Schwarzwald-Insticle Teil 1 (dedicated to Buzze)

How it started:

How it’s going: machen wir natürlich. Vertikalpasswunsch ist uns Befehl. Sie wünschen – wir bloggen. Wobei mein Schwarzwaldtrip nicht nur ausschließlich runtergerockt war. Aber an Tag drei bin ich extra für den Buzze eine schöne Runde über Bad Wildbad, Bad Herrenalb, Enzklösterle und Co. gefahren. Auf der Suche nach abandoned places – schlafenden Schwarzwalddornröschens.

Ihr wisst noch alle, wie Insticle geht? Genau: ich gondel rum, knipse Zeug und schreib danach Quatsch dazu. Bei anderen nennt man das dann Multimedia-Reportage. Aber dort nennt man Tipps zum Hosenbügeln auch Journalismus. Hier meine Fotoabzüge Teil ein, Teil zwei folgt in den nächsten Tagen.

Geht erstmal gar nicht so runtergerockt los, sondern gleich mal geil. Weil vieles im Schwarzwald aussieht, als hätte es der Märklin-Produktdesigner entwickelt. Man hört ja förmlich eine quietschende Draisine im Hintergrund. Draisine ohnehin sehr unterschätztes Verkehrsmittel. In Zeiten, in denen sich Menschen mittels Liege- und Lastenrad fortbewegen, wäre ein Comeback des Bahndienstfahrzeugs Draisine eigentlich nur konsequent.

Hatte ich! Also nicht in groß. Sondern zum spielen. Beziehungsweise Moment. Hatte eigentlich der Tobi von gegenüber. Wir hatten Märklin, die hatten LGB. „Die Lehmann-Groß-Bahn ist eine wetterfeste Gartenmodellbahn in der Nenngröße IIm mit einer Spurweite von 45 mm“. So Riesendinger, auf die man fast drauf sitzen konnte. Aber wenn ich das noch richtig weiß, hatte der Tobi das gar nicht im Garten, sondern im Wohnzimmer. Andererseits war ich noch klein und da erscheint einem ja alles Erwachsene recht groß. Und LGB Eisenbahn war definitiv erwachsen, kann mich nicht erinnern, dass Kinder damit spielen durften. Wir durften das nur toll finden.

Sehe gerade, dass es LGB noch gibt – thank god -, sie zu Märklin gehören – thank also god – und die Elektrolokomotive Rhätische Bahn 1.040 Euro kostet. Gut, dann vielleicht doch lieber Draisine. Auch da hab ich für Euch mal versucht, den Preis zu recherchieren. Aber die Interwebseite Draisinen-Hersteller.de sagt „Preis auf Anfrage,… mengenabhängig“. Wieviel Draisine kann ein Mensch brauchen, meine Frage?

Was mir hier sehr gut gefällt, ist diese konsequente Mischung aus Kundenunzufriedenheit, das Produkt aber weiternutzen und den Unmut trotzdem nicht runterschlucken. Können wir uns alle eine dicke Scheibe abschneiden: für mich zum Beispiel nie wieder Pioneer Car-CD-Player, weil der mir mal vor Jahren um die Ohren geflogen ist, aber vielleicht auch überhaupt nie wieder Car-CD-Player.

Außerdem für mich nie wieder Aveda. Da hab ich mal ein Kosmetikgeschenk bestellt, das kam und war ranzig wie ein olles Olivenöl im Vapiano nach der Insolvenz und die Firma wollte es nicht zurücknehmen, gestand aber ein, dass es stinkt. Das haben sie jetzt davon: eine unrühmliche Erwähnung in diesem ansonsten sehr schönen Insticle.

Für mich auch nie wieder: auf dem Dach eines Autos schlafen. Offen gestanden aber nicht nur ’nie wieder‘ sondern auch ’noch nie‘. Ursprünglich hatte ich ja überlegt, mit einem Camper in den Schwarzwald zu fahren. Hatte mir das alles sehr instaromantisch vorgestellt: ich taufe ihn ironisch Emil oder Franz, fahre Barfuß, halte wo ich will, und kacke wo ich muss. Hashtags #vannomaden #vanlife #vanhalen.

