8 Elefanten. Die große kessel.tv Gerber Baustellenbesichtigung.

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Im Bild: die offizielle Freigabe des letzten Bauabschnitts durch Experte Elbert.

„Liebe GERBER-Interessierte,

wir bestätigen Ihnen hiermit den von Ihnen gewünschten Termin für die Baustellenführung und bitten um pünktliches Erscheinen am Treffpunkt , GERBER-Baustelle, Sophienstraße. Im Showroom links im Erdgeschoss. Die Führung ist für Sie kostenlos.“

Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Denn GERBER-Interessierte – that’s what we are. From the bottom of our hearts. Das Gerber liegt uns schließlich näher als das Milaneo und das nicht nur bei Google Maps.

Eigentlich ging’s bei der Anmeldung ursprünglich mal darum, zu blödeln. Dahin zu gehen, wo es weh tut. Zwei Investigativ-Hörste auf den Spuren des großen Stuttgarter Ermittlers Eitel. Wir haben allerdings die Versuchsanordnung unterschätzt:

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Gib zwei Jungs zwei Bauhelme, vier Gummistiefel und die Möglichkeit auf einer XXL-Baustelle durch Pfützen zu stapfen und hinter die Kulissen zu schauen – und sie hören sofort auf zu blödeln (oder zumindest temporär das Projekt total blöd zu finden).

Backstage am Bau. RAM der Baumeister und Kollege Gerber. Geiler als die Grundsteinlegung mit Michi Gädt und Ex-bzw.-damals-OB Schusti Schuster. Hier wächst Stuttgart zusammen – und uns ein Einkaufszentrum ans Herz. Malllove forever.

Wir sind angefixt und euphorisiert. Zwei Skeptiker auf Ecstasy – oder zumindest auf Mörtel. Wir überlegen, zu mieten, zu kaufen oder wenigstens ab September 2014 zu shoppen. Jetzt, wo wir den Arbeitern beim schippen zusehen dürfen. Und das hautnah. In der ersten Reihe wie zwei fleischgewordene Webcams.

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Zur Begrüßung im Showroom hat sich ein internationales Grüppchen aus Neugierigen, Wiederholungstätern („Gell, Sie waren schon bei der letzten Baustellenführung dabei?)“, potentiellen Eigentümern und Bloggern zusammengefunden. Money for nothing, drinks for free & Gummistiefel for rent.

Es folgt eine kleine Beamer-Show. Während ich gierig auf die Gerber-Geschenk-Kits mit Gerber-Kappe und Gerber-Tasse schiele, die aber glaub den Gerber-Ankermietern vorbehalten sind, stellt DJ Elbe zu Beginn noch kritische Fragen.

Der Reporter in ihm geht mit ihm durch und er will wissen, ob denn bei der Zu- und Abfahrt zum Parkhaus eine weitere Spur auf der Paulinenbrücke geplant sei, „damit es nicht zu Rückstau komme“.

Doch der freundliche Bauleiter nimmt meinem Mitbesichtiger mit einem Verweis auf das gebeamte Rendering den Wind aus den kritischen Segeln. Selbstverständlich. Hier wurde an alles gedacht. An H&M, Aldi, Urban Outfitters und an Urban Verkehrsführung.

Im Duell Gerber gegen Karla Kolumna von kessel.tv führt der Gastgeber souverän mit 1:0. Auch den fälligen Elfmeter, „warum denn die Kirche bitteschön weichen musste“, kann der gelernte Abwehr-Spezialist RAM nicht verwandeln. Die Kirche gehöre nicht zum Gebiet Gerber und wurde von anderen Leuten nicht im Dorf gelassen und platt gemacht – wenn ich das richtig verstanden habe. Ich bin viel zu fasziniert, von den gebeamten Zahlenspielen:

Die Pfeiler, die man auf der Gerber-Baustelle in den Boden gerammt hat, entsprechen dem Gewicht von 8 Elefanten, die Leitungen, die man verlegt hat, der Strecke von Stuttgart nach Tübingen und die LKW-Flotte für das abgetragene Material hintereinander gestellt einem Stau von 40 Kilometern.

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Ah jetzt ja. Und wenn man die baff nickenden Köpfe von RAM und Kollege Geiger übereinander legen würde, würde das ein schönes animated-GIF ergeben. Eines, das in den sozialen Netzwerken 25x so viele Klicks erzielen würde, wie die halblustige Seite „Was Stuttgarter nie sagen würden.“

Nie würden sie zum Beispiel sagen: i like Gerber. Es sei denn, sie sind vollkommen verblendet von einer Tour de Baustelle, wie wir zwei. Emotional bin ich zwischenzeitlich mit einem Einkaufszentrum beste Kumpel und als RAM endlich seinen eigenen Gerber-Bauhelm bekommt, da wird auch aus ihm ein Fan. Wir kamen als Kritiker und gingen als Freunde – also fast.

