Naherholung pur: Die Eselsmühle im Siebenmühlental

Samstagabend, Platzhirsch. Thorsten trinkt irgendeinen Bio-Saft und ich Nicht-Bio-Radler. Ich trinke in letzter Zeit öfters Radler, seit Weihnachten um genau zu sein, seit ich einen alten Freund in Murnau besucht habe. Haben wir abends nachm Bergsport immer Radler getrunken. Mein Freund ist Arzt und faselte ständig was von „gut für die Elektrolyte“ oder so ähnlich. Ich weiß es nicht mehr genau, nur dass ich seitdem jedenfalls öfters mal ein Radler nach dem Sport trinke und keinen Vodka-großer-Energydrink-Hersteller.

Thorsten trinkt weder Radler noch Vodka-großer-Energydrink-Hersteller, aber der ist auch nur gerollert und ich war nach Schorndorf noch in Schlichten, Home of Schlichtungsgespräche. Nach dem Biergarten Alpengarten, den man auch erst mal finden muss, bin ich weiter Richtung Reichenbach-Plochingen und dann zurück wie letzte Woche, nur ohne Uhlbach.

Um von Schorndorf nach Reichenbach zu kommen muss man zunächst ein fantastisches Hochplateau im Wald erklimmen, mit eben Schlichten als erste Bergankunft. Vier Kilometer bergauf, die sich lohnen. Ein paar Kilometer auf gleicher Höhe, man sieht ewig weit die nächsten Bergkämme, großartige Momente, bis es wieder runter geht nach Reichenbach, „fuhr mit fünfzig Sachen downhill, und mich hat’s gebrettert“, ne Max, hats mich nicht, bin trotzdem fuffzig gefahren. Und hatte Schiss.

Schiss machten uns wiederum auch am frühen Samstagabend die vielen Junggesellenabschiede (JGAs). Ich glaube, am Samstag war offizieller Junggesellenabschied-Kick-Off 2012. Wir zumindest haben nur weibliche gesehen, mir wurde aber berichtet, dass auch männliche Gruppierungen unterwegs waren. Am Nachbartisch tuschelten zwei Jungs in unserem Alter beim Anblick einer Braut: „Wie hat die bitte einen Typen abgekommen?“

Und schwupps kam man ins Gespräch über Junggesellenabschiede, die ja auch cool sein können, also ohne T-Shirt, Bauchladen und Fußfessel und dafür mit Aspach-Cola im Seekneiple, aber leider sind meisten uncool und penetrieren die restliche Menschheit. Ich erwähnte, dass die sogar auf der Theo meines Wissens nach nirgends mehr reinkommen. Also die mit den T-Shirts, Unkraut aufm Kopp und den Bauchläden, mit Kondomen, Bonbons oder Luftschlangen. Wäre in den Bauchläden frisches Gemüse und Holzofenbrot aus dem Siebenmühlental, würde ich vielleicht ab und an den Bräuten und Bräutigamen etwas abkaufen.

Das Siebenmühlental also. Dachte bis letzten Herbst, das ist so ein (schwäbischer Mythos). Das gibt es gar nicht. Sieben Mühlen, genau! Und Schneewittchen ist auch da oder?

Wenn nicht nicht an ein Märchen glaubte, dachte das Sevenmillsvalley, in dem übrigens die Urgroßeltern von Jeff Mills ihre Wurzeln haben, ist mehr bei Tübingen oder vielleicht auch bei Brandenburg oder BER. Dann mal mit dem Rad bei Leinfelden-Echterdingen rumgegurkt und auf einmal stand es dran. Auf einem Schild. Siebenmühlental. Ich find´s übrigens zum Rennradfahren, also z.B. die Hauptachse runter, nur so mittelmässig. Vielleicht muss ich es nochmals ausprobieren.

