Suite 212 schliesst zum 29. Juni

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Auf den Tag genau nach 14 Jahren schließt am Montag, 29. Juni 2015 die Suite 212. Die folgenden zwei Monate soll die Location noch am Freitag- und Samstagabend (evt. auch donnerstags) für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden, so lautet zumindest aktuell der Plan. Im Anschluss soll Systemgastronomie einziehen, unter anderem ist ein Burger King im Gespräch.

Wer letztendlich genau den Laden übernimmt, hänge aber von verschiedenen Faktoren ab, betont Suite-Betreiber Lutz Metzger, unter anderem auch von seinem Vermieter. Sicher sei nur, dass kein lokaler Gastronom oder gar Theo-Mitbewerber, was auch schon mal die Runde machte, in die Fußstapfen der Suite 212 tritt.

Metzger will danach das Projekt Apotheke am Eugensplatz in Angriff nehmen und in einen Gastronomiebetrieb verwandeln. Den Spot hat er sich schon vor längerem gesichert.

In den 14 Jahren hat sich sowohl das Nachtleben im Allgemeinen sowie die Straße (schon längstens natürlich) im Speziellen verändert. Die letzten Jahren auf der Theo waren eher schwierig. Gerade in der Zone schlägt die typische Freitag-Samstag-Problematik (gefühlsmässig) noch mehr zu.

Da rächt sich wohl auch mitunter die programmatische Ausrichtung in Richtung Karneval und marktschreierische Attitüde einiger Läden, die sich schwerlich rückgängig machen lässt, auch wenn mancher Spot aktuell wieder in eine andere Richtung steuert – freitags in der Muttermilch setzt man z.b. seit kurzem auf Deep-House.

Was bleibt von der Suite? Man darf nicht vergessen, als die Suite im Sommer 2001 eröffnete, war das eine Sensation. Oft fiel der Satz, den man eigentlich die letzten zwei Monate auf die Fassade kleben sollte: „Du denkst, du bist nicht in Stuttgart.“ Der ging damals rum wie Schnapsrunden, als die Leute zum ersten Mal in der Suite standen.

Diese Vollverglasung, diese minimale Innenarchitektur, diese ganzen Visualgeschichten und dann dieser wahnsinnige Club oben (DER perfekte Raum!) – das war ein absolutes Brett an Laden damals.

Und es geschah etwas ganz kurioses: Es stellten sich Menschenmassen direkt an diese vielbefahrene Stadtautobahn und süffelten ihre Drinks. Das muss man sich mal vorstellen! Das war Urbanität a la 2001, 2002, 2003 und so weiter. Da war auf einmal Leben, wo kurz davor kein Leben war.

Wir hatten das mal vor längerem hier: Die Suite ist Blaupause und Initialzündung für alles was danach geschah. Zwar gab es schon vor der Suite immer wieder den einen oder anderen Laden auf der Straße, aber letztendlich war die Theo bis zur Eröffnung der Suite eine düstere, sechsspurige Gasse mit leichter Sin City-Atmosphäre. Gerne aufgehalten haben wir uns dort nicht. (Und jetzt noch ein Prosit auf das Tarnnetz im Inner Rhythm Club.)

Nachdem spätestens ab 2005 immer mehr Läden eröffneten und die Partymeile (Touri-Führer-Voice) inhaltlich zunehmend fragwürdiger wurde und bald auf dem Theo-Beipackzettel gerne verächtlich „Schinkenstraße“ stand (sagt heute auch keiner mehr, oder?), hat sich in letzten Jahren kaum einer mehr über die Theo aufgeregt. Ist halt da und ist halt so. Was willst auch machen. Außer vielleicht meiden? Bis auf den einen oder anderen Laden und sowieso die Suite. Da konntest – gerade auch gerne mittags – immer noch hingehen.

Und bevor jetzt geheult wird: Es isch halt so und des isch halt des. Und überhaupt: Wann wart ihr zuletzt in der Suite? Wünsche allen Beteiligten eine gelungene Abschlussrunde.

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35 Comments

  1. says: Jana

    Witzigerweise war ich erst neulich in der Suite – zum Kindersachenflohmarkt, Samstag früh mit Käffchen und Muddis. Noch Fragen? Wie die Zeit vergeht. Damit übergeben wir die Theo dann an die Doppelkennzeichen. Eigentlich hatten sie sie ja eh schon.

