S21 kommt, Schusti sagt:

21

Wundern tut es wohl kaum einen mehr, aber die wohl größte städtebauliche Veränderung aller Zeiten ist beschlossene Sache. Auch wenn man im Vorfeld schon das Sparschwein schlachtet, haben Bahnaufsichtsrat und die anderen Geldgeber dem Großprojekt zu stimmt.

Vorhin erreichte mich die Pressemitteilung der Stadt Stuttgart mit einem Statement von unserem Häuptling, bestimmt schon seit April fertig. Schusti ist natürlich total glücklich.

„Die von der Bahn in vertiefter Entwurfsplanung ermittelten Kosten bestätigen, dass die bisherigen baulichen und finanziellen Planungen tragfähig waren und sind.

Es ist aus der inneren Logik der Finanzierungsvereinbarung nachvollziehbar, dass die Deutsche Bahn AG in den letzten Wochen versucht hat, alle plausibel erscheinenden Risiken der kommenden Jahre hochzurechnen.

Auch diese Methode hat bestätigt, dass der von den Partnern 2007 vereinbarte Rahmen für Kosten und Risiken ausreichend ist.

Der bereits durch Rücklagen abgesicherte Beitrag der Stadt bleibt daher unverändert. Er wird in den nächsten Jahren nach detaillierter Prüfung der tatsächlich anfallenden Kosten entsprechend der vertraglichen Regelungen bezahlt.

Stuttgart knüpft sich ein ins Netz der europäischen Hochgeschwindigkeitsstrecken. Stuttgart 21 ist leistungsfähiger und vorteilhafter als alle schon vor vielen Jahren eingehend geprüften Alternativen der Ertüchtigung des Stuttgarter Hauptbahnhofs und des Bahnknotens Stuttgart. Das ist nicht zuletzt Ergebnis des Planfeststellungsverfahrens, in dem auch die Belange des Denkmalschutzes stets eine wesentliche Rolle gespielt haben.

Es wird Aufgabe der Stadt sein, sich während der Bauzeit im Dialog mit dem Bauherrn Deutsche Bahn AG für eine geringstmögliche Belastung der Bürgerinnen und Bürger einzusetzen.

Der Sicherung der Grundwassers und des Stuttgarter Mineralwassers werden wir während der Bauzeit jedes andere Interesse kompromisslos unterordnen.

Mit dem Verkehrsprojekt eröffnen sich einzigartige städtebauliche Entwicklungschancen, vor allem aber die Möglichkeit, die dramatischen Eingriffe in die Stadtökologie vor 100 Jahren rückgängig zu machen. Stuttgart 21 ist das wichtigste grüne Projekt der nächsten Jahrzehnte in Stuttgart und in der Region Stuttgart.

Wo heute Schienen, Weichen, Schotter und Betonmauern unsere Innenstadt zerschneiden, wird urbanes Leben, Wohnen, Arbeiten des 21. Jahrhunderts Raum finden.

Alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter sind eingeladen, ab dem kommenden Jahr an die gute Erfahrung der Bürgerbeteiligung anzuknüpfen, die wir wegen der Verzögerungen des Projekts von über 10 Jahren unterbrochen haben.“

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40 Comments

  1. says: franz von assisi

    „Der Sicherung der Grundwassers und des Stuttgarter Mineralwassers werden wir während der Bauzeit jedes andere Interesse kompromisslos unterordnen.“

    ohje…das darf dann wohl schonmal als entschuldigung für mögliche vorkommnisse gelten

  2. says: Vit

    „Alle Stuttgarterinnen und Stuttgarter sind eingeladen, … an die gute Erfahrung der Bürgerbeteiligung anzuknüpfen“ – Alter, du hast sämtliche „Bürgerbeteiligung“ ad absurdum geführt!
    Die „Bürger“ sind nämlich größtenteils gegen das Denkmal, daß du dir setzten willst!
    Unfassbar diese Heuchelei… als Dank wird ihm ähnlich wie dem noch größeren Bauverbrecher Arnulf-Klett irgendwann mal ein bedeutender Platz oder Straße der Stadt gewidmet…

  3. says: ben

    dazu braucht man auch keine klare meinung. das geht einfach nicht an dass sämtlichen bildungseinrichtungen das geld fehlt (marode schulen etc) und den freien schulen die zuschüsse gekürzt werden. das ist einfach die verarschung überhaupt bam wegziehn

  4. says: JMO2

    Er meint sicher die finanzielle Bürgerbeteiligung, die noch größer wird, wenn das Ding völlig überraschend doch mehr als 4,5 Milliarden kostet.

