Rasenkissen und grüne Fugen

Am vergangenen Freitag ist der neue Teil vom Höhenpark Killesberg eröffnet worden, jetzt mit zehn Hektar mehr Parkfläche. Die nach dem Rückbau der Alten Messe frei gewordene Fläche wurde mit sogenannten „Rasenkissen“ neu aufgebaut, die von einem geschwungenen Wegenetz durchtrennt sind.

Bin gestern durchgejoggt, sieht alles noch etwas sehr steril aus, wie es halt so aussieht, wenn alles neu ist und frisch begrünt ist und richtig drauf getraut auf die Rasenkissen hat sich auch noch keiner. Liegt halt in der prallen Sonne, die Bäume brauchen noch ein paar Jährchen.

Was alles genau gemacht wurde, steht auf der nächsten Seite oder auf der Homepage der Stadt Stuttgart.

Killesberg: Ein neuer Park für die Bürger

OB Schuster eröffnet am 6. Juli die zehn Hektar große Parkfläche

Der Höhenpark Killesberg ist wieder vollständig zugänglich. Er lockt mit einer vergrößerten, attraktiv gestalteten Parkanlage. Der Umzug der Messe 2007 hat die Umgestaltung ermöglicht. Die zehn Hektar große Parkfläche gibt den Bürgern Gelegenheit, sich zu erholen, zu entspannen oder zu spielen.

Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster sagte bei der Einweihung am 6. Juli: „Das, was auf dem Killesberg entstanden ist, ist ein Paradebeispiel für die Grüne Großstadt. Ich habe mich seit meinem Amtsantritt für nachhaltige Infrastruktur und neue Erholungs- und Rückzugsräume eingesetzt. Den Umzug der Messe habe ich von Anfang an gewollt.“

Schon bei der Bürgerumfrage im vergangenen Jahr zeigte sich, dass die Mehrheit der Stuttgarter die Neuordnung des Killesbergs begrüßt. „Ich bin mir sicher, dass bis zur nächsten Umfrage der Zuspruch steigen wird, denn Stuttgart ist mit der ‚Grünen Fuge’, dem Park an der Roten Wand hin zur Feuerbacher Heide um bedeutende Parkanlagen reicher geworden“, so der OB.

Die großzügigen Anlagen ziehen sich vom bestehenden Höhenpark Killesberg über die „Grüne Fuge“ zum Park vor der „Roten Wand“ bis zur „Feuerbacher Heide“. Sie sind Abschluss des „Grünen U“ – einem heute acht Kilometer langen Grünzug mitten durch die Stadt – von den Schlossgartenanlagen über den Park der Villa Berg, den Rosensteinpark und die Wilhelma, den Leibfriedschen Garten, den Wartberg und den Höhenpark Killesberg bis hin zur Feuerbacher Heide und zum Kräherwald.

Technischer Bürgermeister Dirk Thürnau: „Bereits vor 90 Jahren wurde die städtebauliche Vision entwickelt, die Grünflächen der Innenstadt mit denen des Landschaftsraumes zu verbinden. Ziel war die langfristige Sicherung der innerstädtischen Erholungsräume. Die Parkanlage hier ist dazu ein wichtiger Beitrag.“

Über die Hälfte wurde in Grünflächen investiert

Die Stadt hat insgesamt 21 Millionen Euro für die neue Infrastruktur auf dem Killesberg investiert, darunter fallen der Abbruch der Messe oder der Straßenbau. Mehr als die Hälfte davon floss in den Bau der Freianlagen (10,4 Millionen Euro). Die reinen Baukosten für den Park (Grüne Fuge, Rote Wand, Feuerbacher Heide) betragen 7,65 Millionen Euro. Der Kostenrahmen wurde eingehalten.

Für die Gestaltung der neuen Bereiche beauftragte die Stadt Stuttgart 2008 die Arbeitsgemeinschaft Pfrommer + Roeder Landschaftsarchitekten, Stuttgart/ Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten, München. Das von Prof. Rainer Schmidt entwickelte Parkkonzept ist eine gestalterische Verbindung zweier Themen, die den Killesberg prägen: Weiche, naturnahe Landschaften sowie Steinbrüche als harte Topografie.

Prof. Schmidt: „Es entsteht eine Landschaft, die eine eigene Geschichte erzählt. Harte karstige Formen einer Steinbruch-Topographie, wie mit dem Meisel herausgebrochen, verändern sich im Laufe der Jahre. Aus gebrochenem Material entwickeln sich abgerundete Formen zu einer weichen Landschaft, die mit Erde und Grün überzogen wird.“

Erholung dank „Rasenkissen“

Die knapp einen Meter hohen „Rasenkissen“, die die Gestaltungsidee verkörpern, verbinden alle Bereiche der Grünanlage und öffnen Blickachsen in den Park und die umgebende Stadtlandschaft. Gleichzeitig wirken die erhöhten Rasenfelder wie eine große Grünfläche. Die kleinteilige Wegeführung erschließt sich erst bei einem Spaziergang durch das Gelände.

