Nachspiel: Monika und Die Orsons

 

Die Monika-Nummer hat für die Orsons ein Nachspiel. Die Betroffene, über die das Lied handelt und hier auch schon selbst kommentiert hat, hat Strafanzeige gegen die Band gestellt, heißt es in der Pressemitteilung auf der nächsten Seite, die am Sonntagabend von Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. verschickt wurde. Weiterhin wurde ein Antrag auf Unterlassung gestellt.

Der Song „Horst & Monika“ beruht, was wir vor dem Post auch nicht wussten und dank eines Kommentars rauskam, auf einer wahren Geschichte, die sich im Kreis Emmendingen zu getragen hat.

Wir haben Monikas Kommentar von Ende August an Chimperator weitergeleitet und daraufhin hieß es, man habe bereits mit ihr Kontakt aufgenommen und sich entschuldigt, nicht im Vorfeld mit ihr gesprochen zu haben.

Seitdem erklären die Orsons bei ihren Auftritten auch kurz um was es in dem Song geht. „Horst & Monika“ soll ein Lied über Toleranz sein und kein „Spottlied über transsexuelle Menschen“, wie in der Mitteilung eingangs steht.

Pressemitteilung von Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. 

Horst und Monika – Strafanzeigen gegen die Orsons

Nachdem die Orsons mit ihrem Spottlied über transsexuelle Menschen nicht nur die Gefühle vieler Betroffener verletzt haben, sondern auch die Persönlichkeitsrechte der im Lied besungenen Monika, ist die Band nun mit Strafanzeigen und dem Antrag auf Unterlassung konfrontiert. Damit könnte die Aufführung von „Horst und Monika“ beim Bundesvision Song Contest in einem Eilverfahren gerichtlich untersagt werden. Strafanzeige haben die Betroffene und die Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. gestellt, da sich die „Orsons“ einer Auseinandersetzung mit dem problematischen Inhalt ihres Songs verweigert hatten.

„Transsexuelle Frauen sind keine penisamputierten Männer“, so Monika S., deren Lebensgeschichte von den Orsons ungefragt und ohne Absprache in ein zynisches Lied über transsexuelle Menschen verkürzt und wirklichkeitsverzerrend verwandelt wurde. Genauso wenig, wie sie ein Schläger gewesen sei, genauso unsensibel sei es, so zu tun, als hätte Transsexualität etwas mit einer Entscheidung zu tun, von einem Mann zu einer Frau zu werden.

Laut der Menschenrechtsorganisation Aktion Transsexualität und Menschenrecht e.V. (ATME), die als Nichtregierungsorganisation bei den Vereinten Nationen über Diskrimierungen und Menschenrechtsverletzungen an transsexuellen Menschen berichtet, halte sich das Bild der „geschlechtsumgewandelten Männer, sie sich ihren Penis abschneiden lassen“ in der Gesellschaft hartnäckig.

Der Grund, dass in den Medien vor allem über – statt mit – transsexuellen Menschen gesprochen wird, liegt der Organisation zufolge auch an dem allgemein mangelnden Wissen über geschlechtliche Normvarianten in unserer Gesellschaft. Die Uni(n)formiertheit und das Desinteresse zur Recherche sei heute in vielen Redaktionen weit verbreitet. So wundere es kaum, dass die Orsons hier die üblichen Vorurteile bedient hätten und sich bislang wenig interessiert daran zeigten, sich mit dem Thema „Transsexualität“ auseinanderzusetzen. Das sei aber keine Entschuldigung, denn die Möglichkeit sich vorher zu informieren gehöre als verantwortungsbewusster Teilnehmer am Leben einfach dazu.

„Wer Karikaturen zeichnet, sollte sich vorher gut informieren, was er karikiert, damit nicht hinterher ein pubertärer Möchtegern-Witz daraus wird“ meint Kim Schicklang von ATME. Liedzeilen wie „Also hat Horst gedacht, schneid‘ ich ihn einfach ab“ oder „Hechtsprung ins andere Geschlecht“ zeigten, dass die Orsons herzlich wenig Ahnung über geschlechtliche Normvarianten haben.

Wer weiss, dass transsexuelle Frauen vor ihrem Outing niemals Männer gewesen sind und häufig Jahre dazu benötigen, um sich zu ihrem eigentlichen Geschlecht zu bekennen, der wird den Song „Horst und Monika“ als bösen Zynismus empfinden müssen.

„Wenn die Band dann noch so tut, als sei alles möglich, dann ist das genau das Gegenteil von dem, was sich transsexuelle Menschen mit ihrem Coming-Out eingestehen: Nämlich, dass nicht alles möglich ist und ein transsexueller Mensch vor seinem eigentlichen Geschlecht nicht weglaufen kann.“

Wenn eine transsexuelle Frau sich zu ihrem Geschlecht bekenne, gestehe sie sich ein, dass es eben nicht möglich ist, auf Dauer so zu tun, ein Mann zu sein.

Wie die Verantwortlichen bei Pro7 und Stefan Raab mit den Strafanzeigen umgehen werden und ob die Landesregierung des Saarlandes, für das die Orsons mit „Horst und Monika“ antreten wollten, dann auch auf die Hinweise von Betroffenenverbänden reagieren werden, wird sich im Laufe der nächsten Tage zeigen. Transsexuelle Menschen sind längst bereit, sich an einer seriösen öffentliche Diskussion zu beteiligen, werden aber auf Grund latenter Transphobie in Deutschland gerne immer noch übergangen. Die häufigsten Reaktionen auf Anliegen transsexueller Menschen sind immer noch freundlich formulierte Ausreden.

„Transsexuelle Menschen müssen sich häufig anhören, dass wir doch in einer supertoleranten Welt lebten. Wenn dann aber im Namen der Toleranz in Deutschland immer mehr Menschenrechtsverletzungen geschehen, dann zeigt das, wie pervers der Begriff Toleranz heute bereits verwendet wird.“

Wenn ein Täter seinem Opfer ins Gesicht sage, es solle den Missbrauch doch einfach tolerieren, dann seien das die dunklen Seiten der Alles-Ist-Möglich-Spassgesellschaft. Ob die Orsons in ihrem Song „Horst und Monika“ eigentlich darauf aufmerksam machen wollten? Dann, so Kim Schicklang „sind sie einfach nur zu bedauern, dass ihr Unwissen über Transsexualität genau das Gegenteil daraus gemacht hat“.

 

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