Party- und Kunstblog: Roadtrip zur Art Basel – Bitte langsamer sprechen!

Anfang letzter Woche meldet sich meine gute Freundin Anja: Am Wochenende ist Art Basel, lass uns hinfahren. Hm, was steht sonst an? Umzug, Küche aufbauen, Wohnung streichen, OhHi-Blockparty, Flohmarkt im Transit… Ok, top, wir fahren hin.

Es ist ja jetzt nicht so, dass ich übermäßig kunstinteressiert wäre. Hat sich nur etwas gehäuft in letzter Zeit, Ende letzten Jahres in der Tate Modern in London, neulich in der Albertina in Wien und jetzt eben Art Basel. Ich bin ja offen, und was macht man nicht alles für seinen Ruf, sich für mehr als Fahrräder und Partys zu interessieren. Ein Roadtrip in drei Teilen.

Tag 3: Bitte langsamer sprechen!

Puh, die vierte Ausstellung bzw. Messe bzw. Museum in drei Tagen? Aber das konnten wir einfach nicht auslassen, das Vitra Design Museumin Weil am Rhein ist nur zehn Autominuten von Basel entfernt, das Wetter war wieder blendend und wir hatten Zeit. Außerdem waren wir beide schon mal dort und hatten das Ding als überaus lohnenswert in Erinnerung.

Also hingefahren, bei der arroganten Kassenfrau ohne abgeschlossenes Kunstgeschichtestudium zum vierten Mal Eintritt gezahlt und zunächst einmal die Gerrit Rietveld-Ausstellung angeschaut. Der Name hat mir jetzt ehrlich gesagt nicht so viel gesagt, aber seinen Rot-Blauen-Stuhl kannte ich dann doch vom Sehen. Den konnte ich dann auch gerade noch fotografieren, bevor ein dezenter Mann im Anzug uns darauf hinwies, dass Fotografieren in der Ausstellung verboten ist. Das ist er also (der Stuhl, nicht der Mann):

Dann direkt noch für die Architekturführung angemeldet, weil ohne die kann man ein großes Highlight von Vitra, die verschiedenen von berühmten Architekten gestalteten Gebäude, gar nicht angucken.

Pünktlich sammelte sich also vor dem Eingang ein illustres Grüppchen Leute, markiert mit einem Bepper, und wir kamen uns wirklich vor wie in einem typischen Kinofilm, in dem eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe Menschen gemeinsam ein Abenteuer erlebt und dabei die verschiedenen Charaktere zum Vorschein kommen. Der smarte, gut aussehende Geschäftsmann, der schlaue Fragen mit österreichem Akzent stellte. Das intellektuelle Künstlerpaar mit schwarzen Outfits und großen Brillen. Die Touristen, die Vitra auf ihrer Liste abhaken mussten.

Und ganz vorne dabei SIE. Sie ist immer dabei bei solchen Gruppen – in Person eines penetrant schreienden Kindes, eines besserwissenden Strebers, eines motzenden Opas oder eines unerträglichen Paars (in Wien beobachtet: eine amerikanische Touristengruppe, in der ein übergewichtiges Ehepaar über 10 Meter Entfernung die gemächlich vorangehende Fremdenführerin mit einem dezenten „Slow doooooooooown!!!!“ angeschrien hat).

Diesmal war es eine dürre Deutsch-Amerikanerin, die sich schon bei der Begrüßung durch die überaus kompetente Tourbegleiterin mit einer lauten Unterhaltung mit einer Begleiterin hervorgetan hat und trotzdem nach dem ersten Satz darum bat, doch bitte langsamer zu sprechen, weil ihr italienischer Begleiter kein oder nur schlecht deutsch könne. Eine Stunde später gab es eine Führung auf Englisch, nur so nebenbei.

Und das zog sie dann durch: Nicht zuhören, sich mit anderen unterhalten, rauchen, in der riesigen Handtasche kramen, hinterherlaufen, wahllose Fotos machen und dann Fragen stellen, die entweder 20 Sekunden vorher beantwortet wurden oder einfach nur unglaublich dämlich waren.

Bei einer Bausatz-Tankstelle aus den 50ern, die restauriert worden war. Beim Feuerwehrhaus der bekannten aus dem Irak stammenden Architektin Zaha Hadid, die so alle Normen und Konventionen sprengende Entwürfe macht, dass sich vorher noch niemand getraut hatte, einen in die Realität umsetzen zu wollen. Und beim Konferenz-Pavillon des berühmten Japaners Tadao Ando, dem ersten Gebäude, das dieser außerhalb Japans umsetzte und das mich wie schon bei meinem ersten Besuch bei Vitra so beeindruckte, dass ich tatsächlich Gänsehaut bekam. Kein Scheiß.

Trotzdem waren wir nicht traurig, als die überaus interessante Führung zu Ende war und wir SIE mit ihrem klischée-amerikanischen „pretty-awesome“-Gefolge hinter uns lassen konnten. Denn es stand noch ein weitere Highlight an: das Vitra Haus.

In diesem beeindruckenden Gebäude (siehe Bild ganz oben) ist die Vitra Home Collection untergebracht, wo die Designklassiker ausgestellt sind, die Vitra in Lizenz herstellt und die man kaufen kann. Sofern man über das nötige Kleingeld und ein passendes Transportmittel verfügt. Die liquiden Mittel wären jetzt nicht das Problem gewesen, aber Anjas französische Rakete war ja schon mit Tisch und Stühlen von unserem Deal am Vortag bepackt, also beließen wir es beim Betrachten der schönsten Möbel der Welt.

Die Heimfahrt wiederum gestaltete sich äußerst entspannt, auch wenn das Gewicht der Möbel etwas auf die Stoßdämpfer drückte, und den Kopf voll mit Bildern, Eindrücken und Ideen nutzten wir den ungewohnten kreativen Schwung, um uns eine Zweitverwertung für die knapp 700 Bilder, die wir zusammen in den drei Tagen geknipst hatten, zu überlegen.

Und das ist dabei herausgekommen: at.ab 365. Ein Blog, in dem wir ein Jahr lang, 365 Tage, jeden Tag ein Bild von der Art Basel posten. Und gleichzeitig bei Facebook. Und bei Twitter. Und vielleicht dann nächstes Jahr mit neuen Bildern von der Art.

Also Bitte den Blog angucken, folgen wer bei tumblr ist, folgen wer bei Twitter ist und Fan werden wer bei Facebook ist. Und uns auch sonst viel Liebe geben, damit Anja und ich in der Kunstwelt ganz schnell so berühmt werden wie Eva und Adele. Oder zumindest so wie die Borer-Fieldings.

Join the Conversation

3 Comments

  1. says: lenberg

    kurzer klugscheißer-Kommentar zur Korrektur: Zaha Hadid ist Britin mit irakischen Wurzeln und der Japanische Architekt heißt Ando 😉

  2. says: Allaboutnext

    Wir hatten die Führung um 13 Uhr, nur zu sechst und mit einer exzellenten Führerin. Ich fands auch total super bei vitra und auf der art 🙂 gleich mal den tumblr abonnieren…

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert