Elchtest: Ausflug zur SWR Jahres-Pressekonferenz 2012

(Der neue Todesstern Das neue Medientraumschiff für die Region. Außen geht so, innen ohho.) 

Grandioser Schock letzten Freitag. Die vom SWR laden uns, also UNS Bachel, zu einer Pressekonferenz ein. Genauer gesagt zur Jahres-Pressekonferenz 2012. Natürlich haben sie noch jede Menge andere Hörschte eingeladen, wir sind trotzdem vor lauter Stolz nicht nur fast sondern geplatzt.

Die Konfi, wie wir Fans sagen, steigt in ihrem neuen Reihenhäusle (ohne Garten) in der Neckarstraße, schreiben sie, der wahrscheinlich schönste Neubau des Universums seit der Bib oder dem Jugendhaus im Cannstatt, das wollen sie uns gerne neben der programmatischen Marschroute für das Weltuntergangsjahr zeigen.

Prinzipiell gehe ich nie auf Pressekonferenzen, weil ausser verlorene Zeit letztendlich nix Essentielles bei rauskommt was man nicht schon auch auf einer Presseinfo nachlesen kann. Keine Ahnung wann ich überhaupt zuletzt auf einer war, denke so vor acht Jahren für Sub Culture. Falsch, ich war zwischendurch auf Presseterminen für die StZ, so im Haus des Waldes mit irgendwelchen Staatssekretären und anderen seltsamen Politikern, die dringend Fotos mit Kindern machen mussten.

Für KTV war es jedenfalls eine kleine PK-Premiere. Gab handfeste Gründe für das Debüt, denn der kleine, dynamische und flexible Familienbetrieb lockte mit einem wahnsinnigen Line Up:

  • Peter Boudgoust, Cheffe aka Intendant
  • Jan-Josef Liefers, nicht als Boerne sondern als Baron von Münchhausen
  • Kopper vom Tatort Ludwigshafen alias Andreas Hoppe
  • Enie van da Meiklokjes

Man sieht: Das ist besser das SEMF- und HipHopOpen-Programm zusammen, das ist ein Happening, ein grandioses Event, eine Gala und die Raumschiff Enterprise unter den Pressekonferenzen. Da geht man hin, das lässt man sich nicht entgehen. Wäre die Party öffentlich gewesen, wären Minimum 12.298 Leute gekommen. Gibt ja Stullen und Butterbrezeln. Und Kaffee.

War also bisschen aufgeregt, ganz früh aufgestanden und rechtzeitig schlau gemacht welche Bahn ich nehmen muss. Die Hinfahrt von S-Mitte nach Haltstelle Metzstraße verlief problemlos in genau acht Minuten, die U-Bahn kam trotz dieser „Russenkälte“ (Ist das wirklich eine BILD-Kreation?) absolut pünktlich.

Das Gebäude wiederum ist so neu, dass von außen noch nicht mal die vollautomatische Halbkreistüre aufging sondern von innen ein Mitarbeiter unter den Bewegungsmelder durchlaufen musste, damit sie sich öffnete. Wenn sie sich da bitte anmelden würden, gerne, hallo zusammen, ich bins, der Bachelor.

Nahm gleich meine Lieblingsrolle an, die Falschgeldrolle, und bin wie Falschgeld im Foyer rumgeistert, Frau Wasserbäch förmlich begrüsst (manchmal ist sie doch sehr förmlich) und kurz das Büffet begutachtet.

Zwar das Kleine-Belegte-Brötchen-Einmaleins, aber bisschen rar für das Mega-Happening dachte ich, war aber wiederum egal, weil ich eh gefrühstückt hatte. Profi. Später kam die Theorie auf, wenn das Bankett feudaler ausgefallen wäre, hätte wieder jeder gemotzt, jaja, unsere Gebührengelder stecken in sexy Fingerfood.

Nee, die wurden schon in das Reihenhaus investiert. Ein groß gewachsener Herr bat uns doch bitte in einem der neuen Studios Platz zu nehmen. Da saß schon LIFT-Kollegin Nina und die Stars waren auch schon da. Fast.

