Trailer: Das neue Dorotheen Quartier in Stuttgart (ft. Magnum Stimme)

Sehr gut. Wie’s ausschaut hat der Sprecher von Thomas Magnum wieder einen Job. Er darf über das Reklamevideo für die Gestaltung des Dorotheen Quartier charmebolzen. Die Ecke beim Breuninger sollte eigentlich mal „Da Vinci“ heißen – dachte ich – tut sie aber nicht mehr. Alle anderen Fragen beantwortet Thomas Magnum mit einer Ruhe, die sonst höchstens Piloten oder Versicherungsvertreter ausstrahlen. Ganz große Architektur. Der Kerl ist jetzt schon mein Held. Musik: auch erste Sahne.

Steigt gleich vorbildlich ein, denn „mit jeder Veränderung müssen wir uns fragen, was für ein Stuttgart wir eigentlich wollen“.

Harter Tobak, so spät im April. Ich habe trotzdem kurz überlegt und dann laut gerufen: „Mir doch bums, Hauptsache: geil shoppen!“

Um die Geschichte abzukürzen: Bingo! „Niveauvolle Geschäfte finden hier ebenso Platz wie gemütliche Cafés, individuelle Restaurants, innovative Bars und kreative Lounges.“

Wer das alleine schon so geil findet, dass er da nicht nur hinfahren, sondern lieber gleich dort dauercampen möchte: Keine Sorge, lebendige Nischen im Stadtgefüge soll’s auch geben.

„Mit hochwertigen Wohnungen entstehen über dem öffentlichen Raum einzigartige private Rückzugsräume im Herzen Stuttgarts.“

Will ich auch hoffen, denn selbst als Laie weiß ich: „So wird das Dorotheen Quartier zum Ruhepol und zum Impulsgeber für eine Stadt, die sich damit aus dem Inneren heraus ein Stück weit neu erfindet.“

Freilich mit „Charakter, Ecken und Kanten, wie wir Stuttgarter. Und einer Dachskulptur, die der Stadt ein neues Wahrzeichen schenkt.“

Das sind wirklich gute Nachrichten. Beruhigend auch: „Das Dorotheen Quartier schaut in die Zukunft, ohne die Vergangenheit zu ignorieren.“

Das übrigens stimmt, notgedrungen. Eigentlich wollten OB Schuster und die FDP die ehemalige Gestapo-Zentrale, das so genannte Hotel Silber, abreissen. Nach Protesten soll das Haus in der Dorotheenstraße 10 nun aber erhalten werden. Als Mahn- und Denkmal.

Bin ich d‘ accord mit wie Lagerfeld mit Paris: Der Zug ist längst abgefahren. Echte Visionäre hätten versucht, den Drecksladen zu sprengen abzureissen, als es wirklich sinnig gewesen wäre – 1938 oder so. Jetzt soll das bitteschön stehen bleiben.

Ansonsten bin ich aber verwirrt. Geschmack ist natürlich Geschmacksache. Aber so wie manche Leute nicht so viel essen können, wie sie gerne kotzen möchten, frage ich mich, wo wir eigentlich die Groschen zusammengubeln sollen, um demnächst in all‘ den geilen Bauprojekten dieser Stadt einkaufen zu gehen.

Noch was: „Sofern sich die Rahmenbedingungen für das Projekt wie zum Beispiel Baukosten, Finanzierungszinsen und Vorvermietungsstand als positiv erweisen, sowie der Gemeinderat, die Stadtverwaltung und beteiligte Gremien grünes Licht geben, soll mit dem Bau des Dorotheen Quartiers zeitnah begonnen werden. Die Bauzeit beträgt knapp drei Jahre – Breuninger möchte dabei über 200 Millionen Euro investieren.“

Ich glaube, das ist wirklich die Stimme von Magnum. Oder?

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37 Comments

  1. says: Chefkoch Toby

    Ok, wenigstens ist es nicht komplett symmetrisch. Aber ist dieses Glas-Beton-Stahl-Bauwerk-Gemisch eine ästhetische Generationenfrage oder ists nur mein Bekanntenkreis, der das häßlich findet?

  2. says: Ralle

    Der fliegende Schwarm macht mir Angst … erinnert mich an das Rauchmonster aus Lost. Mein Bekanntenkreis findets auch hässlich.

  3. says: Jimbou

    Chance vertan! Innovative Geschäfte, kreative Cafés, uniforme Restaurants, niveauvolle Bars und gemütliche Lounges wären viel besser, einzigartig und nachhaltiger für Stuttgart gewesen.
    Immer diese komischen Adjektive.

  4. says: majde

    geil, der schleier ist eine super metapher für den fluch der über stuttgart liegt, der shopping-mall fluch. und martin, „geh mer doro, lan“ flowt auch ziemlich gut!

  5. says: Anna

    Boah, ist das häßlich…

    …und ich hab früher zu viel Tony Hawk gezockt: ich hab bei dem Video die ganze Zeit gedacht, wie geil man da von einem rampenförmigem Dach zum nächsten springen könnte! 😀

    Aber den Schleier find ich auch beängstigend, die Stelle bei 0:37 wo der so über den Kesselrand wabert find ich voll gruselig.

