Psst. Chefin kommt.


(Foto: Adult Friend Finder angela-merkel.de
)

Angela Merkel kommt. Die Freude ist trotzdem ganz auf meiner Seite, denn den Abschluss einer wirklich miesen Woche in Stuttgart zu feiern, zeugt von Einsicht. Sebastian Turner glaubt immer noch, es ginge um ihn, beziehungsweise seinen Wahlkampf. Das ist sein gutes Recht.

Zu keiner Stunde beneide ich unsere Kanzlerin um ihren Job. Genau wie am Dienstag in Athen muss sie Menschen Dinge verkaufen, die sie nicht wollen. Die Griechenlandsache – ich verstehe das nicht in einem Prozent des Umfangs. Die Turnersache – verstehe ich noch viel weniger. Denn ich habe immer gehofft, dass ihr Job sich ausnahmslos mit Dingen beschäftigt, die wirklich sehr wichtig sind.

Wenn früher im Sandkasten einer verhauen wurde, fand ich es immer bedenklich, wenn er den großen Bruder oder meinetwegen die gewaltbereite Schwester rief. Nicht nur als Einzelkind sage ich, was Dave Grohl von den Foo Fighters mal in einem völlig anderen Zusammenhang gesagt hatte: walk it like you talk it.

Einer, der Bürgermeister werden will, aber schon beim kleinsten Problem, eine Autoritätsperson zur Hilfe holt? Hat die neuerliche S21-„Angstkampagne“ noch nicht gefruchtet? Weia. Aber was verstehe ich schon von Politik?

Ich kenne schließlich aufrechte CDU Wähler, die mir hinter vorgehaltener Hand zuflüstern, sie hielten Turner für nicht wählbar. Menschen, die selbst hinter vorgehaltener Hand noch flüstern, haben wirklich ein Anliegen.

Himmel, einer der sich in jeden dritten Satz „parteilos“ nennt, hätte doch auch Helmut Schmidt, DJ Bobo oder die Katzenberger zur Unterstützung holen können. Deswegen jetzt „Mutti“ zu schicken, finde ich wirklich respektlos. Ihr, und besonders gegenüber den all den Dingen, die hoffentlich dringlicher sind.

Ich halte auch nichts davon, mit Trillerpfeifen herumzustehen oder Leuten ins Wort zu fallen, beziehungsweise so laut rumzubrüllen, dass man sie nicht versteht. Das darf nur Lemmy von Motörhead und Motörhead. Das sind allesamt Profis. Angela Merkel ist auch ein Profi. Ich bin mir nur noch nicht sicher, in welcher Sportart.

Da ich in den letzten Monaten sehr viel über Bürgerbeteiligung gelesen habe, versuche ich das jetzt auch, gehört werden als Bürger – gerade wenn die Chefin im Neighbourhood ist. Man will ja nicht enden wie einer, der in Österreich an der Ampel zum zweiten Mal die Grünphase verpasst hat und von dem freundlichen Autofahrer hinter sich gefragt wird: „Na, war wieder nicht die richtige Farbe für Sie dabei?“

Bürgerbeteiligung, jetzt: Frau Merkel, gibt’s eventuell eine Aftershowparty im Ratskeller? Transit? Ich hole Sie ab, kein Problem. Ich würde auch bei Rewe einkaufen, dann setzen wir uns auf meine Couch, essen im Schneidersitz, hören uns die neue Bob Mould Platte an und wir plappern über all‘ die Dinge, die uns gerade einfallen. Die Neue von Converge ist übrigens auch der Kracher. Ganz zu schweigen von meinem MitbewohnOmatic, der kann sogar voll gut kochen, wenn er mal die Wurst weglässt.

Meine Cousine schrob mal auf Facebook, sie müsse jetzt erstmal „hart chillen“. Können wir natürlich auch machen. Danach leihen wir uns zwei DB-Fahrräder, brettern auf dem Bürgersteig in die Stadt rein, klingeln dabei grundlos und sehr laut und benutzen die Passanten als Slalomstangen. Sie sagen dann „Hoho. Oben Bleiben“ und lachen dann hämisch – ich: hysterisch.

Wir schauen einfach mal im Zwölfzehn rein und gucken, ob der Peter gute Laune hat oder wir gehen in Die Bar und lassen uns von Ralf Groher pfundigen Whiskey empfehlen. Im Keller Klub können wir gegen später auch mal reinschauen oder im Goldmark’s. Der Strongbow geht auf mich.

