Taverna Cavos

(Neuer Party-Grieche in der Lautenschlagerstraße – ich war da. Der Ouzo auch.)

Vorletzte Woche hat die Taverna Cavos ihre Glaspforten im ehemaligen Lauras geöffnet: zuerst für die Stuttgarter Lokalprominenz (leicht gepimpt durch Münchner-Schickeria), dann für die ganz Hippen (Early Adopter) und gestern dann schon für mich. Das ist natürlich Balsam für die Seele einer Landpomeranze aus dem Spessart. Einmal eine Promi-Location, die nicht der Thorsten oder der Aussi vor mir klarmachen.

Das Konzept ist eigentlich einfach und hat sich beim Münchner Partyvolk bereits bewährt: Party-Grieche. Helles, riesiges Restaurant im Stil einer griechischen Vapiano-Adaption. Weiße Holztische, Papiertischdecken, große Fotos glücklicher Griechen an der Wand.

Gegen 23:30 Uhr zeigt der Grieche dann sein Partygesicht: Musik an, Servietten fliegen (viele, viele Servietten) und die Leute steigen auf die Tische und schunkeln zu Sirtaki und Like a prayer. Rohbau-Mukke, Bravo-Charlie-Schönheiten und viel griechisches Essen. Hört sich in der Zusammenfassung fies an, hat aber Spaß gemacht.

Denn was ich nicht geglaubt hätte: Als gegen 23:30 Uhr das Licht abgedunkelt wird und die Kellner kistenweise Servietten über die Gäste ausschütten, dauert es nicht mal 10 Minuten bis aus dem Lokal ein Club wird. Alle Frau und Mann auf die Bänke und die Tische und los geht’s. Hat ein bisschen was von Hotelzimmer verwüsten – nur in brav und mit Ansage.


Von vorne. Ich hatte für 21 Uhr einen Tisch für acht Personen reserviert. Die Reservierung via Email hat gleich mal nicht geklappt. Das Personal lernt noch, war die Entschuldigung, der Herr am Telefon aber sehr nett. Ich habe telefonisch reserviert, das hat geklappt. Als ich die Truppe am Vortag noch um zwei Leute aufstocken wollte, war aber nichts mehr zu machen. Alles ausgebucht. Stuttgart hat scheinbar auf das Konzept gewartet.

Als wir um Neun einlaufen warten schon ca. 15 Chanel-Täschchen und weiße Blazer einschließlich ihrer Besitzer auf ihren Tisch. Die Empfangsdame (hot!) ist mit den Nerven schon etwas am Ende, hat auch keine Tische mehr und verteilt daher einfach nur noch Gratis-Prosecco. Find ich gut. Mich kann man so beschwichtigen.

Die Jungs sind auch beschwichtigt: Überall Beine bis zum Himmel, nur spärlich mit schwarzen Nylons und Miniröcken bedeckt. Holla die Waldfee, so viele rausgeputzte Menschen. Meine männliche Begleitung meint: „Du musst unbedingt schreiben, dass hier Make-Up-Pflicht herrscht.“

Ich würde es so beschreiben: Wenn Du schon kein Fußballprofi bist, schau zumindest, dass Dein Look und Deine Freundin was von Van der Vaart haben. Wichtige Hashtags: #fitness #solarium #extensions.

Nach 20 Minuten bekommen wir unseren Tisch und als erstes eine Runde Gratis-Ouzo, der sich genüsslich zum Gratis-Prosecco in meinem Hirn gesellt. Bin betrunken, bevor ich bestellen kann. Der nette Kellner betont mehrfach, dass es all-you-can-trink beim Ouzo gibt. Als gewissenhafter Restauranttester stelle ich das natürlich auf die Probe und ordere gleich mal zwei Flaschen nach. Mein Nebensitzer hält das ganze für Instagram fest und benutzt zur Feier des Tages keinen Filter. Tip top. Dann kommt der Hauswein in Karaffen und wir bestellen Essen.

(No carb, viel Fleisch: Cavos Teller für ca. 15 Euro)

Die Gerichte auf der Karte sind übrigens genau auf die blendend aussehenden Gäste abgestimmt: Als Beilage gibt es Gemüse oder Salat und Tzatziki. Keine Kohlenhydrate am Abend. Zumindest, wenn man an sich hält und nicht sechs Körbe Gratis-Weißbrot futtert. Habe ich natürlich schon gemacht. Nach dem ganzen Gratis-Alk brauch ich ne Grundlage.