  6. says: TG

    @Luis, die Frage ist, ob irgendjemandem dieser architektonische Durchfall gefällt, der nicht mit dem Geldbeutel entscheidet, sondern auf optische Argumente setzt. Es gibt so viele gute Architekten, wo sind die??

  7. says: kutmaster

    Okay, steinigt mich – mir gefällt das Ding. Ich finde es im Gegensatz zu dem sonstigen architektonischen Zweckbauten-Abfall, der dort sonst noch herumsteht, sogar ziemlich mutig.

  8. says: Frau Doktor

    Also, ich wünsche mir vor allem ein besseres Video. Magnum PI sagt Stadtgeschichte und man sieht ein CGI-Buch, das sich aufblättert. Und das auch noch in einem Look, der schon von weitem schreit: Die Person, die diese ANimation entworfen hat, kennt Bücher nur aus den nachgebauten Wohnlandschaften der „WOhnarena“ Esslingen oder von den Buch-Fakes, in denen die Eltern immer die SOftporno-VHS-Kasetten versteckt hatten.
    Und ausgerechnet diesen post-dekonstruktivistischen Kasten, der sich nur in homöopathischen Dosen auf die Architektur der Umgebung bezieht (die Fensterlaibungen z. B.), wird in dem Video als auf die Stadtgeschichte bezogen dargestellt. Das wird dem Entwurf von Behnisch, den ich nach diesem Video fairerweise nicht beurteilen will, nicht gerecht – und mit der Reflexion auf die (Architektur-)Geschichte der Stadt hat’s auch nix zu tun. Dass ein Promo-Video des Arisierungsgewinners Breuninger jetzt nicht auf die ganz spezielle Geschichte der Hotel Silbers eingeht – nun ja.

  9. says: Frau Doktor

    @Boomin’Granny: Danke! Da freu‘ ich mich!

    Zurück zum Video: Wer hat dieses „Meisterwerk“ eigentlich kreiert – um mal auf der stilistischen Höhe der Tonspur zu bleiben – und bezahlt? Die YouTube hat Stuttgart Landeshauptstadt als Absender, das Ganze ist aber ein Imagefilm, um potenzielle Mieter anzulocken, ed geht also um Immobilienvermarktung für Breuninger. Weit du da mehr dazu, Setzer, der du diesen sehr shcönen Text geschrieben hast?

  10. says: masch

    Na sooo toll ist die animation dann auch nicht. so „Fehler“ wie die handtaschenschwingende Frau in dem Weinladen, die kurz darauf in genau derselben Pose handtaschenschwingend irgendwo vor diesen „Häusern“ rumsteht – das hätte doch einer sehen müssen! Na, und bei den „Rückzugsräumen“, das viele Weiß. ich denk da immer nur: das „schmutzt“ so schnell, und auf den Fliesen sieht man jeden Flusen und Krümel. Putzfrau leisten und so ist jetzt kein Argument, die müsste einen ja ständig bitten mal kurz die Füße hoch zu nehmen.

  11. says: Joris

    Warum wird denn Stuttgart hier von einem Alien aus ner alten Star Trek Folge angegriffen?

    @Chefkoch: Dieses Glas-Beton-Stahl-Bauwerk-Gemisch ist Vorgabe von der Stadt.
    Soweit ich weiß, muss jedes Gebäude in der Innenstadt einen vorher Bestimmten Anteil von allem enthalten (hat mir zumindest mal ein Bekannter aus der Stadtverwaltung erzählt). 60% Stein, 40% Glas, irgendwie so etwas in die Richtung.
    Ausnahmen werden selten gemacht.

  12. says: franzi

    gruseliges gewaber, olles buch ( sieht aus wie aus einem pc spiel mitte der 90er), aber die häusle find ich gar ne sooo schlecht…

  13. says: martin

    wer sich weiter informieren will:

    Info-Abend zum Dorotheen Quartier
    Stadtverwaltung stellt Projekt am 14. Juni vor

    Zum künftigen Dorotheen Quartier am Karlsplatz findet am 14. Juni eine Bürgerinformation im Rathaus statt. Die Firma Breuninger plant, das Viertel im Zentrum der Stuttgarter Innenstadt umzugestalten. Vorgesehen sind Geschäfte, Gastronomie, Wohnungen und Büros, die den Bereich zwischen Marktplatz und Schlossplatz beleben und stärken sollen.

    Das historisch bedeutsame Umfeld erfordert allerdings ein sehr behutsames Vorgehen bei der Neubebauung. Inzwischen hat die Entscheidung des Landes Baden-Württemberg, das „Hotel Silber“ zu erhalten, zu einer grundlegenden Überarbeitung des ursprünglichen Entwurfs geführt.

    Zum neuesten Stand der Planung veranstaltet die Stadtverwaltung am Donnerstag, 14. Juni, um 18.30 Uhr einen Informationsabend im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses. Bürgermeister Matthias Hahn, der Leiter des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung, Detlef Kron, sowie Stefan Rappold und Theresa Kessler vom Büro Behnisch Architekten werden das Vorhaben vorstellen und Fragen beantworten. Im Anschluss besteht die Gelegenheit zur Aussprache.

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