Ausflug durch das Remstal: Radtour nach Schorndorf

(Nachbau Schorndorf im Studio Babelsberg/Berlin) 

Grandioses Ausflugswochenende, Geiger beim Fubes in Heidenheim, ich auf Tour de Großraum, Etappe nach Schorndorf, viele Sprintwertungen, kaum Punkte fürs Bergtrikot und sowieso keine Bergankunft. Schorndorf kickt übrigens in der Kreisliga B1 und steht aktuell auf dem vierten Tabellenplatz, heißt also Champions League Quali.

Hab, wie schon paar Mal gesagt, meinen Sporthorizont im wahrsten Sinne des Wortes erweitert. Nicht nur das Gerät sondern auch die Distanzen. Nochmals Kurzfassung: Vergangenen Frühherbst Zeh gebrochen und als Laufersatz ein Rennrad gekauft. Kein Sport ist Mord, brauch das, muss was tun, sonst funktioniere ich nicht. Rennrad kaufen wäre sowieso dieses Jahr auf dem Plan gestanden, zum einen als Laufausgleich, zum anderen weil ich meine zwei, drei, vier Laufstrecken (manchmal) nicht mehr sehen kann und zum dritten weil ich sowieso schon immer ein Rennrad haben wollte. Kleinerjungentraum. Jetzt fehlt nur noch die große Lego-Eisenbahn.

Man erweitert im Vergleich zum Laufsport ganz fantastisch seinen Aktionsradius, in meinem Fall von (aktuell) 15 bis 20 Kilometer zu Fuss auf (aktuell) gute 80 mit dem Rad. Da kommt man rum, da sieht man was. Wollte ursprünglich im Frühjahr einen zusammenfassenden Post bringen, hatte mir schon die Megaüberschrift ausgedacht, wie z.B. „Der Großraum“ oder „Die Region“, unfassbar, aber zu viele Eindrücke auf einmal, also ab jetzt unregelmässig Großraum-Blog en Detail.

Neue Zielgruppen erschließen. Filderstädter, Esslinger, Plochinger, Bietigheimer, Marbacher und Schorndorfer, wir kommen jetzt zu euch. Mit viel Liebe und vom ganzen Herzen. Und gerne auch mal mit Warnweste und Blitzjacke. Und keine Angst: Wir sind schnell wieder weg.

Und das geht so: Ich überlege mir einen Zielort, den ich nicht kenne, und ich kenne bzw. kannte bis Herbst letzten Jahres eigentlich so gut wie keine Ortschaften umliegend von Stuttgart (nicht böse gemeint, ge), schau auf Maps nach ob das machbar ist und dann fahr ich da halt hin.

Da ich am Freitagabend in der Corso den DJ-Kollegen Busted (?) aka Rene aus Schorndorf kennen gelernt habe, war das nächste Ziel geritzt und die Vorfreude groß: Schorndorf Alda! So hab ich es am Samstagmittag getwittert. Und ne Whatsapp Gruppe erstellt mit Thorsten und Tobsen drinne, ob sie mitkommen wollen. Thorsten war wohl verplant und Tobsen schon ziemlich erledigt vom Fixie-Schieben vom Palast zum Todi’s. Da sass er auch in der Sonne und hat auf seine Currywurst gewartet. Hat mir Props für meine Oberschenkel gegeben und dann bin ich abgedüst.

Zunächst bisschen Schönwettergeeier durch den Park in Richtung Cannstatt, dort am Bahnhof und diesem Carré-Dings entlang und dann hoch nach Fellbach, fast bis zum echten Mexikaner aber dann doch an der Alten Kelter oder wie das heißt vorbei. Da kann man dann auch den Kappelberg hochklettern, aber der fickt dich voll, ey. Wirklich.

Hab ich mir heuer erspart und bin dann direkt weiter nach Waiblingen, mehr oder weniger an der B14/B29 entlang, bis man in Waiblingen bei so einem Sportplatz und der FSV Vereinsgaststätte aufschlägt, war gerade auch ein Spiel lief.

Von da an ist Schorndorf ziemlich gut ausgeschrieben (noch 19 Kilometer) und von da an kann man auch gut reintreten. Alles flach, relativ gute Wege, selten wellig und wenig Schlaglöcher, vielleicht etwas zu viele Kurven und Zickzack-Chichi, aber wenn man die Strecke ein paar mal gefahren ist, geht das glaub noch etwas besser. Weiterhin ist man so gut wie alleine auf weiter Flur. Einzige Konkurrenz sind ein paar Inliner. Genauer gesagt ist Inline-Skating im Remstal schwer angesagt.

Zwischen der B29 und der Rems kommt man durch Weinstadt, Beutelsbach, Remshalden und Winterbach, wobei ich ehrlich gesagt kaum realisiert habe, wo ich gerade genau bin, sondern eher nach dem nächsten Schorndorf-Schild Ausschau gehalten habe – und nach Peter Hahn natürlich.

Voll der Schock, wusste gar nicht, dass der Modezar (Fashion-Magazin-Floskeln for Life) von hier ist. Residiert am Peter-Hahn-Platz 1, natürlich. In Winterbach. Da freut man sich garantiert über die Gewerbesteuereinnahmen. Marmorzebrastreifen (Sindeflinger Legende) hab ich allerdings keine gesehen. Entweder sind die Winterbacher aufm Boden geblieben oder ich war halt zu Blitz und folglich nach gut 1:30 h in Schorndorf (Alda). Jaja, geht garantiert schneller, aber ey in Stuttgart war viel Stau!