Thorsten wiederum meinte, für einen Ausflug ist es wunderschön. Am besten an der Eselsmühle parken. Macht natürlich jeder Depp, aber mein Flinkster Fiat hat auch noch reingepasst. Zum zweiten Mal den Service genutzt und die Karre war dieses Mal bisschen durch. Hatte kaum Zug und machte komische  Geräusche beim Kuppeln. War bestimmt keine Doppel-Antriebs-Getriebe-Wurst von ZF Friedrichshafen. ZF Friedrichshafen ist übrigens neben Lapp Kabel unser Trikotsponsor und deswegen streuen wir öfters mal die Namen rein.

Auch keine moderne Kupplung, sondern mit jahrhundertalter Mechanik, die immer noch Mehl herstellt, wird die Eselsmühle betrieben. „Ein Stück heile Welt.“ Nicht mein Spruch, sondern steht auf der Homepage. Sag ich mal: Word. Einen Promoclip haben sie auch.

Das ist Eseling und Mühling 2.0.

War wie erwartet die „Hölle“ los, in den kleinen Kaufladen drängten sich Japaner und andere Massen, wobei es schon ging. Aufm Schlossplatz war gestern sicherlich mehr Alarm. In dem Kaufladen gibt´s eigentlich so gut wie alles zum Futtern, natürlich überwiegend aus der Region, bis hin zu Geschirr und Deko-Zeug. Bissle son Frauenkruschteldings, so der Butlers oder Depot vom Siebenmühlental. Das Brot ist im Kaufladen aber sicherlich besser als im Depot und im Butlers.

Draußen wurden blechweise backfrische Kuchen angeliefert, im Garten drängten sich die Leute vor dem Selbstbedienungscounter, manche hatten offensichtlich Schiss, dass sie nichts mehr abgekommen und hechteten gierig in Richtung Auslagen, egal ob du gerade eigentlich mit deinem Tablett mit im Weg stehst und es Sinn machen würde, dich vorbeizulassen. Ach Menschheit.

Kuchen ging natürlich klar, Kaffee auch, die Esel blökten friedlich und zufrieden wie Chewbacca vor sich hin, allerdings weiß ich nicht ob geschätzte vier- bis fünfjährige Jungskinder noch ihre Pimmel rumzeigen müssen. Und was meint ihr, liebe Eltern? Ich würde jedenfalls meinem Bengel ne Hollister-Short anziehen, wenn er vor anderen Leute rumspielt. Und der kleine Luis soll da bitte von der Brücke runterkommen!

Bisschen arg viel spazieren und Blumen pflücken kann man auch ziemlich gut und ist man ein paar Meter vom Shopping-Gastro-Center (Nutzungsmix Eselsmühle) weg ist es auch schnell sehr ruhig im Siebenmühlental. Grillt auch keiner wild wie am Max-Eyth-See oder im Schlosspark. Schade. Der Grillgeruch im Park ist priceless und ein massives Vesperbrett im Eselmühle-Flagship-Store kostet knapp 50 Euro. Das hat man aber auch sein Leben lang. Vielleicht beim nächsten Mal.

www.eselsmuehle.com

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4 Comments

  1. says: se

    ich tolerier das pimmelrumzeigen weder bei 4-5jährigen, noch bei erwachsenen buben. es kommt ja auch in den hiesigen clubs noch dann und wann vor, backstage exklusiv natürlich. geht trotzdem gar nicht. vllt kann mir mal ein mann erklären, was andere männer dazu bewegen könnte, stark alkoholisiert, einen schwanzvergleich auszurufen, um sich dann im kollektiv die wabbligen pullermänner aus der hose zu pfriemeln. also ich mein, wären die steif, könnte ich es ja wenigstens noch irgendwie logisch nachvollziehen („meiner is größer als deiner“ oder ums mit wizo zu sagen „keiner is kleiner als meiner“), aber schlaff wie n muffig-feuchtes handtuch, erschließt es sich mir null.
    wieauchimmer, eselsmühle is aber toll!

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