Kulinarischer Streifzug

Was soll denn die Diskussion um gesunde Ernährung? Ich war übers Wochenende eher zufällig auf einer kleinen kulinarischen Rundreise durch Stuttgart, und ich bin da hin, wo’s weh tut.

Freitag, 19.27 Uhr, Marienstraße

MCD

So 1-2 mal im Monat geb ich dem Gequengel meines Sprösslings nach und fahr mit ihm zu Mc Donald’s. Ich find das grundsätzlich nicht schlimm, auch wenn mich immer wieder die zahlreichen vielköpfigen Familien erstaunen, die den Besuch beim Mac als großen Sonntag-Essengehen-Event inszenieren.

Mc Donald’s Marienstraße ist super, Freitagabend voll mit mega-gestylten 14jährigen Vorort-Bitches und Gangsters. Vor und hinter der Theke.

Hinter mir in der Schlange werde ich unfreiwillig Ohrenzeuge eines Handy-Telefonats einer, naja, vielleicht 15jährigen (ich bin da schlecht im Schätzen) mit ungefähr diesem Wortlaut (Gedächtnisprotokoll):

„voll schlimm der typ wie der abgeht das kannst du dir nicht vorstellen voll der assi oh mann immer wenn ich in mcdonalds geh voll der mega auflauf nee es geht gar nicht ums poppen wenn er wenigstens gesagt hätte du ich hab mit ner anderen geschlafen moment ein big mac und ne cola aber der hat voll rumgeprollt und gedacht er wär der mega typ das war so krass…“

Ansonsten macht ja Mc Donald’s seit einiger Zeit voll einen auf schdeilisch, wie man auf dem Foto sieht. Ich vermute mal, dass die Architekten, die sich mit ihren Theodor-Heuss-Projekten zum Freundschaftspreis Buch-Einträge und Awards verdient haben, jetzt mit Fastfoodketten-Aufträgen die dicke Kohle scheffeln. Mit der Einrichtung hätte man es vor ein paar Jahren auf jeden Fall noch auf die erste Seite im Prinz geschafft.

Samstag, 14.41 Uhr, Königstraße

Ich hatte noch etwas Zeit, bevor ich mich mit meinem Kumpel Tilli am Palast getroffen habe, und bin kurz über die Königstraße runter zum Peek & Kloppenburg und zurück. Also in dem Barrio, wo der Ram nur alle zwei Jahre hinkommt. Und wie man es, vor allem im Schwäbischen, von Tankstellen, Supermarktkassen und Flughäfen kennt, scheint eine lange Schlange die Leute magisch anzuziehen.

Anders kann ich es mir nicht erklären, dass sich ausgerechnet vor einem billigen Coffee-to-go-Laden an der Königstraße (neben diesem hässlichen Hutfachgeschäft) und einem neuen Pseudo-Hausmacher-Eis-Stand neben dem Marshall die Leute bis zur anderen Straßenseite gestaut haben (das gleiche Phänomen wie bei diesem Asia-Imbiss im Schlossbau). Leute! Kaffee schmeckt nicht besser, wenn man ihn aus einem Pappbecher mit Plastikdeckel trinkt!

Wobei – und ich muss sagen, obwohl das nicht so mein Platz ist, ich die Bedeutung des Palastes der Republik für Stuttgart durchaus zu würdigen weiß und ihn auch vermissen würde, würde er eines Tages abgerissen – ich anschließend am Palast mit die schlechteste Latte Macchiato meines Lebens getrunken habe. Aber gut, ist jetzt bestimmt auch nicht die Spezialität dort.

Samstag, 17.21 Uhr, Schlosspark

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Ich weiß nicht, wie viele Leute hier diesen komischen Grillplatz im Schlosspark kennen. Höhe Schnellstraße zwischen Tanke und Tunnel nach Cannstatt. Da ist ein überaus hässlicher Kiosk und gegenüber ein paar fest gemauerte Grillplätze. Hier (und ich weiß bis jetzt nicht warum genau dort) war das Nachgrillen der Rollergirlz zusammen mit den besiegten Ludwigsburgerinnen.

Neben der Erkenntnis, dass vegetarisches Grillzeug einfach nicht taugt (alleine die voreingestanzten Grillstreifen auf Tofuburgern sind immer wieder ein Lacher) und dass Würstchen direkt auf dem Rost besser Braten als in der Aluschale fand ich den Platz unter dem Aspekt eines sozialen Treffpunktes überaus interessant.

