Klimaaktivisten: Zwischen Idealismus und Radikalismus

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Klimaschutz ist für viele Menschen eines der drängendsten Themen unserer Zeit. Immer mehr von ihnen gehen auf die Straße, um für eine lebenswerte Zukunft zu demonstrieren. Sie befürchten, dass der Klimawandel das Leben auf der Erde unmöglich macht, wenn er nicht mit vielfältigen Maßnahmen eingedämmt wird. Doch nicht alle Klimaaktivisten sind gleich. 

Es gibt verschiedene Gruppierungen, die unterschiedliche Ziele, Strategien und Methoden verfolgen. In diesem Artikel sollen einige davon mit ihren Standpunkten vorgestellt und beleuchtet werden. Dabei geht es auch um das Thema „Klimakleber“ und die Gegner des Klimaaktivismus.

Fridays for Future: Die Jugend macht Druck

Aktuell machen vor allem die sogenannten “Klimakleber” von sich Reden. Sie sorgen für so viel Unmut, dass mittlerweile Schlagzeilen wie “Stuttgart erlässt Klebeverbot” keine Seltenheit mehr sind. 

Vorher wurde jedoch vor allem über „Fridays for Future“ berichtet. Die Bewegung wurde 2018 von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufen, die jeden Freitag vor dem Parlament in Stockholm streikte, um mehr politisches Handeln gegen die Erderwärmung zu fordern. Ihre Aktion inspirierte Millionen von Jugendlichen weltweit, die sich ihr anschlossen und regelmäßig freitags die Schule schwänzten, um zu protestieren.

Die Forderungen von „Fridays for Future“ sind klar: Sie wollen, dass die Regierungen die Ziele des Pariser Klimaabkommens einhalten und die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent reduzieren. Außerdem fordern sie mehr Klimagerechtigkeit und eine sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft. Sie setzen dabei auf gewaltfreie und kreative Aktionen, wie Demonstrationen, Fahrradstreiks, Plakate oder Kunstwerke.

Letzte Generation: Die Radikalen kleben fest

Eine andere Gruppe von Klimaaktivisten ist die „Letzte Generation“. Sie geht in ihren Aktionen oft deutlich weiter. Die Aktivisten sehen sich als die letzte Generation, die noch in der Lage ist, den Klimakollaps zu verhindern, indem sie die Regierungen dazu zwingen, die im Pariser Abkommen vereinbarten Ziele einzuhalten. Sie kritisieren, dass die bisherigen Maßnahmen gegen den Klimawandel unzureichend und zu langsam seien.

Die “Klimakleber” greifen dabei zu radikalen Aktionen, wie das Festkleben auf Straßen, Brücken oder Gebäuden, um den Verkehr oder den Betrieb zu blockieren. Sie nehmen dabei bewusst in Kauf, gegen Gesetze zu verstoßen und verhaftet zu werden. Sie rechtfertigen ihre Taten damit, dass sie keine andere Wahl hätten, um auf die Dringlichkeit der Situation aufmerksam zu machen. Sie berufen sich auf das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit und das Recht auf Widerstand gegen eine drohende Gefahr für die freiheitliche demokratische Grundordnung.

Die Aktionen der „Letzten Generation“ stoßen auf viel Widerstand und Kritik, sowohl von Politikern als auch von Teilen der Öffentlichkeit. Sie werden oft als radikal, illegal und kontraproduktiv bezeichnet. Einige Politiker haben sogar einen Vergleich mit der RAF gezogen. 

Scientists for Future: Die Experten schlagen Alarm

Neben den jungen Klimaaktivisten gibt es auch eine Bewegung von Wissenschaftlern, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Sie nennt sich „Scientists for Future“ und wurde 2019 gegründet, um die Forderungen von „Fridays for Future“ wissenschaftlich zu untermauern. Die Bewegung besteht aus tausenden Wissenschaftlern aus verschiedenen Bereichen, die sich in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen Ländern organisieren.