    Es ist die Art mit der dieses Projekt durchgeboxt worden ist, die mir sauer aufstößt, nicht das Projekt an sich!

  5. says: hannah

    S21 ist noch lange keine beschlossene Sache!
    Vor September 2010 wird nichts begonnen!
    Deshalb heißts jetzt: Weiter machen und protestieren: z.B. gleich heute abend, 18 Uhr Stgt. Hbf!!!!!

  6. says: derPaddo

    Für die S21 Gegner ist die Sache erst verloren, wenn die ersten Bagger anrollen?!

    Ach, was ich mir hier einfach nicht verkneifen kann:
    Was sagen eigentlich die massigen Grünen Wähler nun, hat sich die Wahl gelohnt?! 😀

  7. says: Martin S.

    Mittlerweile bin ich eigentlich nur noch froh DASS es eine Entscheidung gibt. An eine sachliche Diskussion zwischen S21 und K21-Befürwortern war ja schon seit Monaten nicht mehr zu denken. Die einen „Heuchler“, „Geldverschwender“, „korrupt“, „Lügner“, „Umweltzerstörer“, die anderen „rückständig“, „Bremser“, „Dauernörgler“, „Fortschrittverhinderer“ und was weiß ich. Schade dass es bei dem Thema von Anfang an keinen (baulichen) Kompromiss beider Varianten gab, so dass die Fronten immer härter wurden…

  8. says: Costa

    Ohhjee… Also lieber gebe ich 4,5 Milliarden (natürlich als Bürger nicht persönlich) für meine Stadt aus statt das zehn- oder hundertfache für Banken. Veränderungen sind nun mal nicht der Liebling vieler – dennoch – wenn Stuttgart in 50 Jahren nicht ein Kuhkaff sein soll, dann her mit den Veränderungen.. Vielleicht warten wir noch ein paar Jahre um uns dann über die gesunkenen Mieten zu beklagen die durch mehr Wohnungen enstehen könnten (bis dahin sind wir ja nicht mehr Mieter sondern Vermieter).. Man, man dieses gejammer geht mir so was von auf den Keks… Her mit der Bausstelle, her mit krach – und eins könnt ihr mir glauben-> ich werde die Geräuschkulisse am deutlichsten hören! Und das ist auch gut so!

  9. says: maulwurf

    Ich persönlich freu mich! Das Projekt bringt extrem viel Aufträge für die Baubranche, gleichzeitig wird auch extrem viel know how für alle Beteiligten generiert.
    Natürlich wird das ganze einen mega stress für alle drum herum geben, aber was soll man sagen, wenn das Geld für soziale Zwecke eingesetzt würde, dann wäre ich auch gegen S21. Aber das bleiben Träume aller Gutmenschen.
    Wer umziehen will soll das machen. Viel Glück bei der Suche nach einer Stadt in der alles besser ist.

  10. says: Kutmaster

    Wieso kann denn eine Bahnhofbauweise darüber entscheiden ob die Stadt ein „Kuhkaff“ oder „Metropole“ wird? Ich blick das nicht so ganz. Wer fährt denn heute schon noch gross mit dem Zug durch die Gegend?

    Das wird schon einen Grund haben, warum die Neue Messe am Flughafen steht und nicht am Bahnhof….

  11. says: flo

    vielleicht könnte man ja ein paar jungs vom schwarzen vfb-block engagieren und die stellen sich vor schusti’s tiefgaragenzufahrt und rufen „wenn ich das baut bringen wir euch um“? nur so eine idee….

  12. says: martin

    das was krupa sagt ging mir vorher auch wieder beim laufen durch den kopf – bzw. nicht in den kopf. entweder bin ich ein ewiggestriger, hab den schuss nicht gehört, aber ich kapier einfach auch nicht warum ein bahnhof über das wohlergehen unser stadt entscheiden soll… also frag ich mal so ganz naiv… mal ganz abgesehen davon, dass ich auch gerne für fortschritt bin und so weiter blablablabla. aber den punkt hab ich noch nie kapiert.