  2. says: martin

    ohne die region funktioniert leider das ganze system aus gefühlt 3000 laden nicht mehr, vor allem heutzutage nicht mehr. war früher letztendlich auch schon so, aber heute nochmals anders.

  3. says: Beraternase

    @Martin: Da hast Du sehr recht. Das wird leider bei beim allfälligen Doppelkennzeichenbelächeln übersehen. Es muss für eine Vielfalt an Läden auch genug Kunden geben. Und allein Martin kann mit seinem Schnapskonsum auch nicht 20 Läden ernähren… Trinken für die Subkultur!

  4. says: Marius

    erst die neue polizeiwache, dann tequila bar, dann nen burger king. spart man sich den weg nach gmünd, wenn man mal richtig bäuerlich ausgehen will…

  5. says: no2dara

    Richtig richtig schade… vor allem die Alternative „Burger King“. Wer kann den so viel Quatsch essen oder Schmuck kaufen (Scholz/Sabo)… Echt schade, dass ausgerechnet die Läden die die Stadt in gewissem Maße ausmachen die Segel streichen müssen…

  6. says: Sepp

    Bevor wir hier jetzt auf die Tränendrüse drücken und a la Galao noch einen Hilfsfond gründen, mir geht dieses “ wann wart ihr das letzte Mal dort“ auf den Sack. Jeder entwickelt sich weiter! Der Laden an sich und die eventuellen Gäste auch. Am Anfang ist immer ein Hype, danach, gerade bei solchen Prototypen wie das 212 , sind es die Klassiker, und wenn der Laden nicht mehr rentabel ist, wird er halt geschlossen. So ist das Leben, oder will mir irgendjemand sagen, das er immer auch zum Hirlinger ging um Kameras und Batterien zu kaufen. Es ist nun mal der Lauf der Zeit. Und für alle, die jetzt die Sinflut schon sehen und den Untergang der Gastroszene in Stuttgart heraufbeschwören, bleibt cool, es kommt immer etwas Neues , was dann hochgefeiert wird. Und ihr dann auch alle hinströmt und manifestiert, daß dieser Laden Kulturgut der Stuttgarter Gastroszene ist.
    So ist halt das Leben
    Früher fanden auch alle Loddar Matthäus cool, und jetzt?
    Take it easy, don’t hate
    Oder wollt ihr in die Läden gehen, die eure Eltern so cool fanden? Eure Kids bestimmt nicht

  7. says: martin

    dieser Satz richtet sich an die menschen mit Tränendrüse, die jetzt anfangen rumzuheulen (siehe auch fb bei uns), weil ich mir sicher bin, dass viele längst nicht mehr dort waren, aber jetzt eben das ende des nachtlebens beschwören. so war das gemeint.

    ansonsten stimmt alles was du sagst.

    aso, loddar ist immer noch cool. 😉

  8. says: akoe

    ha ha, du willst mir jetzt nicht ernsthaft sagen, daß du burger king schöner als ein zieraquarium findest. 😉 und ich hab dich nicht reingebracht, deine skillz haben dich reingebracht. und in diesem ganzen theater der eitelkeiten & narzissmen warst du der einzige, der immer schön geerdet blieb. dafür hast du bis heute meinen respekt.

  9. says: Thorsten

    Nun ja, schade. Wobei es gefühlt die letzten 2 Jahre schon bergab ging. Ein Burger King als Nachmieter wäre das, was sich die Stuttgarter dann verdienen auf der Heuss ;-).
    Mal gespannt, was da am Eugensplatz entstehen wird.

  10. says: setzer

    Powersatz des Jahres: „Ich hab dich nicht reingebracht, deine skillz haben dich reingebracht“. Hören wir bald auch nebenan auf der Polizeiwache.

  11. says: Bastei

    Schade um die Suite. Aber alles ändert sich mit der Zeit. Auch meine Ausgehgewohnheiten. Mit fast Mitte 30 bin ich nur noch sporadisch unterwegs. Mit spordischen Besuchen finanziert sich jedoch kein Laden…

    Btw. jedes Ende ist auch immer ein Anfang!

  12. says: Sven

    Ich war früher gern in der Suite 212 und werde den Laden in guter Erinnerung halten. Für mich hat die Theo mit dem Barcode angefangen. Im UG lief immer gute Musik und es wurde ausgiebig getanzt.
    Irgendwann ist die Stimmung auf der Theo gekippt…

    Ein Ende ist auch immer ein Neuanfang. In Stuttgart geht es weiter. Ich mach mir da keine Sorgen.

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