Das Bild kann es nur andeuten, und ich möchte nicht wissen, wie es hier am Sonntag Nachmittag aussieht – auf jeden Fall ist das ein Treffpunkt für Großfamilien aller in Stuttgart ansässiger Nationalitäten.

Da sieht man Kopftücher, Burkas, afrikanische Gewänder, Boule spielende junge Männer und sonst noch so einiges. Und im Gegensatz zu schwäbischen Grillgewohnheiten – Bolle Floisch, Kartofflsalad und Brod – wird hier wahrscheinlich Tage vorher vorgekocht, eingepackt und aufgetischt, dass man als deutsche Kartoffel echt neidisch wird.

Und überhaupt könnte man hier wahrscheinlich ohne Vorbereitung einen wunderbaren Lehrfilm zum Thema Multikulti drehen. Um unseren, zugegeben nicht ganz unauffälligen Hund, bildete sich plötzlich eine Traube aus an die 20 Kindern mit mindestens acht Nationaliäten, und als eine dunkelhäutige Großfamilie plötzlich angefangen hat, zu einem Michal Jackson-Best-Of-Medley vom Ghettoblaster zu tanzen (von der Oma bis zum Enkel), da standen die 20 Kinder eben dort rum und haben mitgetanzt.

Das stell ich mir schön vor. Ich leg bei unserem nächsten Familien-Grillabend ne CD von James Brown ein und meine 70jährige Tante Alma tanzt mit. Vielleicht probier ich’s mal aus.

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29 Comments

  1. says: martin

    haha, lach mich tod! schlosspark grillen, alda falda, kenn ich zwischenzeitlich nur zu gut.

    da wird immer gegrillt! ich bin im winter relativ oft vorbeikommen, da hats 5 minus gehabt und lag das lamm druff (okay so ähnlich). aber wie die da aufffahren kann man als kartoffel wirklich neidisch werden

    krupa hat das auch schon beobachtet. und mitgegrillt glaub.

  2. says: Busyicer

    „Mit der Einrichtung hätte man es vor ein paar Jahren auf jeden Fall noch auf die erste Seite im Prinz geschafft.“ LOL

    ach ja das nenn ich halt echt grillen ^^
    ich kann mich erinnern wie wir früher mit unseren nachbarn immer grillen waren.
    da gab es echt alles! (bis auf schwein)

  3. says: knoxville

    …also der kaffee in diesem kleinen laden neben dem hutgeschäft ist halt auch echt gut und das zu nem okayen preis! ich hol den dort auch immer (wobei ich echt noch nie ne schlange mit mehr als 5 leuten vor mir hatte). ein weiterer grund ist, dass ich starbucks in deutschland boykottiere. die ham nämlich in meinen augen völlig den arsch offen – was zahlt man da mittlerweile für die kleinste ladde – 3,80 oder so?! scheiss teurer kapitalistenkaffee da! 😉

    aber solange es tussis aus schwäbisch gmünd oder hechingen gibt, die sich beim samstags-shopping auf der königstraße dodaahl schdeisch und metropolitan fühlen mit schdarbaggs-becher in der hand, können die sich weiterhin so ein preisniveau leisten…traurig!

  4. says: steffen

    sehr geil, nur hast Du meinen Hassladen vergessen, das Vapiano! Immer voll mit Vorstadtleuten!

    Und, ich war zwei mal da, einmal Pizza einmal Pasta, jedes Mal die Tussi an der Kasse, und hat`s geschmeckt, ich jedes Mal: Nein, es war das schlechteste was ich jeh gegessen habe, egal, der Laden ist proppenvoll! *kopfschüttel*

  5. says: martin

    findest echt so schlecht? geht noch finde ich. das system ist nur nicht meines. man muss sich mit bedienung bzw. koch/köchin gegenseitig anschreien, versteh da immer kein wort.

  6. Der Grillplatz im Schloßgarten ist quasi die perfekte Sommer-Küche, wenn man daheim keinen begrillbaren Balkon hat. Zur Wurst direkt auf den Rost kann ich aber nur sagen: Was nicht tötet härtet ab. Zeig mal schnell noch ein Foto vom Hund, falls das mit dem abhärten doch nicht wahr ist.

