Performance Installation x HipHop Konzert: Kendrick Lamar war in Stuttgart

Am Ende ist alles Erwin-Schoettle-Platz, Brückenkopf zum 42er, der wartet schon, die Anzeige blinkt, die Gelenkbusikone der Stadt will los, noch schnell ein paar Wortfetzen austauschen: „Also so etwas stylisches habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“ Ja.

Kendrick Lamar befindet sich aktuell auf der „Mr. Morale & the big Steppers“ Welttournee und die Tourplaner nagelten Stuttgart auf die Route, was vor fünf Jahren, bei der „Damn“-Tour, leider nicht der Fall war. Da mussten die hiesigen Fans nach Frankfurt reisen. Gestern reichte eine Fahrt mit der U11 (oder U9 oder doch wieder mit dem Auto).

Lamar und seine Crew kamen definitiv mit einigen Trucks, denn es wurden sehr viele verschiedene Dinge auf und über die zunächst spartanische wirkende Bühne gestellt bzw. traversiert.

Was sich von Beginn mit einem Einlauf der Tänzer*innen an der Schnittstelle zwischen Dance/Fashion/Militärparade andeutete, wurde im Laufe des Konzerts immer deutlicher: Das ist kein lieblos runtergerotzter Gig, also ein bisschen neues Album, ein bisschen alten Banger, ciao war schön, ab ins Steigenberger Hotelbar. Nein, das ist eine konsequente KONZEPT-Show ft. Performance-Installation. Bei der gibt oder gab es dann auch keine Zugabe, weil zum Konzept dazu gehört, dass Kendrick Lamar am Ende mit dem Piano einfach unter der Bühne verschwindet. Jetzt aber ab ins Steigenberger.

Sprich: Was man schon am Rande bei der Damn-Tour mitbekommen hat (sollte man nicht selbst z.B. in Frankfurt gewesen sein), einer der wichtigsten Künstler unserer Zeit ist zwischenzeitlich ein Live-Top-Act, oder sagen wir ein Top-Erlebnis.

Das war zu Beginn seiner Karriere nicht so, siehe LKA 2013. Und zumindest bezüglich Show und Performance. Auf der Bühne stehen keine Musiker*innen und Instrumente (von dem Piano abgesehen). Dafür fährt dauernd irgendein Riesenkubus und Lightquader hoch und runter und irgendwann steht Lamar in einer (symbolischen) Covid-Teststation.

Die Soundsäule und Showästhetik des Abends war dann das (gefühlt komplette) aktuelle Alben, in das alle Kendrick-Großhits eingebettet wurden, u.a. „Money Trees“, „DNA“, „Swimming Pools“, „King Kunta“, „Alright“, „Humble“, „Loyalty“ etc., das Publikum konsequent überaus textsicher.

Zum Konzept scheinen auch öfters lange Pausen zwischen den einzelnen Songs zu gehören, dark Schleyerhalle, er steht bewegungslos auf dem Steg, die Interaktion mit dem Publikum ist eher bescheiden, was dem Publikum wiederum nichts ausmacht, es gilt das nächste Pit-Auge-vorzubereiten, Kendrick-Kendrick-Rufe, bis der Bass erneut diese nicht ganz so heilige Halle erschüttert.

Er ist ja der Artist auf den sich ALLE einigen können, egal ob die Gen-Z Bluetooth-Boomboxer oder das DINK-Pärchen. Demnach sind auch alle da. Die blutjungen Moshpits-Hochenergie-Menschen (überwiegend maskulin), die Früh-30er, die Kendrick seit Anfang an hören, heute ENDLICH mal wieder raus gehen MIT DEN JUNGS und sich prompt ein paar Bier zu viel reinstellen oder vielleicht auch schon zwei Bier nicht mehr gewohnt sind.

Einige Promis, Bausa und Max Herre wurden z.B. gesichtet, für die Ubologie-Bilanz. Ein paar Mitvierziger wie wir, die Kendrick ebenso lange kennen und hören und einen Blödsinn reden wie „Ich hab ja das allererste Album, also Section.80 und nicht M.A.A.D City, auf Vinyl!“

Am Ende waren nahezu alle (leicht) hack, storniert und euphorisiert. Aber in der U11 waren dann alle sehr brav. Aus der einen oder anderen hörte man Musik aus dem Handy. Kendrick Lamar.

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