Ulf Roeder: „Die Rasenkissen liegen mit Wiesenoberkante etwa knie- bis hüfthoch über den Wegen. Steht ein Besucher auf einem Querweg, kann er zwar jeden anderen Spaziergänger sehen, nicht aber die Wege selbst.“

Die Rasenkanten wurden mit hellem Granit eingefasst und die Asphaltwege mit hellem Splitt abgestreut, damit alles hell und freundlich wirkt. Im Park wurden eigens entworfene Holzbänke und passende Müllbehälter aufgestellt. Flankiert wird die Anlage im Westen von einem Hain aus Laubbäumen (Linden, Eichen und Blauglockenbäume) und im Osten von lockeren Obstbaumgruppen (Birnbäume).

Die nachhaltige Umgestaltung des Killesbergs zeigt sich im Wassermanagement. Das gesamte Niederschlagswasser der befestigten Flächen und Dächer aus der näheren Umgebung wird gesammelt und in einer 3.600 Kubikmeter fassenden Zisterne zusammengeführt. Die Zisterne ist ein Relikt des Untergeschosses der alten Messehalle 5, das statisch ertüchtigt und abgedichtet wurde. Bestandteil der Brauchwasseranlage ist auch der naturnahe See am Fuß der „Grünen Fuge“. Er ist optisch ansprechend und reinigt das Brauchwasser. Hieraus wird auch der Bachlauf gespeist, der wieder in den See mündet. Das spart Trinkwasser und Betriebskosten.

Planungen mit Bürgern abgestimmt

Nach der Fertigstellung der Neuen Messe im Oktober 2007 begann der Rückbau der alten Messe, der im Dezember 2009 abgeschlossen wurde. Parallel dazu startete die Landeshauptstadt die Planung für das neue Stadtquartier. Der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Matthias Hahn: „Wir haben uns schon in den Jahren davor eng mit den Bürgern abgestimmt. Auf zahlreichen Veranstaltungen vor Ort und im Rathaus haben wir die Planungen und Vorstellungen diskutiert und auch angepasst.“

Der städtebauliche Wettbewerb aus dem Jahr 2005, den das Architekturbüro Pesch & Partner / LA Lohrberg gewonnen hat, war Grundgerüst der Planungen. Über weitere Architekturwettbewerbe wurden die einzelnen Parzellen bestimmt. Die ersten Ergebnisse dieses Prozesses lassen sich am Standort der ehemaligen Messehalle 11 ablesen, auf dem heute das vom Stuttgarter Architekturbüro Wulf & Partner entworfene Augustinum steht. Weiterhin sind das Wohngebiet W1 und das neue Stadtteilzentrum Think K in der Entwicklung, so dass Ende 2012 die heutigen Baulücken geschlossen sein sollen.

Ein wesentlicher Bestandteil der Umgestaltung ist die Vergrößerung des Höhenparks Killesberg in Richtung Kochenhof. Historisch gesehen bekommt der Park hiermit Teilflächen zurück, die die Messe beanspruchte.

Der ursprüngliche Höhenpark Killesberg wurde 1939 zur Reichsgartenschau gestaltet. Seinerzeit sollte aus einem Steinbruch eine öffentliche Grünanlage und gleichzeitig die öffentliche Infrastruktur auf dem Killesberg entwickelt werden. Die damals noch im Außenbereich der Stadt liegende Freianlage ist durch die Stadtentwicklung mittlerweile zentral gelegen und Dank ihrer Weiterentwicklung und intensiven Pflege ein wichtiger Erholungsort.

Mehr Informationen, darunter auch ein Film, finden sich unter www.stuttgart.de/zukunft-killesberg

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5 Comments

  1. says: Fabs

    Das ist alles sehr schön geworden. Gratulation! Und es werden viele Besucher die neuen Parkanlagen ausgiebig nutzen. Jedoch: wo sollen die alle parken? Die Anwohner freuen sicher schon heute, dass sie jedes Wochenende keinen Parkplatz finden werden. Vielleicht hat unser Baubürgermeister Hahn mal wieder ein wenig zu kurz gedacht?

  2. says: stadtteil

    bislang hat das ding ja eher den charme eines golfplatzes und durch die baustellen rundum eher viele sackgassen als vielfältige möglichkeiten nach unten zu kommen. aber das ganze ist ja auch noch nicht fertig

    was ich aber gar nicht verstehe ist, warum sie den ehemaligen messeparkplatz auch zum park gemacht haben. niemand wird eine 20m breite strasse überqueren wollen um noch 20m durch einen park laufen zu können. wohnbebauung oder ebeb ein parkplatz wären dort angebrachter gewesen

  3. says: martin

    dachte ich mir auch am sonntag beim joggen. wirkt wie ein etwas zu groß geratener grünstreifen an der straße. kein plan wer sich da hinlegen soll. aber der pressemitteilung nach zu urteilen ist die stadt auf dieses stückle auch ziemlich stolz.

  4. says: Jochen

    Bei Sekunde 37 sieht man mal, dass die Bäume wieder ziemlich nah zusammen stehen. Wenn die mal groß sind, brauchen die mehr Platz. Nur Rasen allein ist auch langweilig. Sollen da mal paar Hecken pflanzen und / oder Blumen.

  5. says: Lenny

    Schön, ein noch größerer Park im Norden während wir hier im Süden/Westen nur die 20m2 der Karlshöhe haben (auf die Nachmittags auch keine Sonne mehr scheint).
    Parks sind zwar immer zu begrüßen, die sollten aber mal ihre Prioritätenliste checken.

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