Filmtipp 6: Breakfast on Pluto

Die besten Partys sind oft die, in die man durch Zufall stolpert und die coolsten Abende werden oft die, wenn man nur schnell ein Feierabendbierchen trinken wollte. Und auch bei Filmen kann der Zufall überraschende Entdeckungen vorweisen.

In diesem Fall war der Zufall eine sehr gute Freundin von mir. Sie hatte den Film in der 451 ausgeliehen und sagte am Telefon irgendwas von: „… können was kochen und dann habe ich da noch einen Film, ich weiß aber nicht ob der so gut ist.“

Naja, wahrscheinlich war ich bei „kochen“ schon überredet, sie kocht nämlich wirklich unglaublich gut. Am Ende des Tages war es dann nicht nur ein super Essen, sondern auch noch ein super Film.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch des irischen Schriftstellers Patrick McCabe und wurde vom Regisseur Neil Jordan verfilmt. Neil Jordan hat mit „The Crying Game“ auch schon mal einen Oscar für das beste Drehbuch abgeräumt.

Außerdem hat er einen absoluten Lieblingsfilm von mir gedreht: „The Good Thief – Der Dieb von Monte Carlo“ (den sollte ich auch mal als Tipp aufarbeiten). Und er ist für politische und emotionsgeladene Filme bekannt, in denen er versucht, die dunkle Seite der menschlichen Psyche zu durchleuchten. Das gelingt ihm auch ziemlich gut mit der Tragikomödie „Breakfast on Pluto“.

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Der Film ist die Geschichte des Iren Patrick Brady (Cillian Murphy). Patrick wird 1958 als uneheliches Kind einer unverheirateten Frau geboren und auf der Türschwelle von Father Bernard (Liam Neeson) ausgesetzt. Die Vermutung, dass der Father etwas mit der Zeugung des Kindes zu tun haben könnte liegt nahe, denn er übergibt den kleinen Patrick an Ma Braden (die Betreiberin des Dorfpubs) und kommt für den Unterhalt auf.

Als uneheliches Kind in einem kleinen irischen Dorf in den 60igern/70igern ist der soziale Druck ziemlich groß. Die Ausgrenzung – auch in seiner Adoptivfamilie – wird noch größer als der kleine Patrick seine Neigung entdeckt Frauenkleider zu tragen und diese auch mit einem Kleid seiner Stiefschwester auslebt. Nur seine Freunde Charlie, Irwin und Laurence halten zu ihm.

Je älter Patrick wird (der sich in der Zwischenzeit Kitten nennt), desto öffentlicher wird er als Transvestit sichtbar und desto mehr Hass und Verachtung schlägt ihm in seinem Heimatdorf entgegen. Er lässt sich davon aber nicht unterkriegen und bleibt der warmherzige und offene Mensch, der er eben ist.

Nach und nach erfährt er auch, dass Ma Braden gar nicht seine leibliche Mutter ist und Father Bernard doch einiges mehr weiß als angenommen.

Als er von der Schule geschmissen wird, verlässt Kitten das Dorf und lernt den Frontmann der Band „Billy Hatchet And The Mohawks“ kennen. Kitten wird Billys Geliebte. Kurz scheint Kitten endlich Glück gefunden zu haben, aber auch hier hat sie keine Chance.

Denn Billy hat Kontakte zur IRA und versteckt Waffen. Nachdem Kitten das entdeckt und die Waffen im Meer entsorgt, wollen die IRA-Aktivisten Kitten zur Strafe töten. Kitten entgeht dem Tod, verlässt Billy und geht nach London, auch mit dem Ziel ihre leibliche Mutter zu finden. Die Spuren ihrer Mutter, die Kitten in London verfolgt, bringen kein Ergebnis.

Auch in London ist Kitten ein Spielball des Zufalls und immer wenn es so aussieht, als würde es jetzt endlich aufwärts gehen, passiert etwas unvorhergesehenes, das Kitten wieder herunter zieht: So lernt Kitten den Prosituiertenmörder Mr. Silky String (Brian Ferry von Roxy Music) kennen, wird dann aber doch von ihm verschont; oder  sie wird bei einem IRA-Bombenanschlag verletzt und von der Londoner Polizei als Transvesiten-Terrorist festgenommen und verhört.

Obwohl Kitten vom Schicksal ziemlich gebeutelt und von der „normalen“ Gesellschaft ausgegrenzt und an den Rand gedrängt wird, bleibt sie sie selbst, geht ihren Weg und bewahrt sich ihren optimistischen Blick auf die Welt. Die eigentlich sehr traurige Geschichte behält eine positive Note und bringt immer wieder einen guten Lacher. Für mich auf jeden Fall ein absolut sehenswerter Film.

Der Regisseur Neil Jordan (der auch das Drehbuch geschrieben hat) ist ein sehr guter Geschichtenerzähler. Und Cillian Murphy, der mir aus Filme wie „28 days later“, „Red Eye“ oder „Batman Begins“ ein Begriff war, bringt eine absolut überzeugende und begeisternde Schauspielleistung als Kitten auf die Leinwand.

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4 Comments

  1. says: Thorsten G.

    danke für den Tipp, frei mich immer über off-off-Hype-Filmtipps. Im Gegenzug kann ich dir „Lars and the real girl“ empfehlen – falls du den noch nicht kennst.

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