Über Kommunikation: Hey hey und Tschau Tschüss Tschau

Kommunikation ist so geil. Echt jetzt. Wer tagein, tagaus mit menschlichen Wesen zu tun hat, wird bald feststellen, dass der ein oder andere Mitmensch gewisse kommunikative Merkmale vorweist. Sympathische Schrullen, seltsame Angewohnheiten, stranges Blabla. Ich erfreu mich immer wie Bolle an solchen Kleinigkeiten.

Wir hatten zum Beispiel mal eine Praktikantin, die hat sich immer am Telefon mit einem mega-enthusiastischen „Hey hey“ gemeldet. Egal was anschließend kam, die Begrüßung war immer gleich euphorisch und im selben Tonfall.

„Hey hey! Leider hab ich wieder einen Riesen-Scheiß für dich geschrieben, hab dir den unsäglichen Artikel zum Redigieren geschickt.“ Das war so fett, dass wir uns wochenlang im Büro alle mit „Hey hey“ angebrüllt haben.

Wenn der liebe Kollege, der bei meinem Arbeitgeber fürs Bild bearbeiten zuständig ist, einen anruft, sagt er im ebenfalls immer genau gleichen Tonfall „Hallo, Tachtach“, wobei das „Tachtach“ einem Maschinengewehr gleich aus seiner Gosch ballert. I’m lovin it!

Da ich mich jedes Mal schon drauf freue, wenn er mich anruft, weise ich ihn auch nicht drauf hin. Sonst würde er es sich ja vielleicht abgewöhnen, und mein Leben wäre wieder mal um eine Konstante ärmer, das ist nix im Alter.

Als ich vor elf Jahren mein erstes Praktikum bei einer Lokalzeitung absolvierte, gab es dort einen steinalten Redakteur. Wenn der einen per Telefon wegen eines Artikels belästigte, sagte er zur Begrüßung immer „Ich stör nur ungern beim Tatort, aber…“, egal ob montags früh um 7 Uhr oder Mittwochs um 13.42 Uhr.

Hab den Witz nie verstanden, war aber auch viel zu jung und schüchtern, den 800 Jahre alten Kerl darauf hinzuweisen, dass ich zu der Zeit eindeutig mehr auf Armaggedon oder Verrückt nach Mary stand und es mir im Tatort zu wenig Explosionen gab.

Aktuell mein absoluter Liebling in Sachen kommunikatives Alleinstellungsmerkmal, wie windige Werber solche Schrullen wohl nennen würden, ist mein Kumpel Alex. Der sagt in einem so schlimm verbindlichen Ton am Ende jedes Telefongesprächs „Tschau Tschüss Tschau“, dass ich ihn mittlerweile wegen völliger Nichtigkeiten anrufe, nur um regelmäßig in den Genuss von „Tschau Tschüss Tschau“ zu kommen.

Einen ganz eigenen Style am Telefon hat übrigens auch der Ram. Der sagt zum Abschied immer ein Clint Eastwood-mässig hervor gepresstes „Tschüss“, völlig emotionslos dahergezischelt.

Am Anfang unserer everlasting Freundschaft hab ich immer gedacht, ich hätte irgendetwas Falsches gesagt, und der Kerle sei irgendwie stinkig am Ende des Ferngesprächs.

Mittlerweile weiß ich es aber besser. Der Ramelam ist mit dem Kopf am Ende eines Telefonats schon bei den nächsten 382 Aufgaben, die er anschließend in 46 Sekunden erledigen wird. Welt retten, Text schreiben, Schnaps trinken, laufen gehen, und dazwischen noch neues CK One kaufen.

Sotele, muss Schluss machen, mit Martin ins Solarium. Bissle Farbe holen vorm Tatort. Tschau Tschüss Tschau!

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14 Comments

  1. says: The Rocket

    Muahhahahaa!! Thx Außenreporter.

    Btw: Mein Dad sagt gerne am Ende eines Telefonats „…so, und nu‘ leg dich wieder hin“. Egal, ob ich im Büro, uff der Gass‘ oder sonstwo bin.