  13. says: chris

    Das wir einen moderen Hauptbahnhof benötigen kann ich mir irgendwie noch vorstellen. Aber die genannten Geldsummen bewegen sich außerhalb meines Verständnisbereiches. Für nen Lebenseinkommen von 4,5 Milliarden Euro könnte ich mit ca. 2273 Jahren in Rente gehen.

  14. says: chris

    Wie lange wir Auto fahren und Fliegen können (mit Fossilen Brennstoffen) ist allerdings begrenzt durch die Natür. Deshalb kann man schon frühzeitig die Weichen für eine alternative Infrastruktur stellen. Ob uns in Zukunft Magnetschwebebahnen oder Elektrofahrzeuge über lange Strecken transportieren ist ungewiss, aber eins geht heute schon. Zug fahren.

    Keine Sorge ich flieg auch lieber für 40 euro nach Berlin und wieder zurück, als für 200 Euro mit dem ICE. Aber in 50 Jahren könnte die Sache schon wieder anderst aussehen.

  15. says: Vit

    das zukuntfsträchtige und metropolen-mäßige ist ja nicht nur auf den bahnhof bezogen – sondern auf das tolle viertel was auf die freigewordene fläche gebaut werden soll – aber das macht mir ja fast noch mehr sorgen.
    alles im style des lbbw-gebäudes und der bibliothek 21 – das wird mal gemütlich. dagegen wirkt der potzdamer platz wahrscheinlich wie ein heimeliges dorfzentrum, wenn das mal fertig ist.
    sieht man ja in hamburg am elbviertel wie schwer man sich tut einer retorten-architektur leben einzuhauchen, und da dienten als basis immerhin noch die vorhanden speicher.

  16. says: Joris

    Ach fuck und Nanno muss die Röhre zumachen.
    Und wie Vit schon so treffend bemerkt diese furchtbare weichgespühlte Architektur, die ja streng reglementiert wird und nur soundso viel Glas-Stein-Beton an der Fassade haben darf.
    Was wirklich schickes lassen die Jungs doch eh nicht durchgehen (ich lass mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen).

  17. says: sergej

    hmm.
    warum schreibst du über ein projekt, zu dem du keine meinung hast?
    blog heißt für mich, meiner meinung platz zu schaffen.
    das hat was von hunden einen knochen hinwerfen und dem gezanke zuschauen…

  18. says: JMO2

    Schön das der Begriff „Gutmensch“ verwendet wurde, gibt einer Diskussion immer einen feinen Nebengeschmack. Danke dafür…

    Naja, die Bahn ist fein raus, muss und wird nicht mehr zahlen. Für alles was über 4,5 Milliarden hinausgeht kommen Stadt und Land auf. Und das es nicht über 4,5 Mrd hinausgeht, das ist doch sehr unwahrscheinlich wenn man sich die Schätzungen anschaut, die immer wieder nach oben korrigiert worden sind. Das alleine ist für mich ein Grund aus dem Projekt auszusteigen, es ist einfach zu ungewiss was da noch auf uns zukommt.

  19. says: martin

    hm wenn du meinst sergej, nach 15 jahren diskussion gehöre ich wie gesagt zu den ermüdeten, ich kann nicht genau beurteilen ob ich das gut finden soll oder nicht. auf der einer seite stehe ich zu fortschritt, finde veränderungen, neuerungen gut, auf der anderen seite sehe ich dass vielleicht deswegen vieles auf der strecke bleibt und mir der punkt warum ein bahnhof über die zukunft der stadt und region entscheidet nicht ganz klar ist.

    und zu deinem „vorwurf“: wir informieren hier einfach auch, wie du weißt, nicht jeder beitrag hat was mit einer „klaren meinung“ zu tun. das machen wir glaub schon oft genug. für mich ist dieser fall einfach zu komplex, um eine klare meinung zu haben.

  20. says: alx

    „….weil wir prrraktisch in zehn minuten, vom am Hauptbahnhof zum flughafen, also in zehn minuten nur noch also von der Innenstadt zum flughafen, praktisch schon losgeflogen sind! Also wenn sie von Stuttgart nach Ulm…..vom Flughafen, vom Hauptbahnhof……dann sind sie praktisch mitten in der Zukunft, meine Damen und Herren.“

  21. says: Sebert

    @Costa
    In Stuttgart besteht kein Wohnungsmangel. Es besteht Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Und das wird durch ein für viel Geld erschlossenes Neubaugebiet nicht besser. Will ja schliesslich finanziert werden.
    Und Stuttgart hat mit post WW2 großen baulichen Veränderungen nunmal keine guten Erfahrungen gemacht. Zu viel wurde (im nach hinein sinnlos) zerstört oder in hässlich wieder aufgebaut. Es fehlt einfach ein Vertrauensvorschuss !

