52 Albums/40: Panasonic „Vakio“ – Ambient Meisterwerk

1996 hab ich angefangen aufzulegen, so Ambient/TripHop-Zeugs. War relativ spontan, ich bin damals mit der Dream Factory-/später Motor City-Posse rumgehangen, hab viel Techno und sonstige elektronische Musik gehört und kleinere Partys veranstaltet. Und irgendwann hab ich gedacht, komm, eigentlich kannst Du doch auch selber bei den Partys auflegen.

Ich war zu der Zeit relativ mittelloser Zivi, deshalb wollte ich aus Budgetgründen eigentlich nicht auflegen. Platten waren schon damals teuer. Aber dann hat mir Carsten (so der Kopf der Dream Factory) einen Stapel gebrauchter Ambient-Platten verkauft, ich hab noch ein paar Platten dazu gekauft und fertig war mein erstes Set.

Und eine der ersten Platten, die ich damals im Humpty gekauft habe, war „Vakio“ von Panasonic. Vier 10″-Platten aus durchsichtigem Vinyl in einer wunderschönen blauen Box. Schweineteuer auch. Aber ich hab mich irgendwie von dem Hype, den es damals gab, mitreißen lassen.

Panasonic waren damals drei Finnen, die sich über das Label Säkhö kennengelernt haben und schon mit ihrer ersten EP „Panasonic“ wohl ganz gut ankamen, denn es folgte ein Live-Gig in London worauf hin sie von Blast First (Sublabel von Mute) gesignt wurden. Das weiß ich alles natürlich nicht selber, sondern von Wikipedia.

Säkhö war damals auch so der heiße Scheiß, am ehesten bekannt ist wohl Jimi Tenor, der auf einem Sublabel von Säkhö veröffentlicht hat, und auch seine Frau Nicole Willis ist dort beheimatet.

Auf jeden Fall haben Panasonic dann „Vakio“ auf Blast First veröffentlicht und damit in der damaligen Techno-/Minimal-Szene bissle für Aufruhr gesorgt. Ich weiß noch, wie alle ins Humpty gerannt und das Ding gekauft haben.

So weit zur Geschichte, die Musik zu beschreiben wird jetzt etwas schwieriger. Minimal trifft es nicht so ganz, es ist mehr experimentelle Elektronik. Zum Teil nur ein oder zwei Töne, die sich dann modular verändern und irgendwann eine Art Rhythmus finden. Aber auch „richtige“ Tracks mit Beat, allerdings bestehend aus nicht viel mehr als Bassdrum und einem Klick oder Ton.

Ich fand das damals unglaublich gut, ich bin wirklich auf den Sound abgegangen. Wie man halt so mit Anfang 20 so eine experimentelle Phase hat. Ich hab das Zeug sogar auch wirklich aufgelegt, im Radio, auf Chillout-Floors und Ambient-Events. Die beatigeren Sachen in Profan-Tracks gemixt, die Töne einfach so laufen lassen. Es gab damals wirklich ein, wenn auch kleines, Publikum für so was.

Wie man schon vermuten kann mussten sich Panasonic später aufgrund einer Klage des Elektronikkonzerns umbenennen und produzieren unter dem Namen Pan Sonic auch heute noch, inzwischen als Duo, experimentelle Musik, und haben auch schon mit Alan Vega, der vielleicht Manchem ein Begriff ist, zusammengearbeitet.

Ich nehme mal an, dass die Box inzwischen als Sammlerstück gilt – das Album wurde auch auf CD veröffentlicht und auszugsweise glaube ich auch als Maxi, aber schon die CD wird bei Amazon für 100 Euro von privat angeboten.

Join the Conversation

29 Comments

  1. says: tobi

    …das wär doch auch mal ne idee für n artikel bei euch…ich&meine lieblingsplatte(bzwCD) wie mann sie bekommen oder gekauft hat,was für ein erlebnis mit ihr hatte oder sonst irgend ne geschichte im zusammenhang mit der platte…fänd ich jut

  2. says: martin

    yeah, aber ob wir das noch in unserer schnelllebigen, hektischen, vollgas zeit nochmals erleben werden – wäre auf jeden fall eine gute gegenmaßnahme. wie hieß das wort? entschleunigung?

