Bitte nicht den Akkordeon-Mann füttern

s-bahn-Musiker

(Kotzkübel? Teller Suppe? Nein, ein Hut. Bilder Britta und Alexander Blum)

Alles ist verboten, menno. Der sympathische Familienbetrieb VVS hat seine Verbotssymbole ausgetauscht. Zumindest sind mir diese Graphiken neu.

sbahn_verbot

Füsse nicht aufm Sitz kennen wir schon von 1990, damals haben wir es trotzdem gemacht, mach ich auch heute noch manchmal, zumindest wenn ich ganz alleine im Car sitze, kurz nachdem ich einen Wholecar vollgebombt hab, ganz in schwarz natürlich, das nächste Mal dann in pink.

Prinzipiell gilt aber: Bisschen Benehmen und  Rücksicht auf andere macht das öffentliche Miteinander freilich etwas erträglicher, gibt´s nix gegen einzuwenden. Trinken möchte ich aber trotzdem dürfen in der S-Bahn, egal ob gelber Sprudel oder ein Bier, wobei ich letzteres sowieso nie (in der Bahn) zu mir nehmen würde. Schwabstraße -> Stadtmitte hält man knapp ohne Alkohol aus.

Stutzig macht mich das Verbot ganz rechts: Ganz abgesehen davon, dass die Qualität eines durchschnittlichen Wagonunterhalters (zumindest die bislang erlebten in Stuttgart) wirklich sehr weit entfernt von Jay Z in der Kölner Lanxess-Arena liegt und ganz abgesehen davon, dass das Akkordeon in den Charts meiner Lieblingsinstrumente abgeschlagen auf Platz 93 liegt (immerhin noch zwei Plätze vor dem Dudelsack, die Panflöte rangiert auf 47, die Tuba wiederum überraschenderweise nur auf 74, Platz 2 der Bass, Platz 1 der, öhm, Plattenspieler), möchte ich doch bitteschön immer noch selbst entscheiden, ob ich den Künstler mit MEINEM Geld ein bisschen unterstütze und mir das nicht von ihnen, liebe VVS, verbieten lassen.

Und wenn ich nur denke, dass er es dringend brauchen kann (das sowieso) und ja, vielleicht gehört er zu einer Drückerkolonne, aber scheiß drauf, wer weiß das schon genau, und vielleicht hat er ja sowieso eine Klampfe, Bongos oder Sitar dabei und kein Akkordeon und ich finde seine Musik total gut und würde ihm gerne sofort einen Plattenvertrag anbieten wollen, hätte ich denn die Möglichkeit, Plattenverträge anzubieten. Was ist dann liebe VVS?  Na? Das lass mich ma‘ alles entscheiden, ge. Und wenn ihr keine Musiker in der Bahn wollt (weil es verboten ist), müsst ihr euch meiner Meinung nach etwas anderes überlegen.

Übrigens: Ne neue Kampagne für „erst aussteigen lassen, dann einsteigen“ wäre meiner Meinung nach immer noch etwas wichtiger, weil eher will der rücksichtsvolle, sich wohl fühlende Mensch als erstes gierig in die Bahn reindrängeln, als seine Kohle in hoffnungsvolle Schienenmusikanten investieren. Und das ist zusammen natürlich mit euren ganz ganz großen Problemen, mit denen ihr euch seid einiger Zeit rumplagt, eher ein Problem für einen reibungslosen Ablauf, als so ein paar Akkordeonspieler. Aber das hatten wir schon. 

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58 Comments

  1. says: Leser

    Jay-Z macht Musik? Na das ja mal ganz was neues. Da ist ja mancher S-Bahn Musikant melodischer.
    Und Füße auf den Sitz, ich komm dann nachher mal bei dir vorbei und leg meine Füße inkl. Schuhe mit Straßenschmutz auf dein Sofa, mal sehen wie toll du das findest.

  2. says: Kollege Geiger

    Getränke sind wichtig. Frag mich eh, warum durch die S-Bahnen eigentlich keiner mit so nem bedruckten Sweatshirt läuft: „Kaffee 6,20 – Gelber Sprudel 2,90 – Weißer Sprudel 4,40.“

  3. says: martin

    das mag ist schon richtig, giano, und klar sind es ihre züge und wahrscheinlich sinds eben auch oft drückerkolonnen, aber ob das die maßnahme ist? zumal es doch eh schon so ist: gibt ja so gut wie nie jemand was im zug / straße etc, so meine beobachtung. aber ist nur meine.

    geiger, das heißt, bei uns darf man sitze zersägen? sollen wir heute mittag die holzfäller wm auf der linie 6 schwabstraße -> weil der stadt nachspielen?

