„Stuttgart“ von Tosca alias Richard Dorfmeister und Rupert Huber

Leck mich am Eigelb, was ein Schock am Morgen. Die Bild-Zeitung umwickelte Zeit aus dem Briefkasten gefischt, Zeit in Papierkorb geworfen, dem Zeit-Magazin eine Eiweiß-Honig-Maske verpasst und dann durchgeblättert,  Vollbremsung bei Seite 7, die beliebte Zeuchs-Ansammlung und ganz oben steht das was man oben lesen kann. Heidenei, heiße brasilianische Rhythmen. So simmer halt, wir Stuttgarter, heiß und brasilianisch.

Auf iTunes das Liedchen bzw. den Schnipsel angehört, das Album „Odeon“ erscheint erst am 1. Februar 2013, und muss sagen da hab ich schon heißeres brasilianischeres gehört. Karneval in Rio geht anders, eher typischer Tosca-Style mit typischer melancholischer Schlagseite wienerischer Art. Tosca, wohinter sich Richard Dorfmeister und Rupert Huber verbergen, ist übrigens immer sehr empfehlenswert, hab ein paar Alben daheim, sündhaft teure Mehrfach-Vinyls. Während Dorfmeister Weggefährte Peter Kruder sich eher dem Viervierteltakt widmet, blieb der Dorfmeister über all die Jahre dem schwammigen Stil namens „Fusion“ treu.

Kruder & Dorfmeister waren sowieso die Geilsten in den 90ern: Eine Maxi gemacht, eine DJ-Kicks, die in keinem ordentlichen Haushalt neben dem Meister Proper fehlen durften, und schwupps war der Mythos geboren und verdammt viele Remix-Aufträge die Folge. Die eigene Discographie blieb immer sehr schmal.

Bleibt die Frage, warum ein Wiener Duett ein Lied „Stuttgart“ benennt. Hat das was mit der Oper Tosca zu tun, die im Frühjahr in der Staatsoper wiedereingeführt wird und die bereits 1961 vom SWR SDR als Film festgehalten wurde, scheinbar also ein Stuttgarter Opern-Klassiker?

Hat sich Richard Dorfmeister bei seinen wenigen Stuttgart-Aufenthalt tierisch gelangweilt und dachte sich, Mensch, ich hab hier ein heißes brasilianisches Liedchen, das widme ich jetzt Stuttgart, weil die Stadt ansonsten total lame ist. Das suggeriert mir auch obiger Kurztext, zwischen dessen Zeilen dem Leser ein „höhöhö“ geradezu entgegen springt.

Oder gingen einfach die Liedtitel aus? Was kommt als nächstes? Hannover? Kaiserlautern? Schwäbisch Gmünd?

Wir fragen nach.

Aso, da fällt mir ein, es gibt doch diese Theorie, dass alle Menschen auf der Welt über maximal sechs Menschen oder weniger verbunden sind (six degrees of separation), im Deutschen sagt man scheinbar „Kleine-Welt-Phänomen“: „(…) bezeichnet eine Hypothese, nach der jeder Mensch (sozialer Akteur) auf der Welt mit jedem anderen über eine überraschend kurze Kette von Bekanntschaftsbeziehungen verbunden ist.“

So. Zwischen mir und Madonna stehen nur zwei Bekanntschaften. Ich kenn den Robin, der kennt den Richard Dorfmeister, der kennt die Madonna. Okay, zumindest hat er sie geremixt. Ob er sie dabei kennengelernt hat weiß ich nicht. Egal. Trotzdem voll gut.

Zum Odeon Album

Update und schon gibt es eine Antwort, alle obigen Ansätze total falsch, Rupert Hubert übernimmt:

„Stuttgart? Na weil ich am zweiten Tag unserer Session eine sinnlose Bewerbung in Stuttgart machen musste und deswegen acht Stunden hingefahren bin mit einem Kollegen, der einen Bandscheibenvorfall hatte im Auto, dann dort eine Stunde eine hilflose Bewerbung runtergestammelt habe und dann wieder acht Stunden zurückgefahren bin. Und das hat, nachdem ich vorher noch nie in Stuttgart war, den bleibenden Eindruck hinterlassen, dass wir den Track dann Stuttgart genannt haben.“

Das ging schnell. Sauber. Stay heiß und brasilianisch. Und jetzt noch das neue Album in schönsten Wiener-Englisch tracky by track erläutert.

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2 Comments

  1. says: martin

    echt jetzt? darf man vielleicht auch nicht alles auf bare münze nehmen.

    außerdem steht da:

    „und muss sagen da hab ich schon heißeres brasilianischeres gehört“, leugnet also nicht den einfluss.

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