  3. says: tobi2

    kommen die artikel dann in regelmäßigem abstand oder nur wenn ihr ne story habt.
    und kann mann euch dann auch story+foto der platte zusenden und ihr nehmt das ggf. für einen artikel?

    grüße aus dem westen

  4. says: martin

    also bis vor weihnachten kamen die wöchentlich ja, die letzten wochen kamen wir da leider nicht hinterher. und ja, wie schon oft aufgerufen, wir freuen uns auf texte. einfach schicken. und beeilen, die serie endet bei 52.

  5. says: Thorsten W.

    Yeah, bring the Chillout-Floor back! Ich wär sofort dabei. So wie der grüne Raum damals im Ultraschall – aber da lief später glaub auch House, oder Ken?

    Ich finde Musik, zu der man nicht tanzen soll, wird im heutigen Nachtleben sowieso unterbewertet. In jeder popligen Bar muss man als DJ ja heutzutage bereit sein, die Leute jederzeit zum Tanzen bzw. Ausflippen zu bringen…

  6. says: tobi2

    schließe mich den meinungen zum thema amient revival an…leg selber downbeat,trip hop etc. auf und damit erreicht man nur noch sehr wenige menschen…
    die stuttgarter wollen halt immer halligalli machen 🙂

  7. says: Ken

    ein ambient bzw. chill out raum würde den meisten clubs sicher gut tun. allerdings ist so etwas heutzutage kaum mehr realisierbar, da man dort ja illegale geschäfte verrichten könnte… dazu noch das rauchverbot etc… – und schwups, hat man die liebe polizei am hals, wenn die wind von der sache bekommt! oder man braucht dafür mehr security. aber dass würde ja kosten und dass wollen die lieben clubbetreiber nicht. obwohl, wenn man dieses jahr bereit ist für ein paul kalkbrenner konzert in der westfalenhalle 30 euro zu zahlen, dann kann man auch wieder in die clubs investieren!

    btw. ich habe meine panasonic noch für 150 euro verkauft aber mehr als so 70 euro sind zur zeit wohl nicht drin, da der markt gesättigt ist!

  8. @ Gregor: Time Warp ? Chill Out ? Floor ? dum meinst die messehalle, in der das licht ausgeschaltet wurde und der einzige sound den man hört aus den tausenden „autschs“ und „kanns nichma aufpassen“ besteht ? DAS ist kein Chillout. Weiss nich wie´s da heute ist, aber auf der Voov experience hatten die immer n ganz es altes Circuszelt mit Ambient und richtiger angmessener Deco.

    Ps : Bring the Chillout Back , ich bin dabei

  9. says: Ken™

    Hab vor kurzem da nochmal reingehört.
    Hat dann doch irgendwie viele Fragezeichen hinterlassen.
    Ich glaube, ich werde langsam alt…

  10. says: Herr Cut

    Hab die mal im Prag live gehört und muss sagen es war sehr anspruchsvoll und eine Belastungsprobe für Hörgang und Anlage.

  11. says: Herr Cut

    Glaub das heute kein Club mehr so laut Macht wie damals. Zum einen weil zum Großteil billige PA’s drin stehen und/oder mit Limiter abgeriegelt sind aber die Pfeiftöne von Pan Sonic, Halleluja

  12. says: Herr Cut

    Zu Chillout, gab es da nicht um Stammheim-Kassel diesen geilen floor mit dieser Riesen liegefläche die aufgehängt war??
    Ich fände das auch geil so nen floor, gibt aber in Stuttgart und Umgebung aber wohl keinen Club der das anbieten könnte im Kontext zu seine Programm und Club

  13. says: Thorsten W.

    Die Diskussion hatten wir damals schon (weiter oben). Ich fänd nen Chillout-Floor mit DJ nach wie vor Bombe. Und wo Platz für ein Bällebad ist ist auch dafür Platz.

Leave a comment
Leave a comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert