VfB Stuttgart Torwart Sven Ulrich der Teufelskerl

„Ulrich! Ulrich Ulrich!“, schreit der grauhaarige Mann vom Tresen aus durchs Stadtbadstadion in Heslach. Jeder weiß, dass er eigentlich „Ulreich!“ meint. Sven Ulreich, Torwart beim VfB Stuttgart.

Bei dem Club, der es vergangene Woche stillschweigend zugelassen hat, dass man eben diesen 22-Jährigen Kerl als Sündenbock für eine durchweg beschissene Saison durchs Dorf treibt. Hatte er nicht verdient. Genauso wie sein Ersatz Marc Ziegler den fiesen Knockout am Donnerstag gegen Lissabon nicht verdient hatte.

Heute stand Sven Ulreich deswegen wieder im Tor. Teufelskerl. Hat gehalten wie Toni Schumacher back in the day: hatte Glück, Rotz auch, Auge und einfach einen sauguten Tag. Hut ab.

Kurz bitte mal alle aufstehen und „Danke!“ sagen. Danke. Auch weil Le Brüno Labbadia nach dem Spiel einfach so tat, als wäre das ein Teil seines gewitzten Planes gewesen: Ulreich zuvor mangelnde Stärke, Erfahrung und Durchsetzungsvermögen vorzuwerfen und ihn auf die Bank zu setzen – damit er „hungrig“ wird.

„Ulreich! Ulreich! Ulreich“ brüllt der ältere Mann mittlerweile am Tesen. Normalerweise ruft er bei jeder Gelegenheit „Rot! Raus mit dem!“ oder „Mannmann Seggeledepp“, egal was passiert: Einwurf, Pause, Fallrückzieher, Marcel Reif oder Sonstwas – und dann lachen wir alle. Er auch.

Heute lächeln wir. Sind erschöpft. Das Spiel ist längst vorbei. 0:2 für den VfB gegen Eintracht Franzfurt in Unterzahl. „Gegen zwölf Mann“, sagt ein anderer nicht unweit vom Tresen, weil Schiedsrichter Wolfgang Stark, schon wieder unter Zweitliga-Niveau pfiff. Der mittlerweile suspendierte VfB Stürmer Ciprian Marica bestreitet immer noch, den Schiri jüngst „Arschloch“ genannt zu haben. Hab heute allerdings weit Schlimmeres gehört im Stadtbadstadion zu Heslach.

Egal. Gewonnen ist streng genommen zwar noch gar nix, aber wenigstens auch nichts verloren. Der alte Mann weiß, wer dieses Mal „Schuld“ daran hat. Der „Ulrich!“ war’s. Recht hat er.