Auch das noch: Schwarzfahren in Stuttgart wird teurer

Kessel_Schwarzfahrer

(Foto: Jutta Von Teese, Jung Und Matt, Heslach/West)

Eigentlich hatte ich eine Mörderstory in der Pipeline: „Was deutsche Urlauber jetzt über ihren Irak-Urlaub wissen müssen“. Chef meinte aber, der Story fehle es eindeutig an Erotik und einem echten „Aufreger“. Gekippt.

Hier also die Breaking News zum 1. Juli: Schwarzfahren bei der VVS kostet ab jetzt 20 Euro mehr. Macht somit 60 Euro. Die Deutsche Bahn AG erhöht den Tarif laut StZ allerdings erst zum 1. August.

Womit wir uns erstmals in der jüngeren deutschen Geschichte den Monat im Kalender anstreichen können, in dem uns die Deutsche Bahn AG tatsächlich etwas geschenkt hat, oder wie Milaneo-Stammkunden sagen: „Geil, zwei Mal schwarzfahren und 40 Euro gespart. Kauf’ ich mir was Schönes von.“ Das internationale Bankwesen funktioniert ähnlich, wenn ich das richtig verstanden habe.

Mir ist das trotzdem rille. Ich hab mal knap 90 Euro fürs Schwarzfahren bezahlt, weil ich stinksauer war. Bin um 8:48 Uhr mit meinem 9:00 Uhr Ticket aufgeflogen. Ich empfand das als doppelte Strafe. Erstens weil ich um diese Uhrzeit selten aus freien Stücken Bahn fahre und zweitens, weil ich mich derart früh am Tag wirklich nicht in der Lage sehe, die Beförderungsbestimmungen meiner Monatskarte kritisch zu hinterfragen. Da bin ich im Regelfall komplett damit ausgelastet, geradeaus zu laufen und mich daran zu erinnern, wohin denn überhaupt. Rauchen vielleicht noch. Geht immer.

Innerlich ausgetickt bin ich erst als mich der Kontrolleur fragte, ob mir überhaupt klar sei, dass ich eine „ernste Straftat“ begangen hätte. Um meiner Wut über diese Anhäufung an Ungerechtigkeiten Ausdruck zu verleihen, habe ich die 40 Euro Strafe einfach nicht bezahlt. Einem der zahlreichen Mahnungsschreiben zeigte ich sogar den Mittelfinger. Mehr muss ich über mich auch nicht wissen.

Der Milchmädchenrechnung, Schwarzfahren würde den VVS jährlich um 16,4 Millionen Euro prellen, möchte ich allerdings mit allem Nachdruck widersprechen. Nicht jeder, der sich beispielsweise eine Platte von Kraftklub illegal herunter lädt, hätte die schließlich auch automatisch gekauft. Da ist eh immer nur das eine Lied drauf.

Man könnte das zum Beispiel als Werbekosten für potentielle Kundschaft abrechnen. Schnupperangebot, kostenloser Probemonat oder etwas in der Art. Richtig im Arsch bist du eh erst, wenn man die Platten nicht mal mehr kostenlos downloaden will.

Ich bezweifle auch, dass die Tariferhöhung für Schwarzfahren tatsächlich als Abschreckung für potentielle Straftäter dient. In einigen Staaten der USA bringen sich die Leute ja trotz der Todesstrafe weiterhin gegenseitig um.

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3 Comments

  1. says: martin

    „Nicht jeder, der sich beispielsweise eine Platte von Kraftklub illegal herunter lädt, hätte die schließlich auch automatisch gekauft. Da ist eh immer nur das eine Lied drauf.“

    hahahaha

  2. says: katjuscha

    Da haben uns die Österreicher was voraus: 103 Euro kostet das „VIP-Ticket“ das man lösen muss, sobald man ohne Karte erwischt wird. Zahlt man nicht innerhalb von drei Tagen, wird’s noch teurer. Das gilt allerdings nur tagsüber, denn – so viel Schmäh muss sein – seit ein paar Jahren gilt folgendes Prinzip: Wird man nachts ohne gültigen Fahrschein erwischt, kann man bei den Nightlinern nachlösen. Zum Normalpreis. Hilft allerdings morgens um 8:48 Uhr nix…

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