Und als die Projektdame in die Runde fragt, ob einer der Anwesenden Wohnungs-Interessent sei, strecke ich vor lauter Gerber-ist-geil-Gedanken beinahe aus Versehen – inklusive schnipsen und nimm-mich-dran, nimm-mich-dran-Äh-Geräusch.

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In voller Montur gummistiefeln wir dann endlich brav in Zweierreihen wild durcheinander Richtung Tübingerstrasse zum Schwarzen Loch, das später mal eine von zwei Parkhaus-Einfahrten wird.

Baustellentouristen widerfährt unterwegs übrigens das, was normalen Touristengruppen auch passiert: man beglotzt sie fassungslos / kopfschüttelnd / bissle neidisch – weil sie einen attraktiven blonden Audio-Guide dabei haben – und damit einen Wissensvorsprung, der beinhaltet, wo in Zukunft die Camp David LKWs ihre Ware entsorgen abladen werden, was es mit dem „historischen Gebäude“ auf sich hat und wie ein Edeka-Flagshipstore aussieht, bevor man ihn mit Lebensmitteln vollstellt.

Eine gefühlte Frühschicht später sagen wir verliebt tschüss und danke. Schön war’s. Noch ein Nogger to go. Gerber geilon. Wir kommen wieder. Alle beide: Experte Elbe und Gutachter Geiger. Spätestens bei der großen kessel.tv Baggerausfahrt.

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Unter der Plane: Das größte erhaltende Stück der alten Stuttgarter Stadtmauer aus dem Jahr 1560, knapp 20 Meter lang. „Absolutes Heiligtum“, so einer der Expeditionsleiter. Mehr Infos dazu auf der Gerber-Seite

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19 Comments

  1. says: LKTRSNDY

    Was ist das denn bitteschön für eine geniale Reportage! Spannend & informativ. Life und Direkt vor Ort. So wünsch ich mir zeitgemäße Nachrichtenberichterstattung!

    UNd wenn ich mal groß bin, will ich so sein wir ihr!

    😉

  2. says: Boomin Granny

    Wenn ihr nochmal geht, sagt bescheid, damit ich euch sitzblockieren kann, verdammt! (Hab trotzdem gelacht. Malllove forever!)

  3. says: jaytext

    danke, dass ihr uns leser (und ja, fans) so hautnah mitnehmt. und eure begeisterung fürs gerber ist echt ansteckend. werde jetzt jede mittagspause am baustellenzaun rumlungern. reserviert mir bitte einen platz in der ersten reihe bei der feierlichen eröffnungsbandzerschneidung 🙂

  4. says: martin

    aso ergänzend zu kirche, da will die wgv, denen das ganze areal ja gehört, nochmals einen anderen büroturm errichten. (wenn ich es richtig verstanden habe)

    und bzgl den zwei anderen häuser die da noch stehen: eines kommt noch weg und der andere eigentümer wollte nicht verkaufen. man hätte ihn gebeten, sich doch dann ein wenig anzupassen, wenn mal alles soweit ist…

    und das geschichtlich interessanteste, ich glaub ich mach da noch ein bild dazu: da steht noch ein stück (allerletztes verbliebenes?) stadtmauer. heiligtum und absolut unantastbar und bedeutet „ganzer schöner stress beim bauen“ (ungefähre o-ton).

    war bis dato unbekannt dass noch was von der einstigen stadtmauer etwas übrig ist.

  5. says: VanDamme

    Hammer auch mit der Vollausstattung inklusive den (hoffentlich eure eigenen!?!) Gummistiefeln … stellt euch mal vor, ihr hättet heute gebucht!

  6. says: martin

    awa, ausgeliehen von dort. und festgestellt dass ich glaub seit 25 jahren keine gummistiefel mehr angehabt und gummistiefel zum rumlaufen nicht das ware sind.

  7. says: VanDamme

    Nicht persönlich nehmen, aber mir müsste das Wasser bis zur Kniescheibe stehen, dass ich mir geliehene Gummistiefel überstülpen würde … wird ja doch recht schnell recht warm in sowas und erinnert mich ein wenig an das Alibi-Pff-Pff-Spray, womit die Bowling Schuhe im City-Bowling … ähem … nach Benutzung gereinigt werden – nur dass es auf der Baustelle nach Eurem Besuch sicher kein Pff-Pff-Spray gab ;-/

    Aber hey, Ihr tut alles für die Story und das liest man nicht nur – man sieht es in jedem Bild!

  8. says: bernie

    Also ich verfolge ja schon länger Eure Kolumnen. Diesmal muss ich einmal einen Kommentar los werden. Danke für den Bericht. Es sind vom Text her ein paar wahre Gemmen dabei – sehr schön. Helm ab!

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