Meinetwegen schauen wir auch am Hans-Im-Glück Brunnen oder der Theo vorbei. Oder wir verhauen besoffene Zehntklässler am Berliner Platz. Dann machen wir Witze über Kommunalpolitiker oder darüber, dass schon ein Alkoholverbot im Supermarkt  und Tankstellen ab 22 Uhr nix geändert hat und weshalb dann bitteschön eines auf öffentlichen Plätzen funktionieren soll.  Soll ich uns eine Vodka/Fanta-Mischung in einer PET-Flasche klarmachen? Oder glühen wir bei mir zu Hause vor?

Über den Turner können wir auch reden, falls er uns nicht eh über den Weg läuft. Unter uns, ich mache mir Sorgen: für meinen Geschmack hängt der in letzter Zeit etwas zu oft in den Clubs rum. Neulich habe ich mir trotzdem vorgestellt, wie Sie ihn am Tresen im Climax auf die Schulter hauen und mit verstellter Stimme „Basti Fantaaasstie!“ sagen und dann so süß grinsen, wie damals als der Poldi ein Tor gegen Polen machte.

Kommen Sie, das wird witzig. Ich mache ihnen dann ein paar völlig amateurmäßige Vorschläge, wie meiner Ansicht nach Politik gemacht werden muss, damit wir Bürger und der Staat Spaß haben. „Wir Bürger“-sagen ist wichtig, damit jeder das große Bild sehen kann. Bei Bruno Labbadia vom VfB hab ich so was Ähnliches auch schon gemacht. Er war allerdings ziemlich mies drauf, sagte was von „am Arsch geleckt!“.

Wenn Sie richtig Lust haben, dann kann ich auch versuchen, die olle Geiger-Truppe zusammenzutrommeln und wir gehen richtig uff juck. Aber Achtung: Wenn Martin im Dart spielen will, ignorieren Sie ihn. Der Kerl ist da unbezwingbar. So wie – hihi – die CDU früher in Baden-Württemberg.

Thorsten amüsiert sich auch prächtig, obwohl er nicht trinkt und man ihm das manchmal nicht ansieht – das Amüsieren, meine ich. Geiger ist auch ein Riesentyp: bald wird ein großes Einkaufszentrum nach ihm benannt. Mit dem Aussie können Sie nur nicht über Fußball reden, weil er da – ich sage mal – sehr eigenwillige Vorlieben hat. Ansonsten: Topkerl. Den Absacker nehmen wir dann wieder in der Boa. Mit Ihnen kommen wir da hoffentlich noch mal rein.

An den Bahnhof gehen wir lieber nicht. Gefährliches Pflaster derzeit, besonders wenn man im Zug sitzt. Oder hätten sie eventuell Lust, mit mir am Gleis rumzustehen und wir rufen dann „Herzlich Willkommen in Stuttgart, Hauptbahnhof, wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Reise. Der Ausstieg befindet sich über Ihnen, benutzen sie bitte die kleinen Hämmerchen neben den Fenstern.“

Was ich eigentlich sagen wollte: Herzlich willkommen, Frau Merkel. Bis später. Packen Sie bitte flache Schuhe ein, könnte länger dauern.

Grüße
Michi

Angela Merkel, heute um 15 Uhr auf dem Marktplatz, Stuttgart Mitte.

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9 Comments

  1. says: Vampirella

    „Ganz zu schweigen von meinem MitbewohnOmatic, der kann sogar voll gut kochen, wenn er mal die Wurst weglässt.“
    „Wir schauen einfach mal im Zwölfzehn rein und gucken, ob der Peter gute Laune hat…“

    – Danke Micha für ein herzhaftes Wurstlachen am Morgen!
    Bussi an Jenso

  2. says: vanDamme

    „Thorsten amüsiert sich auch prächtig, obwohl er nicht trinkt und man ihm das manchmal nicht ansieht – das Amüsieren, meine ich.“

    Ich habe den Thorsten schon mal volle Kanne lachen sehen!!! 😉

    Und super toller Text auch > ich geh da heute auf jeden Fall hin!

  3. says: Jens

    Ne, muss ich mir sicher nicht anschauen. Was soll der Hype? Der ist doch genauso künstlich, wie der Hype um irgendwelche DSDS Stars! Brauche keine kreischenden Angela Fans, die in Ohnmacht fallen 😉

  4. says: Julia

    Großartig! Das mit dem Psst haben aber glaub nicht so viele gelesen 😉 Hab ja kaum verstanden, was sie gesagt hat. Aber es war wohl was in der Richtung: Wenn wir Turner nicht wählen, wird Stuttgart bald enden wie Griechenland…

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