Aber: dann kamen mir Zweifel, wie lange denn in so einem Busle der Strom hält, wenn man unplugged in der Natur stehen will. Bei der Recherche wäre ich dann im Strudel diverser Camping-Internetforen fast abgesoffen. Runtergezogen von hitzigen Rechthabe-Diskussionen über Trockentoiletten und gasbetriebene Kühlis. K Ü H L I S! Geiles Vokabular, Ihr Yögel.

Als mich dann in irgendeinem Thread der Nutzer ’saharajoschi‘ mit dem großen Campingplatz 1×1 zugespammt hat, hab ich mir gedacht: ich bin doch nicht doof und schlafe in einem Auto! Und wenn ich Pech hab, wach ich morgens auf, weil saharajoschi mit dem Waschbeutel und der Klopapierrolle unterm Arm „I’m walking on sunshine“ pfeifend an meinem Heckfenster vorbeimarschiert. Und besserweiß, wie man richtig campt!

Es wurde dann stattdessen Ferienwohnung (FeWo) mit ganznormalbetriebenem Kühli und Eigenanreise und viel mit’m Rad. Zum Beispiel durch Schiltach, Home of the Brausen- und Armaturenhersteller Hans Grohe. Hatte mich sehr auf das Selfie vor der XXL Kloschüssel gefreut, die vor dem Firmengebäude steht. Dachte ich. Hab mich aber gleich zweifach geirrt: im Ort und in der Firma.

Die größte Kloschüssel der Welt steht in Hornberg vor dem Firmengebäude von Duravit. Zwölf Meter hoch, mehrere Tonnen schwer – ohne Inhalt. „Der Schüsselrand ist gleichzeitig Aussichtsplattform.“. Gut, andere Orte haben dafür einen Fernsehturm, Hornberg eine Kloschüssel und Schiltach nichts dergleichen. Dafür hat Schiltach aber Hans Grohe.

Dem gehört ein Denkmal gesetzt, das keine Schüssel ist. Alleine dafür, dass es im Europapark Rust eine Attraktion namens hansgrohe-Handwaschcenter gibt, bei dem „sensorgesteuerte Technik Besucher zum Eintreten einlädt“. Weil, wenn man in einem sackteuren Freizeitpark eines für sein Geld machen will, dann ja wohl Händewaschen.

Gleichzeitig kann man hier im Schiltach dann „Probeduschen in der Showerworld“. Hätte ich’s gewusst, hätte ich reserviert: „bei einem Privattermin im hansgrohe Brausenparadies gehören unsere Brausenmodelle eine Stunde lang Ihnen. Bitte melden Sie sich an. Wir nehmen Ihre Reservierung gern entgegen.“

Die Erstplatzierte beim Zirkusziegencasting. Wahrscheinlich gilt hier – wie bei allen anderen Tieren auch – die großväterliche Weisheit: Ziegen sind schlauer als man denkt. Oder: The term „lowhanging fruit“ is a metaphor for doing the simplest or easiest work first, or for a quick fix that produces ripe, delectable results.

Burning Man 2021 auch eine einzige Enttäuschung.

Grüße gehen raus an die tapferen Menschen, die sich seit Jahren unermüdlich für eine Ampel mit den beiden beliebten Zeichentrickfiguren einsetzen – und damit allen anderen mächtig auf den Keks gehen. Vielleicht stehen die Chancen hier im Schwarzwald ja besser?

Hier bitte einen von vielen Bierwitzen selber einfügen. Was sagt die Community denn zu diesem Bier? Bin da nicht so bewandert, fand aber das Underdog aus dem Schwarzwald Image immer ganz sympathisch. Und den dicken Mönch mochte ich auch viel lieber als das doofe Segelschiff oder die nervige Arschgeige im Trenchcoat, der zu besoffen war, um in der Düne gerade zu stehen.