  2. says: julia

    also ein kollege von mir sagt auch immer „… danke tschau tschüss taschau danke tschau“ (etwas übertrieben jetzt)

    und dem ram hab ich schon soooo oft gesagt, dass seine verabschiedungen am telefon gar nicht gehen. da hat man echt immer das gefühl, ihn total in seiner kostbaren zeit zu stören und dass es halt nie paßt, egal wann man anruft.

  3. says: Frenemy

    Servus,

    Mein Kollege sagt immer zur begrüssung “ Naaaaa wie geht´s erstma ? “

    und zur verabschiedung ein süsses “ Tschiiiiiss “

    ich halte es einfach : die begrüssung mit einem einfachen “ Servus “ und zum ende wieder ein “ Servus “

    Servus

  4. says: Schorsch

    Hatte vorhin den Telefon-RAMbauken am guten alten mobilen Fernsprechgerät. Kann besagtes „Clint Eastwood-mässig hervor gepresstes Tschüss“ verifizieren wie man so schön sagt 🙂 Wäre mir davor aber nie aufgefallen…

  5. says: chris

    oh ja. Sehr geiler artikel. Ich hab hab auch kollegen die mich schon seit zehn jahren jeden montag mit folgender magischen frageformel begrüßen: ‚… Guten Morgen Herr W…, wieder zentner schwere weiber am wochenende gestemmt? Erzählen ’se mal!‘ da bei ist der tonfall mit so einer großen erwartungshaltung gefüllt, das man den spannungsbogen kaum aushält. Zudem schaut er dabei wie ein hund der um seine leckerlies bettelt. Göttlich.
    Früher wärend meiner ausbildung bin ich von zeit zu zeit zum waldfriedhof gefahren. Bevor man dann schlussendlich den berg rauf fährt ist auf der rechten seiten eine bäckerei hafendörfer. Wenn man da morgens rein ist, so kurz vor 7 uhr, hat einen eine gut gebaute verkäuferin so laut angebrüllt mit: ‚…Moooorrgääääääään!!!! Waaaaas daaarfs den sein, für den jungen herren!!!!!! Das man dachte man wäre noch im club und plötzlich hat einer die musik abgestellt. Mein damaliger lehrmeister, der kai, genannt E.T., hat bei der frau immer 3 mohrenkopfbrötchen und ein halben liter milch gekauft. Bevor wir auf dem friedhof waren, hatte er schon alles verdrückt.

    Haha, menschen haben schon so ihre ticks, aber sonst wärs leben auch so langweilig.

  6. says: Joris

    Sehr geil geschrieben, made me laugh.
    Eine Freundin von mir verabschiedet sich fast nie am Telefon. Sagt nur „Also dann“ oder „Ok“. Find ich klasse.
    Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir aus dem Bravo beschimpft mich gerne auf Arabisch statt hallo zu sagen.

  7. says: Aussenreporter

    @ The Rocket: Super Spruch von deinem Papa, wende ich ab jetzt auch an.
    @ Chris: Bockstarker Arbeitskollege, hätte ich auch gerne! Und über Mohrenkopfbrötchen muss man unbedingt mal eine eigene Geschichte machen, sensationelle Erfindung der Kulinarik, auf einer Stufe stehend mit Pizza Hawaii.
    @ Jan: Die Verkäuferin gibt es leider nicht mehr, hatte ich deshalb verdrängt. Auf WiedersehnAAAAAAAAAAAAAAA!

  8. says: Katjuscha

    Gut, dass dieses Thema endlich aufs Tapet kam.
    Kann mir einer der Experten mal erklären woher dieses unsägliche „Tschüühüü“ (*flöt*) oder die Steigerungsform „Tschuuuu“ (*tröt*) kommen? Mir stellen sich jedes Mal die Nackenhaare auf und ich verschlucke den Abschiedsgruß, der mir auf der Zunge lag.

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