Bekamen wohl letzte Instruktion von Wieland Backes, Sposs, Clemens Bratzler, der das ganze moderieren sollte. Guter Typ übrigens wie ich finde, macht einen nice Job. Aber wo ist Herr Liefers? Dafür trägt der Kopper geile Stiefel, Modell Hundeschlittenrennen in Alaska. Kann man die Tage durchaus aus dem Schrank holen.

Vor mir platzierte sich übrigens Frau Tina Gaedt von der BILD.

Das ist die in der Mitte, Frau von Michael Gaedt. Während er mittellustig ist, hat sie ein mittleres Gedächtnis. Als sie an mir mit ihrem etwas fragwürdigen, gescheckten violetten Pelz vorbeirennt, sag ich: „Ah die Frau Gaedt kennt mich auch nicht mehr!“ (Wir haben uns nämlich mal kennengelernt.) „Huch, hallo und sorry, ich hab wieder mal nur Augen für die wichtigen Leute und hab die ganze Zeit auf Herrn Boudgoust geschaut“, entschuldigt sie sich. Ich sag ja: Bachel.

Ne zeitlang hat sie bei mir ab und zu angerufen, wenn was ganz schlimmes passiert ist. „Martin, da gibt es einen Toten, weißt du was? Komm sag schon, du weißt doch was!“ Der Kontakt ist recht schnell, öhm, eingefroren, weil ich mit Toten und Crime nicht so recht dienen konnte. BILD-Mitarbeiter des Monats bin ich jedenfalls nicht geworden.

Kurz bevor es losging wollte ich doch WLAN haben, vielleicht bisschen Quatsch twittern, guckte fragend durch den Raum und Herr Boudgoust persönlich erkundigte sich freundlich, ob er mir helfen könnte. Wo isn die Dame mit dem WLAN, Herr Intendant? Kam sie, hat trotzdem nicht funktioniert. Nokia for the f.u.c.k.. Manchmal.

Dann ging es los, kurze Begrüssung von Bratzler, das ist eines unserer neuesten Studios, topmodern, der Oberknaller, machen aber trotzdem erst mal nur Sport im Dritten hier drin. Herr Boudgoust erklärte selbst weiter, dass sie total glücklich sind über das „Multimediahaus“ mit 460 KM verlegten Elektroleitungen, hier sollen TV, Radio und Internet dank kurzer Wege zusammenwachsen, es wäre ein „Versprechen an den Nutzer bestes Programm zu bieten“. Oder so. Auf jeden Fall ist das wohl scheinbar eines der modernsten Sendestudiokomplexe in Europa überhaupt.

Die brandneue Beleuchtungsdecke wäre hammerhammerhart…

…spart wiederum Zeit und die niegelnagelneue LED-Wand im Hintergrund total viel Watt. Kurze Reise in die 70er:

Die Option Lagerfeuer gab es auch, nicht fotografiert, manche haben „aaaaawww“ gerufen. Fands nur komisch, dass man den Superman-Raum nur für Sport im Dritten verwendet.

Die Nachrichten kommen zukünftig aus dem Grünen Raum, kurze Schalte rüber zum schwäbischen Anchorman…

…der meint, der Raum wäre komplett grün und sonst wäre nur er und der Tisch darin echt. Boudgoust meint, sie wissen noch nicht wann sie daraus senden können, wäre „keine triviale Umgebung“, aber man macht jeden Tag Fortschritte. Vielleicht im April. Ganz witzig blendete man als Nachrichtenbeispiel ein 4:1 des VfB gegen die Bayern im Pokal ein. Da haben wir gelacht. Eigentlich muss man ja weinen.

Dann ging es bisschen um die junge Leud´, gibt ein paar neue Shows, alles mit Trailern untermalt, unter anderem Lautstark auf einsplus (Moderatorin zur Band: „Ihr habt ja nun mal richtig gute Körper.“ ), eine Friseur-Doku-Serie, ein Reportageformat namens „Mission Mittendrin“, der Heini muss sich auf diverse Abenteuer einlassen („Reite eine Welle und werde Teil der Funsportszene“) und so weiter und so fort.

