Neigungsgruppe Hamburger Fischmarkt 2023

Alles ist sehr schön und vor allem der Hamburger Fischmarkt auf dem Karlsplatz. Unser Gastreporter Merzy ist Fan und flaniert das zweite Jahr in Folge zwischen Buttstraße und Wattwurm – und hat zwei echte Banger-News mitgebracht #mandarfgespannt sein.

Wieder eine Fischmarkt Review? Genau vor einem Jahr hatten wir mit dem Besuch des alljährlichen Hamburger Fischmarkts in Stuttgart erklärt: Der Fischmarkt ist jetzt cool. Jetzt sogar schon als Shirt in der kesseltv-Kollektion.

Da lassen wir uns nicht lumpen und ziehen den großen Vergleich nach der glorreichen Begehung. Was hat sich verändert? Hoffentlich gar nichts, soll es ja auch nicht. Macht euch zumindest auf einen Hammerschlag gefasst. Die vierköpfige Neigungsgruppe Fischmarkt von KesselTV zog wieder um die Elb(e)straße auf dem Karlsplatz.

Getrost können wir uns bereits Expert*innen nennen. Treffpunkt am Planie, wie voriges Jahr. An der Ecke Elbstraße (Karlsplatz bekommt während Fischmarkt-Transformation eigene Hamburger Straßennamen, so geht das Konzept komplett auf), direkt an den Gurkenfässern. Hier sammeln sich und starten die meisten, bekannte Düfte steigen in die Nase, frittierten Fisch riecht man schon ab Haltestelle Charlottenplatz. Alles wie immer. Alles ist ein Highlight.

Generell merkt man jedes Mal, es ist ein Fest für alle und mittlerweile fast schon ZU gentrifiziert. Vielleicht nehmen wir das mit dem cool wieder zurück. Bitte wieder mehr Rentner. Ein Blick auf die seit Jahren (zum Glück!) nicht aktualisierte Foto-Galerie auf der Fischmarkt Website ist teils so geil absurd und besser als ein HGich.T Konzert. 

Viel hört man über den Fischmarkt. „Teuer und fettig, mehr nicht!“ „Nach Verzehr von XY drei Tage auf der Toilette verbracht!“ „Gurke schmeckt nid!“ Fischmarkt Kommentargold. Ein Vorteil hat es, vegetarisch zu leben: Von der Senfgurke wurde mir noch nie übel.

Dem großen Trubel hier nach zu urteilen, mitten in der Woche kurz nach Feierabend, geht es dem Fischmarkt aber prächtig. Kaum freie Sitzplätze, es wird für hochpreisige Fischbrötchen Schlange gestanden, Marienplatzfest träumt von solchen Zuständen. Inflation? Corona? War was? 

Backfisch 13 Euro? Der Preis bleibt zum Vorjahr stabil.

Der stabilste Typ allerdings, der für mich den Fischmarkt im Wesentlichen ausmacht, ist nicht mehr dabei: Aale-Dieter. Diese Nachricht schockt. Angekündigt wurde das nirgends, eher wird weiterhin fröhlich mit der Hamburger Legende (des echten Fischmarkts) geworben. Sein Wegbleiben fällt sofort auf, der Stammplatz ist nicht besetzt. Wenn sich schon was auf dem Fischmarkt verändert, dann kriegst es direkt mit.

Auf Nachfrage bei anderen Ständen die Gewissheit: Der gute Mann geht auf die 90 zu, mit den Reisen und Ständen außerhalb Hamburgs ist nun Schluss. Wer ihn erleben will, muss also in den Norden. Kein Wörtchen vom Veranstalter dazu, ein Dank für jahrzehntelanges Bespielen des Markts eines wirklichen Originals aus Hamburg, findet man aber nicht. Schade. Das hätte Dieter wirklich verdient gehabt. Danke!

Bleiben noch Wattwurm und Käse Fred (Ein Unternehmen der Bananen-Fred Gruppe), die dafür mächtig auftrumpfen. Das war voriges Jahr weniger Entertaining. Beide stehen zehn Meter voneinander entfernt und belabern über Headsets die Laufkundschaft in einem fort. Und dissen sich glücklicherweise auch gegenseitig. Wenn es der „Käse Jockel“ abkriegt, folgt von eben diesem zugleich die Retourkutsche: „Loide, gaaaanz wichtig: KEEEINE WURST KAUFEN!“ Herrlich.

Profis und Verkaufsgenies mit eingespielter Choreographie, nach zehn Minuten wiederholen sich die teils stumpfen Phrasen und Sprüche, die aber ziemlich sitzen und auch hier stehen die Leute geduldig an und kaufen das Zeug wie nichts. 2 Kilo Käse für 15 Euro? 4 Kilo Fleisch für nen Zwanni? Kein Problem. Am Besten erst kurz vor Heimreise kaufen, sonst trägst du kiloweise „Ferraris der Mettwurstartigen“ oder Europas beliebtesten Weichkäse die Buttstraße rauf und den Jungfernstieg runter.

Mit einem selbst auferlegten Fischmarkt Budget von 20 Euro bar, Kartenzahlung ist aber tatsächlich schon hier und da möglich (Käse Fred), Aale-Dieter hätte das nie durchgehen lassen. An sich kommt man damit nicht so sehr voran, aber Veggie Vorteil #2, es ist eh keine Option, bei der Backfischrutsche 13€ Eurozu lassen und den Rest für ein kleines stilles Wasser auszugeben. Zwei Knoblauchgurken auf die Hand und zwei Gin Tonic, dann läuft das. Fischmarkt Gedeck.

Nichts toppt aber die Hübnersche Gurkenzange in Krokodilform. Alle sind entzückt und neidisch. So schön wars letztes Jahr wirklich nicht. Nur ohne Aale-Dieter, daran muss ich mich echt noch gewöhnen.

Überall plakatiert bereits der Termin für die Ausgabe 2024, die bereits im Mai (!!!) stattfinden wird. Ja, auch die Festle fügen sich den Gegebenheiten der anstehenden EM quasi direkt nebenan. Bis dahin, in Hamburg sagt man Tschüss.

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