Faszinierender als Kloster und -bräu fand ich in Alpirsbach so oder so den Bahnhof und seine örtlichen Schaukästen. Der Verein für Deutsche Schäferhunde OG-Alpirsbach e.V. hat seinen zum Beispiel genutzt, um nicht etwa Schäferhunde zu zeigen, sondern die Kollateralschäden von Sturmtief Sabine aus dem Jahre 2020. Never forget. Positiv auch, dass der Verein Gendering aktiv lebt: das vom Sturm betroffene Vereinsheim ist laut Schaukastenaushang jetzt wieder für Jedermann-/(frau) geöffnet.

„Crazy Voices“ will seine Zuhörer dagegen mit Titeln wie „Old Time Religion“, „You Raise Me Up“ und „May the Lord Send Angels“ begeistern. That’s not crazy, you guys, that’s insane.

Wann wieder Frau Merkle und Herr Kretschmer? Das muss doch möglich sein. Wann wieder Loch 9 mit diesem durchgefickten Netz, wo du über die Schanze eh nicht reintriffst und wenn du es schaffst, fliegt der Ball durch ein Loch im Netz wieder raus und die anderen haben es nicht gesehen. Wann wieder Bleistifte in der komplett falschen Stiftstärke und -Härte, bei denen du am Ende nicht mehr weißt, ob das 2 oder 7 Punkte bei Bahn 4 heißen soll?

Wann wieder mürrischer Blick bei der Ausgabe der Eisenschläger, weil der Besitzer genau weiß, dass du spätestens ab der dritten Bahn mit dem Kegelvulkan die Lust und Ernsthaftigkeit verlierst und deshalb mit dem Schläger blödelst und auch die Warnung „Bahn nicht betreten“ ignorierst? Wann wieder am Ende „Das sollten wir öfter machen“ und sich dann zwei Jahren lang nicht blicken lassen?

Und wann wieder Tipp-Kick in Forbach? Mit einer Tordifferenz von minus 15 und ganzen 4 Punkten war die Saison 20/21 nicht die Saison der Jungs um Trainer Marc Karcher. Die goldene Torjägerkanone Forbachs geht an Swen Kleehammer: ein Spiel, ein Tor. Man muss dem SV Forbach aber auch zu Gute halten, dass alle Spiele ab dem 8. Spieltag abgesagt wurden. Und sie halt vorher mit einem 0:7 gegen Oberstrot, einem 0:5 bei Ottersdorf und einem 1:5 gegen den SV Mörsch II nie so richtig in Tritt gekommen sind.

Auf der Habenseite steht ein eigener Fanschal mit dem selbstbewußten Aufdruck „SV Forbach – die Macht vom Eulenfelsen“.

Ansonsten scheint der Nordschwarzwald sportlich in zwei Lager aufgeteilt zu sein: VfB/KSC. Es gibt Ortschaften, in denen die VfB-Stickerdichte höher ist als die Einwohnerzahl. Allerdings ist das Fax mit der Rücktrittserklärung noch nicht in allen angekommen.

Der Fahrer des VfB Mannschaftsbusses hat mir mal erklärt, dass es eine Art VfB-Äquator gibt: diesseits werde ihm auf der Autobahn noch fröhlich zugewunken und die Daumen gehen nach oben. Jenseits dieser unsichtbaren Grenze werden die Daumen zu Mittelfingern und der Bus wird im Reißverschlußsystem vorsätzlich nicht reingelassen. In Alpirsbach würde ihm das jedenfalls nicht passieren.

Kurz hinter Alpirsbach sieht die Welt schon ganz anders aus. Schwäbische Checkpoint Charlie.

Alles jenseits dieser Grenze ist fest in blau-weißer Hand. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob das nicht „wegen“ heißen müsste? So vom Versmaß und Sinn her?

Watch out for Part 2!

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