  22. says: Costa

    Ohje, wieso habe ich nur was gepostet – Wer nicht über den Tellerrand hinausschaut wird auch meinen Beitrag und Stuttgart21 nicht verstehen. P.S. Ich wohne nicht im Bahnhof – aber gaaanz in der Nähe!

  23. says: sergej

    da hast du recht, der beitrag ist leider auch schärfer geraten als gemeint.
    S21 wird für mich gerade immer emotionaler und präsenter, da habe ich wohl auch einfach vergessen, dass man durchaus informiert und zweigeteilt sein kann.
    nix für ungut!

  24. says: Sebert

    @Costa
    Könntest du das bitte etwas ausführen? Bzw. inwiefern dieses Projekt über die Zukunft der Stadt Stuttgart entscheidet, ob es ein „Kuhdorf“ wird oder nicht?

  25. says: Kutmaster

    Dieses „Kuhkaff“ Argument geistert schon seit ein paar Tagen durch die Kommentarforen bei der StZ. Also nicht nur hier.

    Ich könnte jetzt mal nachgucken, welche PR-Agentur denn mit der Web-Promotion von S21 beauftragt wurde. 🙂

  26. says: putte

    „die ewig gestrigen“ – so werden wir S21-gegner zuweilen gerne genannt. wir sperren uns gegen den fortschritt, heisst es. wir verwehren uns die chancen auf gesteigerten wohlstand, so wird gesagt. wir seien gegen alles was neu ist, tönt so manch befürworter.

    ich möchte niemals verallgemeinern, gehe deshalb nur von mir selbst aus,
    und mein wunsch besteht darin sich im großen und ganzen weit mehr darauf zu konzentrieren um was es hinter all dem schein, glanz und gloria tatsächlich geht: das allgemeinwohl. nehme ich nun direkten bezug zum bahnhof unserer stadt frage ich mich was in den köpfen derer vorgeht die ihn befürworten. ihr wollt neue bürotürme? ihr wollt mehr möglichkeiten einzukaufen? ihr sorgt euch um das prestige dieser stadt? ihr freut euch auf mehr fläche? das alte muss dem neuen weichen, koste es was es wolle?

    solltet ihr eine dieser fragen mit ‚ja‘ beantworten hätte ich endlich gerne ein paar ausführungen dazu. (und natürlich bin ich auch für jeden anderen guten grund offen.) ich maße mir nicht an erfinder des gesunden menschenverstandes zu sein, aber so lange ich auch nachdenke finde ich kein einziges argument für S21. mag sein daß mir so manche information fehlt welche mir dann doch noch ein pro-argument liefern könnte, aber bisher entdecke ich lediglich scheinheiligkeit des vermeitlichen zweckes. womöglich ists auch naivität die mich umtreibt, wirklich wissen kann ich das nicht da alles schlussendlich subjektiv bewertet wird.

    was ich allerdings deutlich spüre ist eine wut auf den vermaledeiten fortschritt welcher uns dazu bringt von uns selbst fortzuschreiten. die folgen sind, im gegensatz zu S21, ja zum glück allerspätestens seit der finanzkrise nur schwerlich zu bestreiten: der willentlich versuchte mord am klima, das exzessive festhalten monetärer dekadenz und bequemlichkeit, agressiv und offensichtlich betriebenes anti-gerechtigkeitshandeln. schluss mit der bequemlichkeit, hin zur auseinandersetzung mit dem was massstab ist: die 24 stunden im leben eines jeden einzelnen. all die angst, das verstecken, das hoffen und wünschen. der blick ins eigene herz … herz? da war doch was: „das neue herz europas.“
    vielleicht wirds auch einfach der neue arsch europas.

    deshalb: das ist unsere stadt, und nicht die stadt der spekulanten der immobilienbranche. das gilt es deutlich zu machen.

    kommt zu den montagsdemos, ab 11.januar gehts wieder los.
    die sache ist noch nicht vom tisch, auch wenn uns das presse und die offiziellen gerne weismachen wollen.

    l

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