Mir reicht der Ticker: Fußball EM 2016

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(Die einzige Stuttgarter Mannschaft, die in den letzten Wochen nicht abgestiegen ist. Reden wir trotzdem über Fußball…)

Neulich an der Straßenkreuzung: die Ampel rot, der Blick kann schweifen. Eingeklemmt zwischen zwei sogenannten GWAs – Gehwegabschrankungsplakate. Das Plakat links lädt zum EM-Gucken ins Schweinemuseum, rechts wird „Die Fußball EM im Amici“ beworben. Fällt mir nur zweimal geil ein. Das Amici weist allerdings mit Sternchentext darauf hin, dass dort auf der LED-Wand nur „alle wichtigen Spiele“ gezeigt werden. Wer entscheidet denn im Amici, was wichtig ist?

Sind das die Spiele, bei denen Amici-Gäste mitspielen? Also Österreich – Island feat. Martin Harnik, zum Beispiel? Viele Spiele werden das dann aber nicht sein, nachdem das VfB Bermuda-Dreieck Tyton-Maxim-Kravets gar nicht bei der EM mitkicken darf. Sprungbrett Cannstatt. So schnell wird man zum Ex-Erstligist und Nationalspieler A.D.

Gut, in Cannstatt hat man daraus wenigstens Konsequenzen gezogen, in Degerloch dagegen wohl was anderes. Aber merke: Kokain schießt keine Tore.

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Dazu fällt mir wieder ein, dass Amici und Schweinemuseum ja ein und dem selben Sympathen gehören, oder? Dem Michael Käfer Stuttgarts. Das schreit nach einem Shuttle-Verkehr zwischen beiden Lokalitäten! LIFT liebt und kessel.tv präsentiert: Die lange Nacht der fragwürdigen Public Viewing-Locations.

Wir müssen uns jetzt nach solchen Alternativen umschauen, weil das kessel.tv eigene EM-Studio dieses Jahr nur sichtbehinderte Plätze anbietet. Die Sicht wird vor allem dadurch behindert, dass DJ Elbe nicht da ist und uns den Schlüssel nicht unter die Fußmatte legen will.

Dabei hatten wir so schöne Rahmenprogramm-Ideen: einen neuen Dresscode zum Beispiel. Weil es ab der EM die offizielle neue Fußi-Regel gibt, dass Spielhosen und Unterhosen die gleiche Farbe haben müssen, wollten wir das eigentlich auch so halten: Spielhose und Unterhose in der gleichen Farbe. Dann wäre Setzers String zum Beispiel immer schwarz gewesen.

Oder das kessel.tv Straßenhund-Orakel zum Beispiel. Das wäre so gegangen, dass wir dem Hund eine Wurst vor die Nase gehalten hätten. Wenn er bettelt, gewinnt Deutschland.

Inspiriert vom Elefanten-Orkakel powered by Toto-Lotto Baden-Württemberg, bei dem letzte Woche die Elefantendame Zella in der Wilhelma den Europameister orakelt hat. Und zwar den Europameister Nordirland.

Mit soviel Fußballsachverstand könnte der Elefant eigentlich auch zu uns ins EM Studio kommen. Penny-Knabber fressen und Craftbier saufen. Er wäre mit Sicherheit nicht der einzige Ahnungslose.

So ein bisschen familienfreundlicher Streichelzoo hätte uns allen gut getan. Denn wie schrieb eine Stuttgarter Zeitung letzte Woche so schön auf der Titelseite:

„Die ganze Familie im Fußballfieber. Am 10. Juni ist es so weit: Da ertönt im Stade de France der Anpfiff für die Europameisterschaft 2016 und die Fußballbegeisterung wird ihren Höhepunkt erreichen: Oma, Opa, Vater, Mutter, Kinder – alle fiebern gemeinsam mit ihrer Mannschaft. Die EM in Frankreich ist ein Fest für die ganze Familie…“

So langsam beginnt man zu verstehen, warum die Stuttgarter Zeitung LIFT gekauft hat. Für redaktionelle Champions League wie diese.

Es wird aber jetzt auch wirklich wieder Zeit für Fußi, der Spaß macht. Zwischendurch waren wir so verzweifelt, dass wir zum Handball sind. Zu TV Bittenfeld, die – und das muss man ihnen lassen – als eine der wenigen „Stuttgarter“ Mannschaften den Klassenerhalt geschafft haben. Mit einer Spiegelkugel als Maskottchen. Das muss man auch erstmal schaffen. Also das mit der Spiegelkugel.

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Aus Dankbarkeit fahren oder fuhren da jetzt wohl einige Fans mit dem Trecker zum Auswärtsspiel nach Kiel. Von Bittenfeld aus, das angeblich vor den Toren Stuttgarts liegt. Ja ja, ist klar. Wie Atlantis auch.

Ich sag mal so: einen Vorort, den nicht mal der weit gereiste und viel geradelte DJ Elbe kennt, den hat sich jemand ausgedacht. Für Marketingzwecke.

Wir sind trotzdem hin zum Handball und ich muss sagen: ich fänd’s fast besser, wenn alle 100% Polyester tragen und darin Sport machen, dass man die Fenster und Türen auflässt. Schweiss ist keine schöne Wochenendbeschäftigung. Am Ende denke ich, hätte mir der Ticker gereicht.

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Diesen bitteschön wirklich legendären Satz hat am letzten Bundes- und Drittligaspieltag der jüngste in unserem Fankreis einfach so dahergeprägt. Als wir nach der Live-Begegnung Stuttgarter Kickers – Chemnitzer FC in die benachbarte Eintracht Stadiongaststätte weiterziehen wollten, um den Abstieg der Kickers zu ertränken und den des VfB zu bezeugen, da ging der kleine Luftikuss einfach nach Hause.

„Mir reicht der Ticker.“ Am letzten Spieltag. Spitz auf Knopf. Alles noch drin. Im Fußball ist alles möglich. Egal, ich geh nach Hause. Mir reicht der Ticker. Ein Unterarmtattoo ward geboren. Und eine Standard-Antwort für alle wichtigen Fragen im Leben:

– Kommst du noch Schräglage? Mir reicht der Ticker.

– Geht morgen jemand zum Übermorgen-Markt? Mir reicht der Ticker.

– Weindorf, Lichterfest, Wasen anyone?

Prinzip verstanden? Na dann jetzt alle: Die EM im Amici und im Schweinemuseum? ………

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1 Comments

  1. says: jaytext

    „So langsam beginnt man zu verstehen, warum die Stuttgarter Zeitung LIFT gekauft hat. Für redaktionelle Champions League wie diese.“
    😀

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