Vernissage im Climax von Stuttgarter Künstler SJKS

Kunst wohlbehütet in Galerien? Nope. Kunst muss dahin, wo die Leute sind: Auf die Straße oder in die Clubs. Nachwuchstalent SJKS macht genau das: Erst Sperrmüll im Westen bemalt und jetzt ab damit ins Climax. Unser Gastautor Dirk Baranek war vergangenen Samstag bei der Vernissage und fand es erfrischend.

Bisher hat Sven Schoengarth, der seine Kunst als SJKS signiert, auf der Straße gemalt. Das Material: Die Flächen, die der Sperrmüll auf den Straßen im Stadtbezirk West bietet, wo er sich niedergelassen hat. Zerlegte Schrankwände, abgewrackte Regalplatten, Kühlschranktüren, durchgebrannte TV.

Was halt so ausgemendelt wird im Westen, wenn die Westbürger von der fragmentierten Studenten-WG ins führungskräftige Design-Lifestyle wechseln. Die Oberflächen des Konsumschrotts markiert SJKS, nutzt es als kurzlebiges, jedoch sehr öffentliches Medium, um seine Botschaft in die Welt zu tragen. Die lautet: Liebe ist die Lösung.

Das Thema geht er nicht plakativ-naiv an, sondern kommuniziert über Symbole. SJKS hat sich ein eigenes Set aus Icons geschaffen, wie man das so kennt aus der Webwelt. IT und Internet sind sein Beruf und Lebensraum. Vor dreieinhalb Jahren hat er angefangen mit Skizzen auf Papier, dann trieb es ihn auf die Bürgersteige.

Als Werkzeug für die vergängliche Straßenkunst nutzt er Markerstifte, dick, bunt, kräftig. Striche werden zu Mustern verdichtet, dazwischen die Zeichensprache, Textxfragmente. Love Now. Feel. Paradise Now. Manchmal erinnert das an die Kritzeleien an Klowänden, Zeichen, die jede/r versteht. Penis, Vagina, Anus, Mund, Hirn, Strichmännchen, die sich vor dem DJ versammeln, dem ein Penis unter dem Pult wächst. „Ich feiere die Club-Kultur, mit ihrer Musik, aber auch mit ihrem Sex,“ sagt er.

House Music ist das Thema, die saftige Körperlichkeit durchtanzter Nächte in der Queer-Community, der er sich sehr verbunden fühlt. Clubs sind für ihn Räume der Freiheit, so wie die Straße. Jetzt wird die Straßenkunst in den Club gehängt, ein Experiment. „Die Bilder hängen hier vier Wochen und es ist Teil des Projektes, dass die sich hier verändern. Ich bin gespannt, was mit ihnen passiert. Sie werden bestimmt anders aussehen.“ 

Love Now, Bilder von SJKS, Climax Institute, Calwer Straße, bis 14. Juni. Donnerstags von 21 bis 22 Uhr gibt es eine Führung.
instagram.com/sjks

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