Sex mit einem Einkaufszentrum

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„You’re gonna need a bigger boat“ heißt’s irgendwann im Weissen Hai als die merken, dass der Fisch größer ist als das Schiff.  „You’re gonna need a bigger blog“ heißt es gerade hinter den Kulissen von kessel.tv, weil wir zum ersten Mal in der Geschichte so eine Art Testimonial sind. Werbeträger. Celebrities.

ktv – respektive RAM – hat’s geschafft. Zumindest in der Projektentwickler-Szene.

Denn unser Lieblingseinkaufszentrum in spe, Das Gerber, zitiert eine nicht ganz jugendfreie Zeile aus einem kessel.tv Beitrag: Für das Stuttgart-Blog Kessel.tv „das einzige Shoppingcenter, mit dem ich Sex haben will„, für uns ein klares Bekenntnis zum Gerberviertel…- steht da auf der Landingpage des Projektentwicklers.

Und wer hat’s gesagt?

a) JFK?

b) Jay-Z?

c) RAM?

Richtig. Antwort C.

Und so könnte man jetzt auch sagen: Das Gerber. Impulsgeber für die Innenstadt. Der Elbe. Stichwortgeber für das Gerber.

PR-Desaster? Shitstorm? Likestorm? 100.000 views, 50.000 likes oder 20.000 shares? Was nun?

„Ade war schee“ wimmert RAM „ich häng mich auf.“

„Herrlich. Ich werf mich auf den Rücken“ antwortet Setzer und startet sofort eine Petition. Er fordert, dass das Ding künftig nicht mehr „Das Geiger“ sondern „Das Elbe“ heißen soll.

Ich finde ja, RAM bekommt erstmal eine eigene Säule. Der Denkmal-Typie vom Loriot soll gleich mal was gipsen. Dann treffen sich Susi Eisenmann und RAM, setzen Bauhelme auf und tragen sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Anschließend bekommt RAM dann den Michael Gädt Gedächtnispreis für die beste Gerber PR ever. Hoch lebe unser kleiner Markenbotschafter Martin.

Hab mich in Vorbereitung auf diese Zeremonie dann ein bissle digital reingesteigert. Mir sofort den Gerber Newsletter abonniert und das neue Gerber-Magazin runtergeladen. Und ich lese schöne Dinge wie „Die Vorfreude auf das Gerber steigt…Ankermieter wie Hunkemöller, Intersport Voswinkel und Schuhhaus Werdich werden bei uns einziehen.

Na hoppla, war da nicht mal H&M der Ankermieter? Und jetzt dann doch Intersport? Wie wird man denn eigentlich Ankermieter? Und für wie lange? Ich nehme an, das ist so eine Art Wanderpokal und der nächste Ankermieter ist dann das Köfteland. Werdich Schuhe sagt mir übrigens nix. Intersport sagt mir was, aber nix Gutes. Und Trentemöller Hunkemöller musste ich erstmal googlen:

Sexy, romantisch, selbstbewusst. Die Dessous von Hunkemöller sind nicht nur bei Sylvie van der Vaart sehr beliebt, die als Gesicht für das Label steht.“

Noch so ne Markenbotschafterin. Das wird eng bei der Eröffnung. Wenn im Herbst 2014 nicht nur Echsen und Schlangen ins Gerber kommen, sondern auch Sylvie oder zumindest mal Sabia oder Khalid Boularouz.

In Stuttgart haben viele Frauen bisher vergeblich auf einen Hunkemöller Store gewartet“ steht da. Ja – und diese Frauen waren Bärbel Boka, Joycleen Harnik, Ulla Ulreich und die Olle vom Molinaro.

Bissle weitergeschmökert im Gerbermagazin und noch weitere, richtig dufte Artikel gefunden: Der eine etwas kritischer. Stichwort Heisses Eisen, Brisanz, Seitenhieb. „Die neue Marienstraße ist fertig“ steht da. Naja, das war die alte auch, denke ich. „Sie sieht jetzt viel besser aus“ ist da zu lesen und weiter: „Der Belag ist optisch der Königstrasse angepasst.“ So wie das Publikum?

Das Gerber hat sich dabei wohl an den Kosten beteiligt. Aber nicht, dass Pizza Hut, McDonalds und Beykebab jetzt alle raus müssen. Und dafür dann ein Flagshipstore für Fußgängerzonenbeläge reinkommt. Sowas wie die Teppichgalerie, nur in Muschelkalk.

