Landpartie nach Lemberg: dritte Haltestelle Krakau

Roadtrip ins Ungewisse, Ausflug in die Ukraine, Spazierfahrt zur EM 2012: Um Schweinis Wade vor Ort mental zu massieren, um Jogis Frisur persönlich zu richten und um einmal in der Ukraine gewesen zu sein, starte ich am Dienstag Richtung Lemberg/Lwiw/Lviv, westliche Ukraine. Mit im Gepäck: Zwei Karten für das Spiel Deutschland gegen Portugal, ca. zehn Reiseführer, ein Laptop-Schloss, das ich mir samt Laptop um den Hals ketten werde und ein knallroter Corsa, den ich bei Stadtmobil stibitzt habe. Mal sehen, wann die das merken. Dritte Station: Krakau

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Der Taxifahrer in Krakau packte plötzlich die ganz großen Gesten aus: „Restaurant Bohema, big problem, Marketplace, England, no driving, walking, Football, big problem!“

„Keine Sorge“, beruhigten wir den Kutscher, „we are the trouble-shooters from Kessel.tv. We came all the way from the schönste Stadt der Welt in a rote kommunistische Corsa. You do not need to worry nimmer, wir kümmern uns!“

Da strahlte der Taxifahrer und brachte uns sicher an den Krakauer Marktplatz.

Dort angekommen, kapierte ich endlich, was England, Football und big problem bedeuten sollten. Der Bus der englischen Nationalmannschaft parkte vor einer schönen Häuserzeile, ein kleines Sträßchen war komplett abgesperrt, während zahlreiche Fans an ein Geländer drückten und Richtung Hotel starrten.

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Nicht nur ktv überträgt live vom Hotel der englischen Nationalmannschaft, auch Channel 4 ist vor Ort

Hier wohnen also die Three Lions während der EM! Sofort Gina-Lisa anrufen und sie zur Zersetzung der englischen Abwehr in die Herberge einschleusen. Jus EM-Song die ganze Nacht auf voller Lautstärke abspielen! Ins Hotel eindringen und Wayne Rooneys Haar-Implantate zupfen! Sabotage! Terror!

Letzteres übernehmen die englischen Fans dann schon selber. Die ganze Nacht wird geil krakelt („Come on England!“), abwechselnd mit den Iren („Come on you boys in green!“), während die Spanier mit der polnischen Bedienung im Restaurant shakern, dass sich bei Pyuol vor Neid die Locken entkrausen würden.

Am Tisch neben uns hocken zwei Russen, wie geschaffen für die Besetzung eines Bond-Bösewichts. Die Welt zu Gast bei Freunden war gestern, heute Abend sind hier alle Freunde und zu Gast bei der Welt. Oder so ähnlich.

Krakau ist übrigens ein Superstädtchen. Mit Fluss in der Mitte, mehr Altstadt im Zentrum als ganz Süddeutschland zusammen zu bieten hat und einem Geheimnis, dass der Lonely Planet Reiseführer investigativ recherchiert hat: In Krakau befindet sich eines der sieben Chakren des Hinduismus, und das auch noch unter einer Kirche. Göttliche Energie pur, die anderen Hammer-Spots sind Rom, Delhi, Jerusalem, Mekka und Dussligen, wenn ich mich richtig erinnere.

Die Chakren sind angeblich derbe energetische Punkte, die Krakauer wussten erst gar nichts von ihrem Glück, bis immer mehr Hindus in die Stadt kamen und am heiligen Stein des Wawel meditieren wollten.

Dafür haben wir natürlich keine Zeit, wir müssen weiter nach Lemberg, den heiligen Fuß des Klose anbeten. Der Überlieferung nach ist er Teil einer elfköpfigen Truppe Fußballgötter, die in den nächsten drei Wochen Magisches auf dem grünen Rasen fabrizieren wird. Bis bald in der Ukraine!

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Spontane, wenn auch einseitige Fanfreundschaft mit den Kollegen von Ali Jazeera

Von Stuttgart in die Ukraine und wieder zurück in den Kessel

Szenen, die wir im Fußball so nicht sehen wollen: Kartoffel-Hool kurz vor der Sabotage des englischen Mannschaftsbusses  

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