Gastro-Kuriositäten: Die Orangenscheibe

(Warum liegt da ne Orangen-Scheibe? Warum? Bitte lieber Gott erkläre es mir.)

War gerade Mittagessen. Wie man das halt so macht am Mittag. Das Angebot im Stuttgarter Westen an Mittagstischen ist reichhaltig (also in meinem Block), abwechslungsreich und oftmals gut – Rosenau, Auszeit, Zadu, Meisters, Rote Kapelle, Falaffel-Zeuchs, Bäcker-Tüte, alles da.

Heute war ich mal wieder im Riva. Italiener in der Senefelderstraße. Grundsolide. Mittagskarte: Pasta-Pizza-und-was-vom-Tier-Klumpatsch mit Salätle oder Süppchen vorneweg für 7 bis 10 Euro. Fast schon sympathisch-muffelige Bedienungen. Einer davon wäre gerne der Bruder von 2Pac. Oder 2Pac selbst. Dick tätowiert. „Thug Life“ konnte ich aber auf keinem sichtbaren Hautflecken entdecken.

Apropos Haut: Neben uns sass ein Medizinerpärchen. Also er (alt) höchstwahrscheinlich Arzt, sie (jung) vielleicht seine Schwester, äh, Praxis-Töse? Oder sie Heilpraktikerin? Oder beide mit eigener Praxis. Oder in einer Gemeinschaftspraxis. Er HNO-A, sie Augenärztin? Egal.

Ging um die werten Kollegen, diverse Behandlungsmethoden, Sekrete, offene Wunden, überlappende Haut und dass man doch zu den Patienten wirklich lieb und aufmerksam sein muss. Denn nur dann fühlen sie sich wohl und kommen wieder. Marketing 2010. Die guten Argumente überwiegen.

Meine eigenen Tischmanieren sind zwar nicht die Allerbesten (Mama hat sich bemüht!), aber so Gespräche mag ich voll nicht beim Essen. Da war Horst Köhler („Scho bissle ne Zicke oder?“) und Gauck („Ha der isch in koiner Partei, der wär´ voll subbr.“) eine willkommene Abwechslung ihrer Konversation auf einem eher oberen Lautstärke-Level.

Dann kam mein Teller. Nudeln in ner rötlichen Sosse mit Speck und Erbsen. Und der typischen Bremsspur und einer Orangen-Scheibe, liebevoll am Tellerrand platziert. Ich muss dabei immer an einen imaginären Frisbee-Orangenscheiben-Tellerrand-Landewettbwerb denken, der in den Küchen zwischen Koch und Küchenhilfe ausgetragen wird. „Komm, werf´ die Scheibe!“

Ganz ehrlich: Zitrone übers Schnitzel spritzen sehr gerne, aber was will ich mit dieser verdammten Orangenscheibe über meinen Nudeln? Oder anders gefragt: Gibt es Menschen, die die essen? Davon kriegt man doch höchstens babbige Griffel.

Und warum sollte mich dieser dünne Lappen in irgendeiner Form beeindrucken? Wie viele Orangen wandern so täglich ungenutzt auf dieser Welt in die Tonne? Immerhin ist die Orangenscheibe ein weit verbreiteter Deko-Konsens.

Oder hat da gar die internationale Orangenmafia die Gastronomie fest in ihrer Hand, damit der Absatz an Orangen auch im (deutschen) Sommer nicht einbrechen wird?

Fragen über Fragen. Meine lag jedenfalls nach dem Verzehr der Pasta unberührt da. Leichte Schäden bei der Bremsspur.

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13 Comments

  1. says: Heiks

    Herrlich, ich konnte schon am Bild sehen wo du essen warst. So dekoriert man nur im Riva. Aber dafür sehr konsequent und mit jeder Nudelspeise.
    In anderen Locations gern genommen der Stängel glatte Petersilie. Aber das ist vielleicht mal einen separaten Blogeintrag wert.

  2. says: martinez

    der Tellerrand gehört dem Gast! ….tststs…. keine gehackte Petersilie… keine Orangenscheiben und keine Balsamicodeko…. *seufz*…

  3. says: Thorsten W.

    Also ich war ja beim letzten Mal im Riva ziemlich enttäuscht… Früher waren wir auch oft dort, aber jetzt… Service und Essen waren ungefähr auf dem gleichen niedrigen Niveau – vielleicht nur ne Ausnahme, aber so schnell werd ich da nicht mehr hingehen.

  4. says: Mäxle

    Ich bekomm bei dieser balsamico-zuckerkulör-reduktion aus der Flasche immer einen Hass! Jeder Möchtegernkoch will sein essen mit diesem Dreck optisch aufwerten! Das ist einfach ideenlos und peinlich, sehe ich so was auf meinem Teller, weiß ich schon wie der Rest schmeckt!

  5. says: Glückskind

    „Einer davon wäre gerne der Bruder von 2Pac. Oder 2Pac selbst.“

    schöööööön wieder ne runde vorm pc gelacht 😀 allein

  6. says: julia

    rach der restaurant-tester (ja ich schau gern alles mit kochen) motzt immer mega die besitzer an, dass solch eine orangen- oder sonstwas deko n haufen geld kostet und eh nur rausgeschmissen wird. sollen die sich sparen und in anständige zutaten investieren.
    daran denk ich jetzt immer, wenn ich so unnütze deko aufm teller habe.
    vor allem paßt halt die orangenscheibe, bis auf die farbe, nullinger zu dem pastagericht.

  7. says: Basti

    @ martinez so ist es, der tellerrand gehört dem gast das lernt man am ersten tag
    @julia also ich weis net ob ne orengenscheibe zu nem orangenen essen so toll passt, kontrast kommt immer gut.. 😉
    und jetzt zum thema, wenn man ein teller ordentlich anrichtet braucht man keine/kaum deko..

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