen verhökert. nie mehr, auch noch 7 jahre später blutet mein herz…

    übrigens, 50 cent sieht mal echt übel aus. wie hat einer bei yahoo treffend vermerkt: sind jetzt nur noch 25 cent, haha 🙂

  5. says: franzi

    OMG mein erstes auto war auch ein jetta! das schlimmste auto aller zeiten!!! bin jeden morgen eingestiegen und hab gedacht ‚was tut es mit heute wieder an???
    zum glück hat es schon nach 2 monaten komplett den geist/ das getriebe aufgegeben!!! man, man, hat mich dieses auto nerven gekostet!

  6. says: martin

    bei vw jetta muss ich immer an meinen verstorbenen onkel denken, das war sein auto. gibt es eigentlich neue jetta modelle?

    außerdem natürlich: „nachts fahre ich mit meinem vw jetta rechts über den killesberg und bleibe stehen, um meine stadt im lichtermeer zu sehen.“

  7. Dora gefällt das. So was von wegen die Generation Golf entzündet sich selbst oder frisst ihre Kinder. Halt ne, das war die Revolution und die ist bekanntlicherweise der Golfgeneration fremd. Egal. Ich denk an ne Performance wo jeder am Schluss sein persönliches Stückchen Generation mitnehmen kann. Dann kann der Golf in den Kramsammlungen vieler – dezentral entsorgt – weiter bestehen.

  8. @martin: Klar, den Jetta gibt es noch. Aber nicht in D, sondern in USA: http://www.vw.com/jetta/en/us/ Im ersten Teil „Fast and the Furious“ hat der Hacker der Bande auch nen weißen Jetta gefahren.

    @Thorsten W: Das erste 1er Golf der Meistverkaufte ist, verwundert mich absolut nicht. Schließlich wurde er bis 2009 in SA als City Golf weitergebaut. Heutzutage gibt es einfach viel mehr Auswahl an Auto-&deren Schwestermodellen. Da werden nicht mehr so viele Autos von einem Typ verkauft.

  9. says: franzi

    @ Außenreporter: ja ich mein des auch gar nicht wegen dem aussehen, sondern weil mich diese doofe karre in den 2 monaten in meinem besitz min. 50x im stich gelassen hat!

  10. says: giano

    @martin
    nice, vor 1 sekunde zufällig auch gelesen. ist eigentlich ein netter bericht, auch der kommentar eines leser, dass er die zettel seit den 90er jahren sammelt und mittlerweile mehr so 1000 oder so hat

  11. says: jaytext

    ahhh, endlich wieder benzinduft bei kessel…
    einen jetta hatte ich auch mal, bronze-metallic. erinnere mich nicht wirklich gern an die kiste, stank fürchterlich nach hund und lief meist nur auf drei zylindern 🙁 bekam auch keine kärtchen angesteckt, sondern wurde verschrottet

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