Weiter kündigt das Gerber „Leckeres im Basement“ an. Im Pendant zur Food Lounge den sogenannten Food Halls „wird eine vielfältige Gastronomie die Gerber-Kunden empfangen. Bisher steht fast ein Dutzend Mieter fest, die in das Gerber-Basement ziehen und in den Food Halls mit einem breit gefächerten und innovativen Gastronomieangebot aufwarten werden – es läuft einem jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.“ Oder aber das Wasser im Basement. Je nachdem, wie schlampig gearbeitet wurde.

Die Ankündigung „Bald im Gerber: Kayak, ein Konzept, das es bisher nur in Griechenland gibt“ macht mir dabei ebenso Angst, wie der Satz „Auch Dunkin’ Donuts goes GERBER: die führende Coffee-Bakery-Kette“.

Aber dann ein paar Seiten später finde ich im Gerber-Magazin etwas, das mich beruhigt, besänftigt, einlullt und es kuschelig macht. Cute overload und awwwwwwww bis zum Umfallen. Eine Art Foto-Love-Story mit viel viel Street-Credibility, regionaler Verwurzelung, Yolo-Jugendsprache und einer visionären Zeitreise ins Jahr 2014. Schnallt Euch an…

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Frage: beide Avatare sind Berufseinsteiger und wohnen und arbeiten in 1A Innenstadtlage? So fangen Horrorfilme an.

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Frage: Sagt man noch geflasht? Und welche Aussicht meint Lea – die auf die fertige Marienstrasse?

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Frage: schließt das Lapidarium 2014 für immer? Und wenn ja, was kommt da rein? Eine Mall namens „Das Lapi“?

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Frage: ist von Degerloch downhill nicht verboten? Und wenn nein, würde Marc nicht richtig auf die Fresse fliegen? Auf den Fotos fährt…nee, schiebt er ein Fixie. Außerdem bissle unrealistisch, dass es 2014 noch die Karlshöhe geben soll. Und nicht Das Karl.

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Frage: was ist eine Handyhülle? Wir schreiben das Jahr 2014.

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Ja, ja, ja. Und was ktv bringt, bringt nur ktv. Und was Friseure können, können nur Friseure. Und so weiter…

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32 Comments

  1. says: Blick in die Zukunft

    2014: Trentemöller nennt sich aus Frust über die Schließung des Rocker und fehlende Auflegmöglichkeiten Hunkemöller, eröffnet einen Unterwäscheladen und zieht ins Gerber
    2018: Lea und Marc und ihre Kinder Finn, Ben und Sophie ziehen ins neue Szeneviertel Industriegebiet Feuerbach
    2020: Udopea wird neuer Ankermieter
    2024: Utopia Parkway und Hypno Vereinsbar eröffnen im Rahmen einer Zwischennutzung im leerstehenden Gerber

  2. says: Die St Martins Schwanz

    Meine Fresse muss dir langweilig sein. Hockst in deinem 2 Euro 50 Büro, kriegst selbst kaum was gebacken und da fällt dir dann nix besseres ein als auf allem, was die Stadt nach vorne bringen kann, rumzuhacken. Wahrscheinlich bist auch heute schon auf der Montags Demo gewesen. Deutlich erkennbar ist, dass du fernab jeglicher Objektivität eben an nichts ein grünes Blatt lässt, es sei denn man drückt dir ein paar Almosen in die Hand. Sorry für die offenen Worte aber ich denke du kannst das ab denn wer austeilt sollte auch einstecken können.

  3. says: martin

    hahahahaha loool

    epic comment! best of the year, in allen punkten hammer geil. thanks.

    auf dass noch viele shoppingcenter stuttgart nach vorne bringen.

    wir freuen uns auf mehr!

  4. says: Herr Cut

    Naja, leider spiegeln Marc und Lea aktuell doch die junge „Möchtegern“ Jugendgesellschaft aus Stuttgart. Alles chic und toll und wir sind ja so München mit Cavos und Dirndl auf dem Wasen. Hört sich scheisse an, ist aber so.

  5. says: bernd_s

    Wirklich Schlimm ist ja, das es solche Leamarceske Pärchenmonster wirklich gibt. Auch schon vor 2014. Fiktional sind nur Details, die Echten von 2013 gehn nämlich weder zum Lapidarium (vielleicht dann 2014, wenn die Mörikestrasse ebenfalls optisch noch der Königsstrasse angepasst wird) oder ins Delphi.

