Es gibt sehr wenige Events, von denen ich alles erwarte. Der Tourauftakt von Shirin David in Stuttgart ist so eines. Ich bin gar kein riesiger Fan, eigentlich huschen ihre Social Media-Aktivitäten und ihre Produkte, darunter – na, klar! – ein Eistee, immer nur im Augenwinkel (im Supermarkt) an mir vorbei, aber diese kleine blonde Frau ist seit einigen Jahren gefühlt überall und somit das Interesse an einem Shirin-Konzert immens.
Vor allem: Am vergangenen Montagabend, dem 6. November kann man sie tatsächlich zum allerersten Mal überhaupt solo-live auf einer Bühne sehen. Bis auf ein kurzes Feature mit Rutesheims Finest Haftbefehl beim Splash 2023 ist Barbara Shirin NOCH NIE vor Publikum aufgetreten. 120.000 Fans haben sich „trotzdem“ für 70 Euro ein Ticket für die Tour gekauft.
Sie selbst beteuerte in Interviews, dass sie mit ihrer ersten Tour eine Million Miese einfahren wird, aber es sei eben ein Invest in die Zukunft. Das ist der hard working High-Perfomer-Spirit, den die 28jährige schon während ihres gesamtes bisherigen Karriereverlaufs repräsentiert, und der sich bislang ebenso hart auszahlt. Rappen und rechnen, man sollte schon es in der Schule lernen. Lieben wir.
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Der Frauenanteil in der Schleyerhalle dürfte bei circa zwei Drittel liegen und wirklich alle haben sich gib-ihm-like unheimlich hübsch gemacht. Kleid oder Crop Top mit Cargo Pants plus schwere Stiefel, schnelle Brille, kleine Tasche – und wer zu Shirin geht, trägt KEINE Nina Chuba-Zöpfe. Es wird vor und nach der Show auf jedem Sitzplatz Content created, oft mit Unterstützung von Freundinnen, die eine andere Jacke reichen oder die Szene ausleuchten.
Das Publikum ist schon lange vor Showbeginn komplett hyped, es wird gekreischt und die Smartphones geschwenkt. Bevor der erste Support Act loslegt, sieht man Shirin kurz auf der mächtigen Videowall und sie teilt den Fans mit, dass ihr Format „DirTea Talk“ auf allen Kanälen bitte zu abonnieren sei, falls noch nicht erledigt.
Dann wird zu DJing von „NXN“ getanzt. Bevor die zwei Frauen auf die Bühne kommen, läuft ein Trailer auf der Leinwand und ich denke „Wow, hier wird jetzt ernsthaft Werbung für ein Deo eingeblendet?“, aber so viel Kommerz ist dann doch nicht. Josi (from the Block), die erste Künstlerin, die von Shirin David auf ihrem neu gegründeten Label „Juicy Money“ gesigned wurde, performt dann als zweite Unterstützung.
Zurück zu meine Erwartungen: Ich will eine Helene-Fischer-Flugnummer sehen und Shirin schwebt beim ersten Song einfach direkt von der Decke ein. Später wird sie nochmal in einer transparenten Halbkugel über den langen Steg in die Halle fliegen.
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Sie wechselt außerdem fünf Mal das Outfit, wird von zehn Tänzerinnen unterstützt und fährt absolut alles auf, was auf der Bühne geht: Revue-Federn, Feuer, Feuerwerk, Rock-Gitarre, einen Flügel, eine Harfe und – kein Scheiß – einen ferngesteuerten Jet Ski (allerdings ohne Wasser darunter). Eine ähnliche Menge an Windmaschinen, wie sie hier im Einsatz ist, hatte ich wahrscheinlich zuletzt bei einem Motörhead-Gig gesehen (RIP Lemmy Kilmister!).
Dass Shindy samt Michael-Jackson-Handschuh für „Affalterbach“ und „NDA“ auf die Bühne kommt, ist fast schon nebensächlich. Den entzückten Schrei meiner Nebensitzerin zu diesem Feature-Auftritt werde ich so schnell allerdings nicht mehr vergessen.
Shirin David live ist ein perfekt durchchoreographierter Abend – inklusive den sehr süßen Ansagen an das Publikum, Selbstironie und Kommentaren, zu ihrem eigenen Song, den die Künstlerin so nicht mehr rappen würde. Nochmals der Reminder an dieser Stelle: Es war ihr allererstes Solo-Konzert.
Ein einzige winzig kleine Unsauberkeit gibt es, ein ganz kurzer Moment, als Shirin während sie live rappt mit den Glitzerboots in eine Lücke im Bühnenboden tritt – das wird sicher für die restliche Tournee sofort behoben. Ich glotze bis zum Schluss mit offenem Mund, das ist eine 11 von 10 auf der Entertainment-Skala. Alle Erwartungen erfüllt. Barbies echter Name ist Barbara.