Bis das eigentliche Essen kommt dauert es dann fast zwei Stunden und viele weitere Ouzo. Küche übt wohl auch noch, mit dem Ansturm klar zu kommen. Das Essen ist schmackhaft, sowohl das Fleisch als auch das Grillgemüse. Das sagen zumindest meine Mittester. Ich esse nach sechs Ouzos alles. Preis für’s Essen ist auch in Ordnung: ca. 10 Euro für Gyros oder Bifteki. Wir haben ca. 26 Euro pro Peron liegen lassen, teilweise mit Vorspeise und einer Menge des Hausweins. Kann man nicht meckern. Zum Nachtisch gab es Gratis-Chuba-Chubs (!). Gratis, das Wort des Abends. Vielleicht hat ein cleverer Berater den Münchnern erklärt, dass das in Stuttgart zieht.



Ich glaube auch, dass das zieht. Wir haben dank Ouzo und Rohbau-Klängen bis halb drei auf den Tischen geschunkelt. Und die Bravo-Charlie-Fangemeinde hat (neben der Schankstelle natürlich) endlich ein weiteres neues Mekka. Wieder in der Lautenschlagerstraße, muss sich das Völkchen gar nicht umgewöhnen. Ich hatte Spaß und komme wieder.

Taverna Cavos
täglich ab 17 Uhr
Lautenschlagerstr. 20
www.cavos-stuttgart.de
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36 Comments

  1. says: martin

    klingt recht fies. bin mal gespannt ob sich das dauerhaft durchsetzt. ansonsten: zwei stunden aufs essen warten finde ich indiskutabel und auch nicht mit „neu-am-start“ zu rechtfertigen. meine bürokollege hatte es danach übrigens im magen. aber der ist auch sehr sehr empfindlich muss man dazu sagen.

  2. says: martin

    ja, es ist aus münchen, die kette. gab in der stn nen witziges zitat vom chef nach der eröffnung (so ähnlich): wenn du in münchen leute einlädst kommen 50 prozent. in stuttgart 150.

  3. says: allaboutnext

    sehr amüsant geschrieben, allerdings halten die hashtags und die dazugehörigen anhängsel mich sehr davaon ab, die „event location“ selbst aufzusuchen. für aufstrebende und neue club- und restaurantbetreiber stuttgarts scheint es nur noch diese zielgruppe zu geben. schade.

  4. says: afro-dieter

    Komisch, hab zuerst Taverne Chaos gelesen 😉
    Nach 2 h aufs Essen warten bei Free-Ouzo könnte ich mich am nächsten Tag auch etwas schlecht fühlen…

  5. says: Toni D.

    Also ich werde höchstwahrscheinlich auch nicht hingehen. Das Konzept klingt schon ganz lustig. Aber dieses Gratisdings zieht glaub echt viele Deppen an. Außerdem find (fand) ich das Publikum vom Bravo Charlie äußerst scheiße.

  6. says: martin

    bin eigentlich davon ausgegangen, dass die schon mittags aufhaben und mittagstisch anbieten. dann hätte ich es schon mal ohne den ganzen alarm ausprobiert.

  7. says: kutmaster

    Erklärt mir einer das mit den Servietten? Ist das (zusätzlich zum Ouzo) eine Art „crazy Stimmungsmacher“ für Leute denen der Stock im Hintern sonst immer zum Hals rausguckt? „Guck mal, die werfen Servietten…. verrückt! Schluck Ouzo?“

  8. says: Kollege Geiger

    Ich dachte, wir wollten die Cupcake Boutique übernehmen? Und da „Die Gläserne Bloggerei“ reinmachen.
    Oder einen weltgrößten Subaru Flagship-Store???

  9. says: L!

    2 Stunden Wartezeit? Ernsthaft, ich wäre wenn ich nich nen Riesenhunger haben würde nach spätestens 1 1/2h gegangen. Auch wenns brechend voll is, was da auf dem Bild auf dem Teller liegt wirft man in maximal 15 Minuten auf nen Teller oder seh ich das gerade zu spießig?

  10. says: Tobsen

    also essen war beim opening zumindest lecker. allerdings ist mir das alles zu aufgesetzt.. geh ich lieber in ne assi eck kneipe mit ehrlichem billo alk und schieb mir ein baguette mit formschinken und analogkäse rein.

