Einzigartig: Das Planetarium im Stuttgarter Schlossgarten

Super. Endlich mal gute Nachrichten. Die Sterne sind gesichert. Das Planetarium soll auch künftig im Mittleren Schlossgarten bleiben. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat will sich da jetzt voll reinhängen. Das habe ich auf einer der geilen Infotainmentwände an der Stadtbahnhalte „Stadtmitte“ gesehen. Die Stuttgarter Nachrichten nennen den Laden sogar „Sternenkino“. Der Rest steht hier. Und Recht haben sie: Außenrum sieht’s in der Nachbarschaft eh so aus, wie sich anständige Leute den Mond vorstellen.

Vor lauter Freude bin ich dann gleich in die falsche Bahn eingestiegen. Etwas dumm Löcher in die Luft geguckt, an so Zeug wie Sonne, Weltfrieden, Damen-Beachvolleyball und einen Sieg für den VfB gedacht – und den Blick schweifen lassen: „U2 Neugereut“. Erst ein doofer Gedanke („Hihi. Bono“) und dann hat mich der Blitz getroffen: „Was zum Teufel soll ich eigentlich in Neugereut?“

Wer da hin fährt, hat seine Gründe oder wenigstens eine Wohnung dort. Trifft bei mir beides nicht zu. Wie so oft in peinlichen Momenten war mir klar, dass jeder Umkreis von vier Kilometern nun weiß, dass ich ein großer Idiot und zu dumm zum Stadtbahnfahren bin.

Aufstehen und „Recherche, Leute! Recherche!“ brüllen, hätte diese Einschätzung wahrscheinlich nicht verbessert. Zumal ich mir sicher war, dass alle im Bahnabteil längst dachten: „Was will denn der in der U2 Richtung Neugereut? Den hab ich hier noch nie gesehen. Wahrscheinlich ist er zu dumm zum Stadtbahnfahren“. Hilft alles nix. Kurz die „Rewind Selecta“-Nummer abgezogen und kleinlaut wieder zurück in die Stadt mit den Sternen. Das Planetarium habe ich trotzdem weiträumig gemieden.

Als ich da zum ersten Mal war, maß ich ungefähr sechs Jahre und ich hatte miesere Laune als Godzilla damals in Tokio. Hatte meinen Umhängegeldbeutel inklusive sieben Deutschmark verloren. Und der versprochene „Urknall“ war auch nicht ansatzweise so laut wie erhofft oder wenigstens Motörhead.

Als ich das letzte Mal im Planetarium war, verlieh das Popbüro den MARS-Award und wir machten Witze darüber, dass Thorsten früher viel zu leicht war, um den Klappstuhl in Rückenlageposition zu bekommen. Da fiel mir leider auf: Ich war bei meinem ersten Besuch nicht nur pleite, sondern auch so dick, dass ich den Stuhl fast nicht wieder in die aufrechte Position zurückbekommen hätte.

Kurz: von mir aus hätten sie den Sauladen jetzt abreissen und in Cannstatt neu aufbauen können. Vielleicht kann der Labbadia was damit anfangen. Neugereut, wäre auch ein geiler Standort. Von da aus ist es nicht mehr allzu weit bis zum Arsch Ende der Welt. Schuldigung, Spässle g’macht. Neugereut ist voll schön und irgendwann fahre ich da absichtlich hin. Aber für mich bleibt das Planetarium ein Mahnmal. Mein Waterloo und die zweite Midlife-Crisis vor dem Gymnasium: fett, pleite und viel zu leise.

Oh, gerade gesehen: die Klos im Sternenkino sollen erneuert werden, die Homepage hoffentlich auch. Obwohl sich die Veranstaltung „Der Stoff, der von den Sternen kam“ (12.3., 10 und 15 Uhr) druffimäßig recht vielversprechend anhört. „Stoff“ sagen heutzutage nur noch Zivilpolizisten und Grateful Dead-Fans, oder?

Und noch etwas fällt mir auf: ich habe nicht ein Mal das Wort „Landespavillon“ erwähnt. „Die Röhre“ auch nicht.

Join the Conversation

1 Comments

  1. says: Kollege Geiger

    Diese Story mit dem kippelnden Thorsten klingt wirklich vielversprechend. Vielleicht können wir darüber mal was bringen?

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert