20 Jahre Quadratur des Kreises – 52 Albums/26: Freundeskreis Gesamtwerk

Heute vor 20 Jahren erschien das Freundeskreis Debütalbum „Quadratur des Kreises“, das auch aufgrund der Single „A-N-N-A“ (Platz 6 Deutsche Charts, über 250.000 verkaufte Einheiten) wesentlich tiefer durch die gesamte Bundesrepublik strahlte, als das kurz zuvor erschienene Massive Töne „Kopfnicker“ Album. Das gilt zwar völlig zurecht Meilenstein (wie natürlich auch Quadratur ein Meilenstein ist), nur blieb immer mehr ein „undergroundiger Szenehit“ unter – eben – Kopfnickern. Der Freundeskreis-Sound war auch – bekanntlich – immer etwas offener und vielfältiger als straight Rap. 

Passend zum Jubiläum verkündete die StZ gestern, dass Freundeskreis beim neuen Open Air Festival Konzertsommer am Mercedes Benz Museum auftreten werden  – das erste FK-Konzert überhaupt nach 10 Jahren (2007 zuletzt aufm Open). Mehr dazu wenn morgen der VVK auf www.konzertsommer.com startet und jetzt erst mal ein Re-Post von 2009 (2014 wurde die Serie nochmals neu gepostet). Thorsten stellte damals im Rahmen unserer 52 Albums Serie alle FK-Platte vor. 

So, Halbzeit oder Bergfest, wie meine Freunde bei der Bundeswehr sagen würden. Vor genau einem halben Jahr habe ich zusammen mit Ram diese feine Serie begonnen, und zumindest mir macht sie immer noch mächtig Spaß.

Und zum Jubiläum bring ich doch ein Triple – drei Alben einer Band auf einen Schlag, weil mir alle drei viel bedeuten und ich mich für keins entscheiden könnte.

1997 – Quadratur des Kreises

Von hinten wie von vorne – wie soll man 1997 auch am Freundeskreis vorbeikommen? Wobei ich schon vor dem großen A.N.N.A.-Hype von Freundeskreis gehört hatte: Mein Bruder war zur gleichen Zeit Zivi beim Jugendhaus e.V. wie Max, und auf MTV lief in einer HipHop-Sendung das erste Video zu „A.N.N.A.“ – das an der Ecke Schwab-/Rotebühlstraße (Kaba-Sound) gedreht wurde, wo ich zu der Zeit gewohnt habe.

Bekommen hab ich das Album tatsächlich, als ich mit meinen zwei Kollegen für unsere Sendung beim Freien Radio für Stuttgart Interviews im damals noch neuen und hippen Medienhaus gemacht habe – von Silke Janle bei Four Music, deren Nachfolger ich später werden sollte.

Die prägendste Erinnerung aus der Zeit ist aber sicher, wie schon an anderer Stelle erwähnt, der Auftritt von Freundeskreis bei red dog geht gassi (als es bei „immer wenn es regnet“ angefangen hat zu regnen), aber auch sonst war das halt dieses Stuggi-den kenn ich vom weggehen-Gefühl.

Musikalisch hat dieses Album absolut zu Recht den Ruf von Freundeskreis als eine der besten HipHop-Bands der Republik begründet – erwähnt werden sollten auf jeden Fall „Wenn der Vorhang fällt“ mit einem der besten Musikvideos ever, „Telefonterror“ mit Cassandra Steen, „Leg Dein Ohr auf die Schiene der Geschichte“ mit Video in der Buchhandlung Niedlich und die lustigen Skits.

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1999 – Esperanto

Das Album, mit dem Freundeskreis zu Superstars wurden. Zu der Zeit habe ich bei Prinz gearbeitet, und wir haben den Hype natürlich mitgemacht und -getrieben. Einer meiner ersten Jobs bei Prinz war der Besuchs des Abschlusskonzerts der legendären Kolchose-Tour in der Messe Killesberg. Vorn dabei im Fotograben.

Später hat uns dann die oben genannte Four Music Pressechefin Silke Janle die Single „Esperanto“ vorab in der Redaktion vorgespielt – und ich war nicht gleich begeistert, irgendwie fand ich sie bissle lahm.

Doch bald hab ich das Album als das Meisterwerk erkannt, das es ist. Musikalisch für mich noch ein Schritt weiter, Instrumentierungen, die es bis dahin im deutschen HipHop noch nicht gab und Texte, die etwas gereifter waren als auf dem ersten Album.

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2000 – En Directo

Im Jahr 2000 hatte die Popularitätswelle Freundeskreis überschwemmt, und nach einer albernen Geschichte in der Bravo brachte Max mit der Vinyl-Maxi „Exklusivinterview“ seine Abneigung gegenüber der Presse zum Ausdruck. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde ich Presse Promoter bei Four Music.

Bald stand die Produktion eines Freundeskreis Live-Albums auf dem Plan – inklusive aller Allstars aus dem FK-Umfeld. Das Album wurde während einer ausgedehnten Tour aufgenommen, und ich durfte bei einer Reihe wirklich fantastischer Konzerte dabei sein.

Am Rande der Konzerte und Festivals schafften wir es sogar, Max zu ein paar ausgewählten Interviews zu überreden, nur eine Titelgeschichte im Musikexpress (eine Titelgeschichte, der Traum jeden PR-Hansels) blieb mir aufgrund von Max‘ Unwollen verwehrt.

Besonders Spaß hat allerdings gemacht, zusammen mit Max die Booklet-Texte für das Album zu schreiben. Wir sind so manche Nacht im Büro zusammengesessen, und eine Schreib-Session beim damaligen Freundeskreis-Manager Günne zu Hause mit ihm und Max ist in einer ausgiebigen Partie „Siedler“ geendet.

Das Ergebnis war nicht nur ein schöner Text im Booklet – auch das Album ist ein wohl einzigartiges Musikdokument mit Künstlern, die in dieser Konstellation wohl nie wieder zusammen auftreten werden (der FK-Stamm Frico, Max und Philipe plus u.a. Joy Denalane, Déborah von Sens Unik, Sékou, Gentleman und Afrob).

Nicht nur die live exzellent variierten Interpretationen der FK-Klassiker sind hörenswert, auch „live gesampelte“, d.h. nachgespielte Zitate aus anderen Klassikern aus der HipHop-Geschichte sind grandios.

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