  11. says: martin

    du bisch mir auch son formschinken und analogkäse

    ich denke, ich werde das schon mal testen, dann aber am frühen abend und um halb zwölf halt mich längst im transit oder so an einer bar fest.

  12. says: Jana

    @Ralle 2h warten war in der Tat mit nichts zu entschuldigen. Auf einen reservierten Tisch 20 Minuten zu warten, zusammen mit 10 anderen Leuten, fand ich auch schon eine Frechheit. Prosecco hin oder her.

    Spaß – da hat der Ouzo sicher nachgeholfen. Wenn man mit einer großen Gruppe geht, hat man aber sicher Spaß. Viele Menschen haben auch auf dem Wasen oder beim Karneval Spaß. Kann man werten, kann man lassen.

    Die Zeit wird zeigen, wie vielen Stuttgartern (Umländern) das gefällt. Mein Tipp – es werden viele sein.

  13. says: Diks

    Hätte man ja auch selber draufkommen können. Rostbraten und Trollinger für alle und sobald Kamelle geschmissen wird darf der Büro-Hengst aus Zussenhausen oder Mehringen die Seki betatschen. Da bleib ich lieber gleich in meiner Reihenhausdoppelhalbhälfteeckstück. Spar mir das Geld für einen Aufsitzmäher.

  14. says: JoeJoe

    Moment mal.
    Also ich hab‘ am Samstag weder „Like a prayer“ noch Rohbau-Mucke aufgelegt 🙂 Wenn ich das im Rohbau spielen würde, wäre die Hölle los…
    Musikalisch geht es selbstverständlich in Richtung Dance-Charts gemischt mit einigen Klassikern und wie der Chef immer schön sagte „Weltmusik“.
    Aber hey. Was soll denn bittschön bei dem Konzept laufen ? Für Vorschläge bin ich gerne offen.
    Das Publikum ist relativ gemischt. Klar viel Bravo Charlie und alles aus diesem Dunstkreis. Was mir aber gefiel war, dass das Publikum sehr offen und freundlich war für hiesige Verhältnisse. Coolness ist irgendwie so 90er. Ich finde es gut, wenn auch dieses Publikum mal unterwegs ist wie bspw. die Leute im People.
    Wenn ich ehrlich bin, war ich auch erst nicht so angetan von der Sache. Aber nach dem Intro-Song und dem anschließenden Sirtaki war’s echt vollkommen vorbei mit der Ablehnung. Was da abging, hab‘ ich in 24 Jahren so selten erlebt…Und ich hab‘ mich gefreut, als viele endlich mal ihren Stock raus bekommen haben.
    Ich denke, man muss die Sache von Anfang an mitmachen, also mit Essen und Ouzo. Und natürlich mit einer Menge von Freunden dabei. Am Essen gibt es so richtig gar nichts zu bemängeln, weder von der Qualität und erst recht nicht vom Preis. Das mit der Küche stimmt schon. Ich hab‘ aber auch gesehen, wie die gerannt sind. Es denke, es wird sich einspielen.
    Grundsätzlich ist es schon einmal keine schlechte Idee, wenn das Team die Stimmung anheizt. Auch wenn ich ab 1 Uhr richtig Probleme hatte, noch einigermaßen gerade zu stehen 🙂

    Vielleicht musste auch einmal jemand kommen und einen frischen ungefangenen Wind reinbringen in diese Stadt. Das Schöne daran ist: Es ist die Genialität des Einfachen. Der Laden wird rennen, keine Frage.

    Klasse Artikel. Ich bin positiv überrascht.
    An dieser Stelle auch gleich mal eine Einladung an Martin. Ich muss mich mal für die vielen Kurzen revanchieren…

  15. says: Jana

    @JoeJoe Rohbau-Mukke ist von mir definitiv ein Lob. Besser kann ich’s nicht beschreiben 😉 Ich fand’s ja gut. war deshalb auch mit meinem Chuba-Chubs auf der Bank bis halb drei.

    Haste Dich auch dem Gratis-Ouzo zugewendet?

  16. says: JoeJoe

    @Jana: Ich hab‘ Weisswein von einem netten Münchener Pärchen nebendran bekommen, Schampus von einem Geburtstagkind, ständig Wodka-Bull von den Barleuten vor mir…Ouzo war glaub‘ auch mal dabei. Ich hatte keine Chance.
    Danach musste ich den Jungs dann noch das Climax mal zeigen.
    Dann kannst Du Dir ja denken, wie mein Sonntag aussah 🙂

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