52 Albums/45: Alec Empire „Low On Ice“ – Ambient Meisterwerk

Wir hatten es neulich ja hier schon mal vom Thema Ambient und viele Kommentatoren haben mir zugestimmt, dass es grandios wäre, wenn es bei einer Party wieder einmal einen Chillout-Floor gäbe. Mann, wie gern würde ich wieder mal in einem auflegen. Vielleicht bei Stuttgart kaputtraven? Thomas, where you at?

Wie schon oft erwähnt habe ich Mitte der 90er mit Ambient angefangen aufzulegen und tatsächlich den ein oder anderen Chillout-Floor beschallt (bei den Ollis in der Röhre, beim Partysan im Vibration in Forst und sogar im zweiten M1 bei der Alien Nation).

Und eines meiner liebsten und zugleich typischsten Ambient-Alben damals war „Low On Ice“ von Alec Empire, das 1995 auf Mille Plateaux erschienen ist. Ich kenne drei musikalische Gesichter von Alec Empire. Kennengelernt habe ich ihn mit prügelndem Hardcore Techno (so hieß das damals ernsthaft) auf Force Inc..

Am bekanntesten ist er aber sicher mit seiner ehemaligen Band Atari Teenage Riot – ich hab das Konzert damals in der Röhre leider verpasst, muss aber gut abgegangen sein mit poguenden Ravern vor der Bühne (Ken, warst Du auch dabei?).

Atari Teenage Riot haben Techno mit Punk gekreuzt und übelst linksradikale Parolen dazu geschrien – sehr unterhaltsam, z.B. „Hetzjagd auf Nazis“.

Ich hab mir auf den Chillout-Floors oft den Spaß gemacht und als letzten Song bzw. Rausschmeißer wahlweise „Destroy 2000 Years of Culture“ von Atari Teenage Riot oder „Come To Daddy“ von Aphey Twin gespielt. Kurz nachdem sich die Band 2000 aufgelöst hatte starb leider das Bandmitglied Carl Crack.

Die dritte musikalische Seite von Alec Empire hat er auf besagtem Album „Low On Ice“ ausgelebt – und zwar mit astreinem Ambient-Sound in bester Orb-Tradition. Das Album trägt den Untertitel „The Island Sessions“ und wurde meines Wissens live bei einem Festival im isländischen Eis aufgenommen.

Und genau so hört es sich auch an: Die Sounds, Beats und Klänge sind so kalt, dass man sich beim Zuhören am liebsten eine Wärmflasche machen möchte, alles dubbt und wabert vor sich hin dass es eine wahre Freude ist… sehr reduziert, sehr viele Flächen, sehr zurück genommene Beats, sehr schön.

Das Album gibt es inzwischen sogar bei iTunes zu kaufen (als Re-Release von 2001 auf Geist), als Einstieg und Hörprobe sei an dieser Stelle der Track „22.24“ empfohlen, bei dem im Hintergrund sogar ganz dezent eine 303 rumgluckst.

Irgendwann hat Alec Empire auch breakbeatigeren Sound gemacht, weshalb wir ihn mal für eine Breakbeats-Party ins Prag buchen wollten – ich hatte sogar eine Telefonnummer von ihm organisiert und ihm leicht nervös aufs Band gesprochen. Er hat aber nie zurückgerufen.

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8 Comments

  1. says: Thomas

    Atari Teenage Riot hab ich einmal live gesehen, im Douala in Ravensburg. Muss so ca. 1995 gewesen sein. Vor ungefähr 100 Leuten, ich glaub zu der Zeit waren sie in den USA und in Japan schon voll die Stars mit Gold-Album und so. Jedenfalls hab ich glaub noch nie so fassungslose Gesichter im Konzertpublikum gesehen. War aber sehr geil. Alec Empire hat mich seitdem nie wieder richtig los gelassen, mag die Ambient-Geschichten genauso wie die neueren Sachen. War letztes Jahr zum ersten mal auf nem Solo-Konzert von ihm, ist einfach ne coole Sau.

    Aber Chillout-Floor ist eine gute Idee 🙂 Falls sich das räumlich mal bei einer Party realisieren lässt, komm ich auf Dich zurück, Thorsten!

    Apropos ATR. Immer wieder nett: http://www.youtube.com/watch?v=_ab7Dksqfnw

  2. says: neongrau

    Als ich letzte Woche bei FB den Status
    „… hört ATR“
    hatte, wurde ich gefragt ob ich die Allgemeine Türkische Welle höre…

    Leider war ich ’95 mit zarten 14 Jahren wohl noch etwas jung für n digital hardcore Konzert :-/

    P.S.: Come to Daddy als Rausschmeisser zu spielen hat natürlich auch Stil 😉

  3. says: martin

    klingt spannend, das lied ist auch fein. hab den ja eigentlich immer mehr oder weniger ignoriert. leihste mir mal die platte, dann kann ich sie mir auf kassette überspielen?

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