Bratzler insistierte bei Boudgoust, ja macht man denn nun genügend für die Junge, von außen hört man immer, eigetnlich nicht so, Boudgoust meint, ja doch, total viel, voll super und „wir schaffen das auch ohne abgehalfterte C und D Stars die Jungen anzusprechen“. Und unter dem Strich werden da mehrere Milliönchen investiert, meinte später.

Und was noch so? Jede Menge. Neben total vielen neuen regionalen Serien ist man tatsächlich dabei den ersten schwäbischen Kinofilm zu lancieren („Die Kirche bleibt im Dorf“), ob man das braucht ist die andere Frage, zeigt aufwendige Dokus über Adenauer, Rommel und Caterina Valente (super Kette), bringt „Ulysses“ von Joyce als 20-stündiges (!) Radioereignis (Sprecher u.a die Harfouch und der Freddie Schenk) und natürlich der Baron von Münchhausen an Weihnachten 2012. Schalte zu Liefers zum Drehort Lubu. Da war endgültig klar, der kommt nimmer.

Labert übrigens in Echt fast in demselben Tonfall wie Professor Boerne. Vielleicht hat er das nur absichtlich gemacht, weil die Fans da waren. Über seine Rolle als Münchhausen hat er sich total gefreut und voll gut vorbereitet, erzählt er.

Der Kopper stellte noch seine neue Ernährungssendung vor…

…Motto „regional und saisonal“, wirklich auch ein ganz guter Tüp, wie der Tobsen sagen würde. Enje wiederum startet übrigens bald mit einem Kollegen so eine Quizshow, „Meister des Alltags“ heißt die, klang bisschen lame alles.

Hab Koppers Bühnenauftritt genutzt und eine Frage gestellt:

„Herr Kopper, äh, Hoppe, mein alter Freund und Leser Ken meint, Lena Odenthal ist total fürn Arsch. Was sagen sie dazu?“

„Sehe ich auch so, aber die kommt in einer der nächsten Folgen ums Leben und dann ermittel‘ ich gemeinsam mit Charlotte Lindholm.“ (Herzinfarkt Ken) 

Sensation! Ein Raunen ging durch das Publikum. Okay, war alles erstunken und erlogen.

Wahr ist: Im Mai kommt der nächste Odenthal-Tatort und der wird garantiert – na wie? – ned schlecht! Trailerpark:

Die Weltneuheit daran (nicht erstunken und erlogen): Direkt im Anschluss kann im Internet der Fall weitergesponnen werden, weil, so die Presseinfo, ein Geheimnis am Ende offen bleibt. „Dieses Rätsel kann von den Nutzern im interaktiven Tatort-Spiel im Netz gelöst werden.“

Fazit: Alles verdammt super beim kleinen Familienbetrieb, unsere Kohle ist ganz gut investiert in die Markenzeichen „Regionalität“ und „Aktualität“ und bisschen ambitionierte Großproduktionen. Aber na ja, Hauptsache Tatort kommt.

Tiefpunkte gab es übrigens auch auf der Konfi, man spielte „weltexklusiv“ einen Udo Lindenberg Song vor. Da sang er in Englisch. War grauenvoll. (Gut, ich finde Lindenberg bei allem Respekt sowieso grauenvoll.) Macht er als alter Hesse-Fan wegen dem Hesse-Jahr, das auch im SWR prominent gefeatured wird.

Mir grad egal, wie auch der Studiorundgang, den ich gleich abgebrochen haben, weil man nicht fotografieren durfte. Im Studio nebenan sah es noch aus wie bei Hempels unterm Sofa, da war die Salatplatte Nizza in der Kantine schon attraktiver, auf die mich SWR-Social-Media-Fachmänner Guido und Patrick plus gute Gespräche (Copyright Stefan Kaufmann) einluden. Danke dafür und danke für die Einladung, habe die Ehre und vielleicht bis zum nächsten Jahr – falls ihr uns nochmals einladen solltet.

