KTV Radtour: Asemwald Stuttgart Fotolovestory

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Stadtteilcheck, #hoodcheck, die große Runde, verlassen sie bitte (fast) nicht die Landeshauptstadt. Von Berg zu Berg, von Tal zu Tal. Schon vor ein paar Wochen diesen Rundkurs abgefahren, den man möglicherweise auch mal am Feierabend absolvieren kann. Cannstatt, Fellbach, Kappelberg, Rotenberg, Uhlbach, Obertürkheim, Hedelfingen, Rohracker, Lederberg (bis neulich wusste ich nicht, dass einen Stadtteil namens Lederberg gibt), Heumaden, Sillenbuch, S-Ost, heim.

Gestern: In Sillenbuch, besser gesagt an der Ruhbank, also von Sillenbuch kommend nicht rechts abgebogen in die Innenstadt, sondern nach Degerloch weitergefahren. Nächster Stopp: Asemwald. Wohnstadt Asemwald.

Asemwald ist wahrscheinlich oder ganz sicher der kurioseste Stuttgarter Satellit. Ein anderer Stern aus lediglich drei Hochhäusern bestehend, Codename Hannibal und Website mit Vogelzwitschern.

Wenn du von Degerloch durch den Wald auf Asemwald zufährst und plötzlich aus dem Nichts dieser ungeheuer riesige Kasten auf der rechten Seite auftaucht, ist das so ein bisschen wie der Moment, wenn in „Independence Day“ die Ufos zwischen Sonne und Stadt parken (jaja, kam gestern wieder). Die Hochhäuser erschlagen dich, schocken dich regelrecht (beim ersten Mal) und wirken dabei irgendwie surreal.

Bevor die drei Riegel – die optimale Anordnung wurde im Windkanal getestet, erfährt man auf der Homepage – überhaupt in die Höhe wachsen konnten, ging eine jahrelange, kontroverse Diskussion voraus. Ursprünglich war von den Architekten ein einziges 650 Meter langes und 50 Meter hohes Quadermonster geplant – das war 1958 und sorgte für Entrüstung auf der Stuttgarter Filderebene. Erst zehn Jahre später stand der finale Entwurf aus den drei Hochhäusern fest und 1971 zogen die ersten Mieter / Eigentümer in die knapp 1.150 unterschiedlich großen Wohnungen ein.

Heute leben rund 1.600 Menschen auf der autarken Insel zwischen Degerloch, Birkach, Möhringen und Plieningen. Gibt´s quasi alles was man braucht: Einkaufszentrum, Kindergarten, Ärzte, Sportanlagen und ganz oben auf einem der Hochhäuser sogar ein Schwimmbad mit Sauna.

Das LIFT hat zum 40-jährigen Jubiläum vor zwei Jahren diesen Inselalltag im Asemwald dokumentiert„Wer nun denkt, Hochhaus sei gleich Hochhaus, egal in welchem der drei Blöcke man wohnt, der hat wenig Einblick in die Seele der Asemwald-Bewohner. Zwischen Foyer, Fahrstuhl und Friseur werden leidenschaftlichen Diskussionen geführt, welcher der Blöcke den spektakulärsten Ausblick auf den Sonnenauf- und Untergang sowie die Schwäbische Alb oder in Richtung Schwarzwald bietet.“

Ob man da nun wohnen möchte oder nicht, ist die eine (Geschmack)Sache, die Buden erleben, so schrieb LIFT damals, heutzutage unter Jüngeren ein Revival und auf den Besucher wirkt die Anlage durchaus, ja, faszinierend. Übrigens, wer kaufen möchte: Bei Immoscout24 sind gerade vier Wohnungen im Angebot.

www.asemwald.de

Wiki

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21 Comments

  1. says: domenico

    Es gibt ein Buch „Tod im Asemwald“
    StZ: „Bienzle taucht da auf, der als Schauspieler tatsächlich im Asemwald wohnt, an den Schwabenrocker Wolle Kriwanek wird nebenbei erinnert wie an jenen realen Fall aus der RAF-Zeit, als ein Sonderkommando den völlig zu Unrecht in Verdacht geratenen Schotten Ian McLeod im Asemwald durch die Schlafzimmertür erschoss. Auch die gelegentlichen Selbstmorde und die stille Übereinkunft der Asemwälder, darüber zu schweigen, spricht Carin Chilvers an. Oder sie lässt eine nackt sonnenbadende Frau sich fragen, warum die Hubschrauber auf ihrem Weg zu den Kelley Barracks oft so nah an den Balkonen vorbeiknattern.“

