Mittagstisch in Stuttgart: Die Kantine im Finanzamt

The Fressblog strikes back! Sind im neuen Büro immer noch in der Mittagstischeingroovephase und machen die letzten Wochen einen auf Christian Rach. Notfalls bauen wir für die Wirtschaft gleich die Speisekarte um, man kann uns buchen. RegioTV kommt auch mit.

Neben der Museumsstube ging es schon zwei, drei Mal in das Restaurant vom Renitenztheater, kann mir den Namen von dem Italiener einfach nicht merken, schon ganz gut, etwas teurer und die Organisation manchmal verballert. Aber vielleicht müssen die sich auch noch eingrooven. Gegenüber ist ebenfalls ein Italiener, von dem ich ebenfalls immer den Name vergesse, der passt auch.

Gestern mal wieder Event-Mittagessen. Die Kantine vom Finanzamt ist uns vom Büro oben drüber empfohlen worden. Preise wie kurz nach dem Krieg und solides Essen wurde uns versprochen. Das schauen wir uns doch glatt selbst an, außerdem springt vielleicht noch eine Studie über Finanzamt-Mitarbeiter ab.

Die hat sich aber mehr oder weniger schon im Vorfeld erledigt, weil in der Finanzamt-Kantine gibt es nur bis um halb zwei warmes Futter. Nuff said, wie man früher gesagt hat. Anderer Lebensrhythmus. Da mussten wir gegen 13:15 Uhr ziemlich wetzen.

Finanzamt-Kantine ist übrigens etwas lapidar formuliert, denn korrekterweise ist es die „Rotebühl-Kantine“, wie man oben sehen kann. Auch Menschen mit der Berufsbezeichnung Abi 96 sind herzlich willkommen.

Kurze Anfahrtsbeschreibung: Rotebühlplatz, Stadtmitte, Fritz-Elsass-Straße hoch am Rotebühlzentrum vorbei, erste links zwischen Rotebühlzentrum und TG reinlaufen und dann nach hinten. Kommen sie mit dem Flugzeug, bitte die S2 oder S3 in Richtung Backnung oder Schorndorf bis zur S-Bahn-Haltestelle Stadtmitte nehmen.

Und dann – wow! Da war ein Stararchitekt am Werk.

Brunski meinte, würde man man über dieses Gebäude „Museum“ schreiben, würden die Stuttgarter total verrückt am Rad drehen. Schnappatmung, Kollaps, Organismus. Feuilleton, Preise, Weltkulturerbe. Aber es ist halt doch nur die Finanzamtkantine. Verdammt zum Schattendasein auf alle Ewigkeit.

Für alle Architektur-Fans eine Detailaufnahme der Dachkonstruktion.

Zunächst benötigt man eine Gästekarte, die man im UG rauslassen kann.

Gott sei dank ist auch beim Finanzamt der Euro angekommen. Wir also jeder fünf Euro eingeworfen, wird schon reichen für Preise kurz nach dem Krieg.

In der Tat, die Preise für die einzelnen Speisen spielten sich im sehr niedrigen Euro-Bereich ab, für Gäste immer ein paar Cent mehr als für Mitarbeiter. So kostete ein Schälchen frischgepresste Kroketten-Bällchen 96 Cent, wie auch für eine Portion Nudeln. Stapelten uns also bissle Beilagen und eine Wurst mit viel Soße auf den Teller, i hate Soße, war aber zu langsam bei der Ausgabe dies anzumerken, und dann noch etwas Salat.

An der Kasse dann die Blamage: Denn die von uns investierten fünf Euro gehen allein für das Pfand der Gästekarte drauf. Die muss man eigentlich hier voll machen:

Also 20 Euro drauf gebucht. Toll. Nachdem wir endlich den Stau an der Kasse auflösen konnten und dabei schon farblich etwas aufgefallen sind zwischen den vielen Beige-,  Grau- und Schwarzgekleideten nahmen wir leicht verunsichert an einem der riesigen Tische Platz. Erst mal wieder Selbstbewusstsein tanken nach diesem Auftritt.

Unser Essen sah übrigens so aus.

Yummie! Okay, ging. War halt alles – zumindest geschmacklich – so Metropackungaufgerissenzeug, was zu dem Preis auch kaum wundert, aber irgendwie hatte man einen tollen Fernsehbericht von der Porsche- oder Trumpf-Kantine im Kopf – da werden noch Maultaschen selbst gemacht – und träumte davon, dass es hier vielleicht ähnlich ist. Die Maultaschen beim Finanzamt waren übrigens bei unserem Besuch schon aus, halb zwei halt.

Unter dem Strich war ich ausnahmsweise schon froh, dass mein Teller mit Soße überschwemmt war, sonst wäre es doch eher fad gewesen. Ach, noch fader war übrigens der Salat, der im Vorfeld eigentlich recht prickelnd aussah. Aber klar, man hatte Hunger, wie der Nachbar sagt und konnte es schon verputzen.

Muss jetzt auf jeden Fall nochmals hin, denn auf meiner Karte sind noch rund 8 Euro, die lässt man natürlich nicht schlecht werden. Sprich wir haben zu zweit für circa 12 Tacken gegessen, im Preis inklusive natürlich Hochtechnologie, die Tablett-Beförderungstechnik. Da könnte ich stundenlang zu schauen. Guten!

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15 Comments

  1. says: kutmaster

    Buh, Wurscht mit Sosse…. jetzt is mir bissle schlecht.

    „Sehr geehrte Essensteilnehmer….“ man merkt schon wo man da isst. (In der SPD Kantine heisst das bestimmt „EssensteilnehmerInnen“) Im Grunde wundert mich jetzt auch nicht mehr, dass mein Sachbearbeiter dort nachmittags am Telefon immer so barsch zu mir ist. 🙂

  2. says: Thorsten W.

    Jetzt mal Wurscht beiseite: Das ist wohl eine lebensechte Rindsbratwurst, und für einen richtigen Schwaben muss die in ordentlich dunkler Soße schwimmen, so wie sie es korrekterweise oben auch tut.

  3. says: Tobi Tobsen

    lustig, bin glaub schon 1000x daran vorbei gelaufen aber hab nie geblickt, dass das ne kantine ist… anyway – beschde kantine in town: daimler & bosch. porsche war ich leider noch nicht und werd ich wohl auch nie hin kommen… gut, sind alle auch nicht public…

    btw: JONGER! soße ftw!

  4. says: LKTRSNDY

    Während meiner Ausbildung sind wir immer rüber in die Unimensa hinter der Liederhalle. Die war gut. Es hat eigentlich immer geschmeckt und ich hab nie mehr als 3 Euro bezahlt. Und nen Pudding gabs auch dazu.

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