  4. says: giano

    @martin: ne, ist sicher nicht die maßnahme, da gebe ich dir recht. zeigt vielleicht eher die hilflosigkeit der vvs. ich sehe aber wirklich fast jedes mal jemand, der geld gibt – meistens sind das aber nicht die jüngeren, die das akkordeon feiern, sondern eher unsichere leute, die sich bissl genötigt fühlen. zumindest mein eindruck.

  5. says: Christian

    Naja, ich finde das verbot ok. Auf meinem Heimweg ist regelmäßig ein Geigenspieler unterwegs und das Geigengequitesche mag ich nicht unbedingt – Mir wird es also quasi für 15minuten aufgezwungen, bei denen ich lieber meine eigene Musik hören würde, was aber vom gequitsche übertönt wird.

  6. says: martin

    versteh ich voll und ganz, geigegquitsche eher schwierig 🙂 nur welches verbot findest du okay? keine musiker in der bahn oder ihnen kein geld geben? und bekommt er von anderen fahrgästen geld?

  7. says: Gerharda

    Hallo Martina,

    es heißt Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart, daher: Der VVS, nicht die VVS. Zugegeben, sehr kleinlich. Ähnlich kleinlich: Der VVS erbringt keine Nahverkehrsleistungen, das machen z. B. SSB (f.) und DB (f.). Daher hat die Probleme weder die noch der VVS, mit Ausnahme der armen Teufel(innen), die an der Hotline sitzen. Und im Übrigen: Die Piktogramme sind nur die Verbildlichung dessen, was jeder, der in Bus oder Bahn einsteigt, sowieso mit dem Einstieg akzeptiert: Die Beförderungsbedingungen. Erstaunlich, wie wenige sich drum scheren, was da drinsteht. Die meisten sind da halt nicht so kleinlich…

    Schöne Grüße

    Gerhard.

  8. says: martin

    geil alte! für mich bleibts die vvs wie: der blog. aber thanks und du hast recht. ansonsten: halte mich gerne an die beförderungsbedingungen (außer füsse einmal im jahr), ehrensache, und die Nummer wohin mit meinen geld an welche künstler.

  9. says: Martin Sp.

    Der oder die VVS? Also für mich: der Laden, der es nicht schafft der DB in Sachen S-Bahn mal die Leviten zu lesen. So, musste raus. Weitermachen, gibt nix zu sehen.

  10. says: martin

    hm, das ist zwar auch richtig, aber fast bissle zu einfach oder? da sassen doch neulich alle an einem tisch. bestellen ist das eine, aber richtig durchführen das andere oder?

  11. says: peter

    Die VVS ist der größte Mistladen den es gibt.

    Was die mich schon Nerven gekostet haben und das hat ausschließlich mit den Dingen zu tun die über die herkömmliche Beförderungen hinaus gehen.
    StudiTicket war mein ganzes Studium der übelste Pain, selbst off-season steht man minimum 40 verfickte Minuten an egal ob Hbf, Stadtmitte oder Charly. jaja klar mittlerweile auch alles Online und so außer für Uni Stuttgart Studenten – allerdings 5 Jahre zu spät.

    opfers – ich hasse euch.

  12. says: se

    obwohl ich häufig mit der vvs fahre, hab ich noch nie einer musikalische liveuntermalung beiwohnen dürfen. bin jetzt n bissle neidisch 😉
    und martin, panflöte vor akkordeon in deiner instrumenten-best-of? wtf?!