  7. says: westernbasti

    geile show hier! kann mich da nur voll und ganz anschließen………

    starbucks werd ich auch im leben nicht betreten und des vapiano is genau so ein scheiß kapitalisten verein: schmeckt scheiße und ganz nebenbei grenzt das, was die mit ihren angestellten machen schon fast an moderne sklaverei……

    unterhaltungen wie da im mäckes sind aber doch mitlerweile eher alltäglich… neulich in der u9 aus dem westen kommend kurz vorm berliner platz: „eey kommst du auch party…wir gehen alle party…..nee ich bin gerade in der bahn….. nee die is da so ne scheiß kurve gefahren…..wir fahren zurück und gehen jetzt party…..was? neee isch bin noch bahn…….die bahn hält jetzt an….. ich steig jetzt aus……wo bist du….du bist doch scheiße, alter komm mal auch party……………alter…….“

    „alter“ hab ich mir dann auch gedacht

  8. says: julia

    grillplatz im schlossgarten ist aber fast nix im vergleich zum max-eyth-see… da sind hunderte an jeder ecke, die mit wagen da ihre sachen hinkarren, wahnsinn.
    wenn ich da mit offenen scheiben an einem sonntag bei schönem wetter vorbei fahre, dann riechts schon vorne auf der straße so nach gegrilltem, da will man am liebsten mal bei jeder familie mal probieren.

    vapiano find ich ganz ok, dauert nur manchmal zu lange für so ne art fast-food-paste-kette. die rühren da ewig in ihren woks rum und hier noch ein blättchen und da noch bissle käse. hau drauf und gib her 😉
    es wird bald noch einer in der schloßstraße eröffnet, das ist näher bei meinem büro und ich hoffe da ist nicht ganz so viel los mittags.

  9. says: steffen

    julia, die greifen in schubladen, holen die nudeln raus, schmeissen die in ein wok, ein bischen gewürzmischung drauf! Und das soll gut sein! Ich mein, billig ist das ja auch nicht! HASS!

  10. says: julia

    @steffen
    ja der burner is es nicht, aber alles was die da reinschmeißen ist „einigermaßen“ frisch oder nicht? ne gewürzmischung hab ich dort noch nie gesehen, kann aber gut ein dass mir das geheim untergemischt wurde.

    klar isses nicht superduper, aber für ein mittagessen so alle 1-2 monate find ichs ok

  11. says: Sebastian

    Vapiano ist in meinen Augen echt OK. Zumal man da wenigtens sieht, was alles in das Essen kommt, bzw. man sogar zusehen kann, wie es zubereitet wird! Bei anderen Läden will ich lieber nicht wissen, wie das Essen zubereitet wird! 😉

    Hatte auch schon paar Mal das Erlebnis, dass das Essen (deren Zutaten) „aus“ waren. Das spricht ja wohl eindeutig für die Frische.

    Links neben den Kochnischen kann man zusehen, wie die Pasta frisch zubereitet wird…

  12. says: Tobbe

    ich mag die pizza im vapiano (was anderes hab ich da noch nicht gegessen)… aber noch viel mehr mag ich das bezahlsystem… viele menschen auf einmal verwirren die leute, die diese kärtchen verteilen 😉

  13. says: Elly

    also ich hatte im vapiano die schlechteste pizza meines lebens. war mehr wie ein dünner keks mit drei streifen schinken. ne ne ne!

  14. says: MartinW

    Vapiano find ich auch grauenvoll, bin voll auf Steffen’s Seite…OK pluspunkt von mir aus das man sieht wie das Essen so pseudo-frisch zubereitet wird und es gibt tatsächlich frische Kräuter. Trotzdem mag ich dieses ganze System nicht und das Essen (Pasta) hat leider jedesmal absolut beschissen geschmeckt. 2 mal probiert und ein 3tes mal noch gezwungenermasen (Gruppenzwang) da essen müssen. Ich ess da nimmer…bäh!

  15. says: sh

    Zum Kaffee auf der Königstraße: Die machen auch sehr gute Frozen Joghurts und Shakes mit Sirup oder Früchten. Ebenfalls für nen fairen Preis.

  16. says: Wasilis

    Ich war bisher einmal im Leben (zu Colibri Zeiten) ins Starbucks & einmal im Max-Eyth See.

    Starbucks war ok, aber teuer. Max-Eyth ist ok wenn es nicht regnet, sah für mich als Reutlinger neu & ungewohnt aus.

  17. says: julia

    also ob der wirklich ende juli in der schloßstr. eröffnet wage ich zu bezweifeln, bin vorhin vorbei, da war noch nix zu sehen in dem gebäude…

  18. says: steffen

    ah, da ging`s ja noch weiter, hab ich gar nicht mitbekommen! Schön hab ich meine Erlebnisse im Vapiano doch nicht geträumt!

    Ich mach glaub jetzt auf Facebook ne Gruppe 1000000000000000000 gegen Vapiano auf! 😉

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