Die „Scientists for Future“ wollen die Öffentlichkeit und die Politik über die Fakten und Folgen der Klimakrise informieren und aufzeigen, welche Maßnahmen nötig sind, um sie zu bewältigen. Sie veröffentlichen dazu Stellungnahmen, Studien, Faktenchecks oder Podcasts. Sie beteiligen sich auch an den Protesten von „Fridays for Future“ oder anderen Klima-Initiativen. Sie sehen sich als Vermittler zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

Klimawandelleugner: Sie glauben nicht an den Klimawandel

Neben den Klimaaktivisten gibt es auch Menschen, die das Thema Klimawandel kritisch sehen. Sie werden von den Aktivisten und den Medien meist als „Klimawandelleugner“ bezeichnet. „Klimawandelleugner“ sind Menschen, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die globale Erwärmung und ihre Ursachen ignorieren oder bestreiten. 

Sie lehnen oft die Verantwortung der Menschen für den Klimawandel ab und behaupten, dass es sich um einen natürlichen Zyklus oder eine Verschwörung handelt. „Klimawandelleugner“ haben verschiedene Motive für ihre Haltung, wie zum Beispiel ideologische, religiöse, wirtschaftliche oder politische Gründe. 

Sie versuchen, die Öffentlichkeit und die Politik zu beeinflussen, indem sie Falschinformationen verbreiten, Zweifel säen und alternative Theorien vorschlagen, die nicht auf wissenschaftlichen Beweisen basieren. Nach Ansicht der Aktivisten stellen diese Menschen eine Gefahr für die Zukunft unseres Planeten dar, da sie den notwendigen Wandel hin zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Gesellschaft behindern würden. 

Sie würden außerdem die dringenden Warnungen der Wissenschaftler und die sichtbaren Folgen des Klimawandels, wie zum Beispiel extreme Wetterereignisse, Gletscherschmelze, Meeresspiegelanstieg, Artensterben und vieles mehr ignorieren. 

Klimaaktivismus: Ein notwendiger Weckruf oder eine gefährliche Eskalation?

Die verschiedenen Formen des Klimaaktivismus stoßen auf unterschiedliche Reaktionen in der Gesellschaft. Während einige die Aktivisten unterstützen und loben, kritisieren andere sie als naiv, radikal oder sogar kriminell. Die Frage ist: Wie weit darf man gehen, um für den Klimaschutz zu kämpfen? Und wie wirksam sind die Aktionen der Klimaaktivisten?

Die Befürworter des Klimaaktivismus argumentieren, dass er ein notwendiger Weckruf für die Politik und die Öffentlichkeit sei, um endlich ernsthaft gegen die Klimakrise vorzugehen. Sie sagen, dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen und dass es legitim sei, zivilen Ungehorsam zu leisten, wenn das Gemeinwohl in Gefahr ist. Sie verweisen auf historische Beispiele, wie die Bürgerrechtsbewegung oder die Friedensbewegung, die durch friedlichen Protest gesellschaftliche Veränderungen bewirkt haben.

Die Gegner des Klimaaktivismus behaupten, dass er eine gefährliche Eskalation darstelle, die den Rechtsstaat untergrabe und andere Menschen schädige. Sie sagen, dass die Aktivisten keine demokratische Legitimation hätten und dass sie ihre Meinung anderen aufzwingen wollten. Sie warnen vor einer Radikalisierung der Bewegung, die zu Gewalt oder Terrorismus führen könnte. Sie plädieren für einen moderaten und konstruktiven Dialog zwischen allen Beteiligten. Der CDU-Politiker Armin Laschet beispielsweise hält nicht viel von Verboten.

Wie man es auch sieht: Der Klimaaktivismus ist ein Phänomen, das nicht mehr zu ignorieren ist. Er zeigt, wie ernst viele Menschen die Klimakrise nehmen und wie unzufrieden sie mit dem Status quo sind. Er fordert uns alle heraus, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen und unsere eigene Haltung zu überprüfen. Er stellt uns vor die Frage: Was sind wir bereit zu tun, um unseren Planeten zu retten?

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