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18 Comments

  1. says: martin

    danke, du musst es ja wissen 🙂

    dann meinten sie vielleicht zunächst oder so. wir hatten es auf jeden fall beim mittag auch von dem thema. hab scheinbar nicht nur ich falsch verstanden 😉

  2. says: Normann

    Schön, wenn man weiß, dass künftig noch mehr Geld über die GEZ in die Kasse gespült wird (Stichwort: Haushaltsabgabe). Dann kann noch mehr technischer Schnickschnack verbastelt werden. Geld andere Leute ausgeben hat bekanntlich schon immer Spaß gemacht.

  3. says: Beni

    Boah, könnt jedesmal wieder aufs neue heulen wenn ich sehe wofür die mein Geld ausgeben. High-Tech Studio für den öffentlichen Bildungsauftrag, Millionen EUROs für die komische Gottschalk Show, usw.

    Das Geld von anderen Ausgeben würde mir auch Spass machen…

  4. says: Peter

    @Normann, @Beni: euer Geld? Ihr gebt auch Geld anderer Leute aus. Wahrscheinlich habt ihr euer Geld von eurem Arbeitgeber, und der wahrscheinlich von seinen Kunden. Und wenn ich jetzt ein Kunde bin, dann gebt ihr mein Geld aus 😉

  5. says: JoeJoe

    Was ist denn das für eine krude Logik ? Mein Arbeitgeber verpflichtet nicht seine Kunden per unzeitgemäßem Gesetz, ihm Geld geben zu müssen. Besonders nicht für eine Leistung, die andere Anbieter in ähnlichem Maße ohne diese gesetzliche Regelung zustande bringen und ebenso anbieten. Nebenbei habe ich keine Arbeitgeber, sondern nur Auftraggeber.
    Auf einen Bildungsauftrag, der aus Eisenbahnromantik und Sonja Schrecklein besteht, kann ich bestens verzichten. Zumal dieser Verein sich eh wie eine Behörde gebärt und nicht wie ein Dienstleister.

  6. says: Ken™

    Ha, Martin!
    Hättest gerne für mich dem Herrn Kommissar gegen das Schienbein stauchen und ihm mit gehobenem Zeigefinger ein schallendes: „OBACHT, SO NICHT!“ entgegen schmettern dürfen!

    Btw.: Ich kann Euch das Rätsel vom nächsten Internet Tatort Ludwigshafen schon verraten.

    Es lautet: (ACHTUNG SPOILER ALARM)

    Warum zum Teufel habe ich mir wieder so einen scheiss Lena Odenthal Tatort angeschaut?

  7. says: Ken™

    raffinierte hinweise, jugendliche desperados und eine stecknadel im heuhaufen bietet der tatort ja in der tat!
    dazu sogar noch ein polizeihubschrauber. man könnte vor lauter action fast meinen, bei cobra 11 gelandet zu sein!

    bei fr. odenthal hab ich die hoffnung leider aufgegeben.

  8. says: JMO2

    Ker, das ich JoeJoe mal zustimme, welche Zeiten sind das? Wobei, Sonja Schrecklein muss bleiben! Wer moderiert sonst das Narrenspringen? 😀

    Freu mich übrigens schon auf Kens Kommentar am Sonntag um 21:4X. Oder schauste gar nicht? 🙂

  9. says: Ken

    selbstverständlich wird bibi geschaut!
    sollte mal den martin fragen, ob er mir hier einen tatort live-ticker einrichtet! 🙂

  10. Jetzt hab ich mir den Trailer auch mal angetan. Versteckte Hinweise (Lesieg == Geisel) und jugendliche Desperados? Ist das deren Ernst? „Ran an die Arbeit! Presto presto!“ nach Wikipedia-Zitaten über den Pfälzer Wald?
    Uahh. Bleibt zu hoffen, dass der ermittelnde Zuschauer dann die Lena O. nie findet.
    Vielleicht stellt man dem einigermaßen erträglichen Kopper dann was einigermaßen Erträgliches zur Seite…
    Bin da ziemlich beim Ken mit seiner Aussage „Warum zum Teufel habe ich mir wieder so einen scheiss Lena Odenthal Tatort angeschaut?“, wobei man jetzt darüber streiten könnte, ob „scheiss“ nicht redundant ist… 😉

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