  2. says: afro-dieter

    Hab dort mal ne Waschmaschine aus dem 374sten Stock abgeholt – Und war verdammt froh, als die in den Fahrstuhl ging…

  3. says: dozy

    Also in Asemwald (sagt man „IN Asemwald“ oder „AUF“ oder „IM“ oder „BEI“ …) war ich noch nie! Aber die Bunker kennt man natürlich. Hab dafür Umzugserfahrung bezüglich der Versagerhof / Fasanenhof Hochhäuser. Der Kollege wohnt da bis heute und flasht drauf dass er den Flugzeugen beim Starten und Landen zusehen kann.

  4. Ha ha, Joe. Hoffentlich läuft die Waschmaschine noch! 😉

    Habe dort einen „älteren“ Bekannten, dem ich hin&wieder mit den ’neuen Medien‘ behilflich bin. Er wohnt Wand an Wand mit Bienzle. Die Aussicht dort oben ist natürlich schon gigantisch. Und die Eigentümerquote ist auch beeindruckend. Aber dennoch ist inzwischen alles verdammt veraltet (nicht nur die Bewohner!) und bedarf einer Generalüberholung.

  5. says: martin

    hehe… ja wobei also so von außen wirkt die anlage doch noch relativ gut in schuss finde ich. also ich hab schon runter gekommenere häuser gesehen. innen war ich ja nicht.

  6. says: Esstschiii

    Also ich bin 1972 geboren und meine Eltern waren eine der ersten Mieter. Wir lebten im 19.Stock, geniale Aussicht und durch die hohe Lage war es damals möglich Schweizer TV zu empfangen. Direkt daneben sind die Kelly-Barracks und damals trotz RAF noch ohne Zaun. Ich hatte also coole Amifreunde mit den geilsten Spielsachen.
    In den Eingangshallen jedes Asemwaldblocks gab es ein Foyer mit Pantonmöbeln, alles im 7o’s look, wie heut mach Club aussieht. Das war ne tolle Zeit und alle Kinder im Haus kannten sich. Was für verrückte Spiele du in einem 60m hohen Gebäudes mit Fahrstühlen u.s.w. machen kannst – lange Geschichten.
    Der Asemwald für mich als Kind war sehr aufregend und ne tolle Zeit. Die meisten Wohnungen waren Kaufimmobilien und daher war das alles andere als ein Ghetto, wie es von der A8 aussieht. Wie das allerdings heute ist dort zu leben, keine Ahnung, wir sind in den 80igern wieder ausgezogen.

  7. says: Boomin Granny

    Pro-Tip: Abends hingehen und vom Bänkle auf dem Birkacher Feld aus zuschauen, wie die Lichter in den Treppenhäusern an und aus gehen. Das ist wie Atari-Tennis in r i e s e n groß (und ohne Ball).

  8. says: Stefan

    Tja, den Asemwald muss man mögen. Kann man aber auch. Wenn man sich drauf einlässt. Ich kannte den Asemwald schon aus den Architekturlehrbüchern bevor ich hierher gezogen bin. Der Asemwald ist bemerkenswert wegen seines konsequenten Konzepts, seiner ausgezeichenten Grundrisse (das gilt auch heute noch) und der Tatsache, dass er eines der wenigen Großwohnprojekte aus den 60er/70er-Jahren ist, das auch heute noch sozial und technisch einwandfrei funktioniert.

    Wo ihr hier von ‚Fotolovestory‘ schreibt: Ich veröffentliche seit mittlerweile 33 Wochen eine ’52-Wochen-Serie‘ über den Asemwald auf meinem Blog. Ihr Titel: ‚Heimatfilm‘. Das ist der Link zu den Artikeln:

    http://stefansenf.de/?cat=43

    Und das sind die Bilder ‚pur‘:

    http://stefansenf.de/?page_id=1575

  9. says: afro-dieter

    Yeah, die Waschmaschine läuft mindestens so gut wie die Aufzüge in Assadwald. Den Protipp muss man sich merken – bzw. mal ne ganze Reihe an ausgefallenen Protipps fürs Städtle starten…!?

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