  13. says: Gerharda

    @martin:
    Du hast schon recht. Aber der VVS bestellt weder, noch führt er durch. Im Gegensatz zum Verbund in Karlsruhe, um mal ein Beispiel zu nennen, ist der VVS mehr in einer Funktion, der Verwaltet und die Tarifdinge regelt und hat wenig Durchgriff auf die Verkehrsunternehmen. Da gehts zum Beispiel auch drum, ob Göppingen auch in den Verbund kommt und wenn ja, wer dann wieviel wovon bezahlt (denn plötzlich verkaufen ja auch Göppinger Busunternehmen VVS-Fahrausweise, mit denen man in Stuttgart Straßenbahn fahren kann; darf er dann trotzdem die Einnahmen behalten?). Auch organisatorische Fragen bearbeitet der VVS, z. B. wie ein verbundweites Nachtnetz aussehen kann und sollte etc. Auch der von Peter genannte Verkauf von Tickets und die Werbung. Oder Fragen wie: Was kostet es den Veranstalter, ein Kombiticket für ein Konzer von xy zu machen… Es ist sicher nicht einfach, aber für die S-Bahn sind wirklich in erster Linie DB und Region zuständig.

  14. says: martin

    richtig, nur: für die nutzer sollen die zuständige den laden einfach wieder zum laufen bringen. und für die meisten leute da draußen wird der/die vvs der/die ewige buhmann buhfrau bleiben.

  15. says: Kollege Geiger

    Es gibt die schöne Geschichte von Phil Collins – Gerücht oder nicht: der ist wohl damals als er in der Schleyerhalle gespielt hat, mit der U11 statt mit der Limousine vom Interconti zum Soundcheck gefahren . Hätte man dem denn theoretisch ein paar Münzen geben dürfen?

  16. says: cHiller

    Ist das Verbot nicht eher auf das Betteln bezogen? Die „Übeltäter“ auf den Piktogrammen sind immer die dunkelblau dargestellten, daher ist meiner Meinung nach eher das Betteln verboten.
    Ob du dann Geld gibst oder nicht sollte weiterhin dir überlassen bleiben. Ist ja auch nicht verboten sich auf zuvor beschmutzte Sitze zu setzen…

  17. says: martin

    kann man auch so deuten. nur bild eins zeigt eben den spieler der dem fahrgast einen hut hinhebt und drunter eben groß der hut mit reinfallenden münzen durchgestrichen. er hebt ja schon den hut hin, dann müsste das schon durchgestrichen sein oder?

    zu der „kein geld geben“ version passt auch der artikel von giano weiter oben, und von der theorie nicht spenden soll demotivation verursachen.

    das dunkelblaue zeigt ja immer was man nicht tun soll – in dem fall meiner meinung nach eben nicht münzen in den hut werfen

  18. says: Gerharda

    Mädels kommt mal runter. Es gibt hier nichts zu deuten oder so. Schaut einfach mal hier rein: http://www.ssb-ag.de/files/befoerderungsbedingungen.pdf , besonders §4. Man darf nicht musizieren, nicht betteln, keine Dienstleistungen und keine Waren anbieten und keine Sammlungen durchführen. Zum Beispiel, und zu dem, worums hier geht. Ganz simpel. Vom Geldverschenken steht da nix, also darf man das nach Gutdünken. Nochmal: Wer Einsteigt, akzeptiert das, und wer dagegen verstößt, der ist im Unrecht.

  19. says: martin

    na ja gerhard, passt ja alles mit diesen befördungsdingern, nur das piktogramm suggeriert mir nur eben und scheinbar anderen leuten, dass man kein geld in den hut werfen soll. vielleicht einfach unglücklich gestaltet?

  20. says: afro-dieter

    Also wenn ich das Piktogramm richtig deute, darf man keine 1er und 2er geben, was auch viel zu viel wäre – Ich würde max 50 Cent geben. Und auch nur, wenn man mich umgehauen anstatt genervt hat, z.b. so: http://www.chilloutzone.net/video/kurt-cobain-in-russischer-u-bahn.html

    In der S-Bahn darfst du technisch gesehen gar nichts mehr – Ausser ohne Beinfreiheit sitzen und Anschlüsse verpassen… #Bevormundungsoverkill

    Wie wäre die neue Kampagne „Geht euch nicht auf den Sack“?
    Gilt dann aber für alle, Hilfssheriffs, Reindrängler und Sbahnpöbler 🙂

  21. says: eltourette

    gerharda scheint bös zu sein, kommt ja nix mehr. ip check wär mal interessant, schätz mal da kommt man am ende bei ner o.ä. agentur raus.

    zum thema beförderungsgedöns:

    Von der Beförderung ausgeschlossene Personen
    (1) Personen, die eine Gefahr für die Sicherheit oder Ordnung des
    Betriebes oder für die Fahrgäste darstellen oder den Anordnungen
    des Betriebspersonals nicht Folge leisten, sind von der Beförde-
    rung ausgeschlossen. Soweit diese Voraussetzungen vorliegen,
    sind insbesondere ausgeschlossen:
    1. Personen, die unter dem Einfluss alkoholischer Getränke oder
    anderer berauschender Mittel stehen,

    …ahahaha. ich sag nur wasen. wird ja super durchgesetzt. schon klar, leute die mir auf die schuhe kotzen und rumpöbeln sind okay solang se zahlen, aber musik machen is schon echt ne nummer zu hart.

  22. says: Martina

    Ist ein sehr krasser Beitrag, der mich doch etwas schockiert (nein, nicht nur der Akkordeon Mann). Aber ich bin vor etwa 15 Jahren ausm Badische an die Nordsee gezogen und hier gibt es nur Dörfer – ich bin vielleicht zweimal im Jahr in der Großen Stadt – das aber mehr im Urlaub, da fällt sowas garnicht auf. Tja, so weit sind wir also schon … verprügeln ist nicht verboten, aber Musik „unterstützen“ schon. Verkehrte Welt … *sigh*
    Viele Grüße von der Küste na ‚Sturgart‘ 🙂
    Martina

  23. says: JensOmatic

    Euer Beitrag geht doch leider total am Thema vorbei, was ihr bemerkt hättet, wenn ihr euch das Icon mal genau angeschaut hättet: an den verorgelt krummen Noten sieht man nämlich, dass man dem Akkordeon-Mann nur nix geben soll, wenn er total scheps spielt – dem heiter-begabten Quetschkommoden-Virtuosen darf man weiterhin locker die Fuffies rüberschieben. Qualitätsmanagement by VVS. So versteh ich das zumindest.
    Fuhr neulich übrigens zum ersten Mal in dieser S-Bahn, die Stuttgart mit Mannheim (Uffbasse!) verbindet und von der ich nicht mal wusste, dass es sie gibt, denn ich hatte den üblichen Nahverkehrszug erwartet, der mich in die Heilbronx bringt. Da ist auf jeden Fall die Thematik wohl ne ganz andere, es hängen nämlich NUR Schilder im Waggon, die darauf hinweisen, wie man sich bei Schlägerei oder Überfall verhalten soll, keine Kirchen- oder Augenlaser-Werbung, sondern immer wieder Notfall-Nummern. It’s halt doch ein anderes Pflaster and nothing but a G-Thang.

  24. says: JensOmatic

    Ja, wie gesagt, mir war die bisher auch fremd. Wollte aber unter den ganzen Rhein-Neckar Gangstern nicht als Opfer herausstechen und hab deshalb auch so getan, als sei’s das normalste von der Welt hier jetzt drinzusitzen.

  25. says: JensOmatic

    Nö, definitiv kein Express. Bis HN fährst Du ne Stunde mit Stopps in Metropolen wie Walheim oder Lauffen, ich schätze mal bis Monnem dann starke 2 Stunden. Im Vergleich zum ICE, der ja 30 Minuten braucht gibt einem das natürlich genügend Zeit, um auf dumme Ideen zu kommen, wie z.B. jemanden überfallen oder zusammenschlagen – vermutlich deswegen die Schilder. Lustig auf jeden Fall der Streckenplan im Wagen, auf dem Stuttgart als kleiner schwarzer Stopp unten rechts im Eck drauf ist – optisch so bedeutend wie, sagen wir mal, Haltestelle Beutelsbach.

  26. says: Martin Sp.

    Die alten fahren immer noch. Also diese Buntline zwischen Stuttgart und Würzburg. Sonst fahren zwischen S und Mosbach-Neckarelz Doppelstockwagen. Und Richtung KA glaub 425er. Alles ohne Gewähr, ändert sich gerne nach einsetzbarem Material. Vor Jahren fuhren z.B. mal Wagen der SBB zwischen HN und S. Waren superbequem.

  27. says: JensOmatic

    Konnte das Typenschild leider nicht lesen, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, nicht überfallen zu werden, ausserdem hat mir der Akkordeonist die ganze Zeit laut ins Ohr gespielt. Das sollte verboten werden.

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