Joe Bauer – Komaläufer

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Es gibt wahnwitzig viele Gründe, Stuttgart nicht zu mögen. In der Hinsicht sind wir international voll konkurrenzfähig mit Berlin, Hamburg, New York, Köln, Neckarsulm oder Nutella. Denn jeder weiß: eine Stadt wird immer nur so gut sein, wie die Menschen, die dort ihr Leben meistern.

So Quatsch wie „das Leben“ kommt ja immer dazwischen, wenn man eigentlich andere Pläne gehabt hätte. Da kommt dann Nutella ins Spiel oder irgendwas mit Käse Überbackenes. Oder: Joe Bauer.

Joe Bauer, Autor, Journalist und Kolumnist bei den Stuttgarter Nachrichten, ist wichtig für Stuttgart. Fürs Leben wahrscheinlich auch. Denn er erzählt von dem Stuttgart, das wir entweder gar nicht kennen, vergessen haben oder das uns im ersten Moment völlig unerheblich erscheint.

Was Bauer von einem Reiseführer unterscheidet: Der Mann interessiert sich nicht für die Straßenkreuzung, sondern wohin die Leute an ihr abgebogen sind. Denn das sagt oftmals viel mehr aus über eine Stadt. Wege kreuzen sich einfach. Das ist keine sonderlich große Leistung – oftmals sogar reiner Zufall. Neulich habe ich gehört: „Zufall ist, wenn Gott anonym bleiben möchte“. Bockstark. Auch ohne Kirche.

Joe Bauer erledigt das alles zu Fuß, Ehrensache als Flaneur.  Seine neue Kolumnen-Sammlung „In Stiefeln durch Stuttgart – Zwischen Komakäufern und Rebellen“ ist nicht nur voll von Blasen, die sich Bauer beim Fußmarsch holte, sondern da ist auch jede Menge Liebe drin. Vordergründig ist das Liebe für die Stadt – aber eigentlich gilt das vielmehr den Menschen, die täglich das Leben zwischen die Architektur pumpen.

„Wenn aus Journalismus Literatur wird und umgekehrt“, lässt sich Autor Heinrich Steinfest auf dem Buchdeckel zitieren. Recht hat er.

Falls das alles altmodisch erscheinen sollte, bitte einfach etwas abwarten. Denn irgendwann kommt altes Zeug wie Herz, Schnauze und Substanz immer wieder in Mode. Bis dahin reicht das Wissen, dass AC/DC oder Motörhead nie weg waren und Springsteen die großen Geschichten erzählt. Der Bauer ist auch so einer.

Joe Bauer, „In Stiefeln durch Stuttgart – Zwischen Komakäufern und Rebellen“ (254 Seiten, Edition Tiamat)

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