Wenn man mit dem Rad reinfährt sieht man als erstes ein riesiges altes Backstein-Gelände mit einem riesigen Schornstein. Der gemeine Radtouri kombiniert sein gefährliches 1/16-Wissen und denkt sich klar, Schornstein in Schorndorf macht Sinn. Daher der Name. Ich folge dem Schild „Daimler-Carré“, weil ich Carrés prinzipiell total geil finde, weil ich ja aus der Carré-Stadt komme. My Home isch my Carré. My Carré isch my Castle.

Wo das Daimler-Carré dann letztendlich war, keinen Blassen, hab dafür die Bikes-N-Boards-Zentrale am Bahnhof entdeckt. Sah beeindruckend aus, denn auf der Glasfassade waren wichtige Schorndorfer Ereignisse zu lesen (Stadtgründung, Rathausbau, Carré-Bau, erster DJ-Gig von Emilio etc.). Spässchen, die Schorndorfer, dachte ich mir, alle Achtung!

(Bild nicht von mir. Aber das haben sich die BnB-Jungs verdient, sind wirklich freundlich in der Tübingerstraße. Und in Schorndorf bestimmt auch.) 

Dann in die Altstadt eingebogen, von der der Rene schon meinte, sie wäre echt schön. Hatte er recht, ich war wirklich sehr überrascht und Boss fühlt sich scheinbar auch wohl.

(Neuer Fototrend: Incoming Kinderwagen. Wer startet einen Tumblr?) 

An diesem Bauzaun hab ich mein Rad angelehnt und bin abgestiegen. Ein paar ältere Herrschaften meinten im Vorbeigehen, dass es da hinten zur Dopingkontrolle gehen würde. Bin ja nicht so und sowieso Gast in Schorndorf und somit auf den voll amüsanten und überaus innovativen Scherz eingegangen und hab gesagt, dann geh ich mal an die Wand pissen.

Allgemein schwebte an diesem Mittag so eine schwäbisch-mediterrane Leichtigkeit über das Pflaster. Hätte ich nicht gestunken, hätte ich mich wahrscheinlich noch kurz in eines der Cafés gesetzt oder ein paar Läden erkundet, einer davon hieß ohne Scheiß No Tabus. Das Angebot ist klar oder?

Wollte aber nicht auskühlen (und hab eben höchstwahrscheinlich gestunken) und bin dann mehr oder weniger auf der gleichen Strecke – mit einem kleinen Bogen durch Endersbach – zurückgebrettert. Triumphale Einfahrt in Cannstatt. Trikot immer zu machen kurz vor dem Ziel, klar. Sponsored by Getränke Residovic und Peter Hahn. Gesamtfahrzeit 3:15h, 80 Kilometer. Da lacht zwar der Joe, mir hat es aber trotzdem gereicht.

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21 Comments

  1. says: LKTRSNDY

    Toller Bericht. Vor meinem geistigen Auge konnte ich dich regelrecht um die Kurven fehren sehen. 😉

    Ich muss diese Woche auch unbedingt meine Bremsen reparieren. Hab nämlich keinen Bock mehr auf U und S-Bahn.

  2. says: Jochen

    Cool, da lauf ich glaub mal hin! Zielsuche geht bei mir im Prinzip genau gleich, nur dass ich schon auch paar Neschter im Großraum hier kenne.
    Letzte Woche bin ich von Bietigheim nach Freiberg/ N. und dann von da an immer am Neckar entlang bis Heilbronn, is auch ne schöne Strecke und man ist weitgehend alleine mit der Umgebung, hat richtig was meditatives! Nur als ich nach 10 Stunden dann endlich in Heilbronn war haben die Füße gebrannt wie Hölle, war dann froh im Zug aufm Heimweg sitzen zu können.
    Nach Waiblingen bin ich vor paar Wochen auch mal gelaufen, auch ne schöne Altstadt und gemütliche Cafes, Von Ost durch Cannstatt und Fellbach immer gerade durch schafft man’s in knapp 2 Stunden.

  3. says: Jochen

    War früher als Kind mal mit Papa in Schorndorf, hab auch sofort gedacht „ja klar, Schornstein – Schorndorf“! 😀
    Hab mich da echt voll selbst drin erkannt grade und das ist auch zugleich meine stärkste Erinnerung an Schorndorf, war seither nämlich nichtmehr da.

  4. says: afro-dieter

    Also zum Auslachen is das echt nicht, für 80 km brauch ich aufm Mtb nen ganzen Tag und bin danach faltbar. Oder gibts hier noch einen Rennrad-Epo-Joe? 😉
    Kessel-Umrundung 2012 ftw!

  5. says: Martin Sp.

    Zu meinen besten Zeiten bin ich mal die 80km von HN nach HD auf der Bundesstraße gefahren mit nem 24er Schnitt. Mit dem Lieger. Mein Kumpel war mit seinem niegelnagelneuen Renner dabei und hat gezogen. Ich war danach sowas von platt. Und das war flach!

    Kessel-Umrundung? Radel-Thon? Wollt ich schon immer mal an einem Tag machen.

  6. says: afro-dieter

    Radel-Thon, aha. Kann man sich ja mal die Strecke abkupfern.
    Schonmal jemand gemacht? Müssen halt ne zivile Version draus machen.

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