  6. says: max

    das werberle das sich diesen quatsch ausdenken muss tut mir leid. aber was heisst da ausdenken, eh nur schema F: leuten eine erstrebenswerte welt zeigen, diese dann mit produkten verknüpfen …et voilà.

  7. says: Toni Maroni

    Ich finde der Kommentar von st.martins schwanz gut und auch seine zweiten kommentar, den er unter anderem namen gemacht hat. der schreiber vergisst die grosse anziehungskraft solcher einkaufszentren auf die weniger coolen und ueberhaupt nicht alternativen oder kreativen leute in der stadt und umgebung. solch eine buendelung von leichtkonsummenschen und trendfolgern ist von grossem nutzen fuer mehr schoenere ecken ausserhalb der malls in der innenstadt.

  8. says: martin

    ich glaub diese anziehungskraft – zumindest theoretisch auf dem papier – ist uns allen klar. nur ob es wirklich passiert oder nicht das eintritt was blick in die zukunft überzeichnet dargestellt hat, wird sich zeigen (siehe die einst so hoffnungsvoll gestarteten königsbaupassagen). spätestens wenn 2020 eine food lounge im gerber eröffnen sollte, wissen wir, dass es gescheitert ist.

  9. says: sandmann

    also bei 9000 qm für 85 wohnungen macht das ca. 105 qm pro wohnung. neubau, exklusive lage + gerber aufschlag… ich schätze das macht so ca. 12-15 euro der qm kaltmiete.
    das macht ca. 1470 euro für einen beginnenden architekten, der bei jobanfang noch schlechter verdient als das „werberle“ das sich das ausgedacht hat und dessen fixie wahrscheinlich einen halben monatslohn gekostet hat, wenn nicht mehr. mal abgesehen davon das er ausser der „tollen“ aussicht nichts mehr von stuttgart hat da er 16 stunden tage arbeitet ohne überstundenausgleich, da sich das hippe architektenbüro bei der lage keine hohen löhne mehr leisten kann, geschweige denn übersundenausgleich.
    die gute provatschülerin lea hat ihr komplettes geld (welches sie von mama und pappa hatte) in ihren laden gesteckt und hat kein gesichertes einkommen welches sie der hausverwaltung vorlegen kann wenn sie so eine tolle wohnung mieten will aber die sind bestimmt total glücklich über ihre neuen mieter… ohne geld…
    das ist doch alles… naja hauptsache es wir schön, und man kann einkaufen und hey es gibt mal wieder n neuen sushi laden und noch einen h&m und leas tolle neue boutique… ich freu mich ganz arg darauf.

  10. says: Thorsten W.

    @martin: Food Lounge gibt’s doch, siehe oben:

    „Weiter kündigt das Gerber “Leckeres im Basement” an. Im Pendant zur Food Lounge den sogenannten Food Halls “wird eine vielfältige Gastronomie die Gerber-Kunden empfangen. Bisher steht fast ein Dutzend Mieter fest, die in das Gerber-Basement ziehen und in den Food Halls mit einem breit gefächerten und innovativen Gastronomieangebot aufwarten werden – es läuft einem jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.” Oder aber das Wasser im Basement. Je nachdem, wie schlampig gearbeitet wurde.“

  11. says: Herr Cut

    Wie kann man das eigentlich als Tonlage verkaufen?? Wer am Sonntag Morgen um 5 Uhr schon mal beim McD dort war weiss das es da ganz schön ab geht. Und 11 Euro zahlt man mittlerweile sogar großteils in der Reinsburgstrasse. Also dürfte das dort eher gegen 15 Euro gehen.

  12. says: easternbasti

    die wohnungen finden schon nen mieter… in den sagenhaften pariser höfen sind mittlerweile ja auch nur noch einzelne „reste“ frei… und die lage vom gerber wäre da nun wirklich noch vorzuziehen für mindestens die nächsten zehn jahre…

  13. says: Bernd

    „Außerdem bissle unrealistisch, dass es 2014 noch die Karlshöhe geben soll. Und nicht Das Karl.“

    made my day, gestern und heute gleich nochmal

  14. says: mapleleafs

    Reinsburgstr. 7 über Carhartt kostet 13 Euro der qm. Bin froh da raus zu sein.
    Da willst Du kein Fenster länger als 5 min offen lassen!
    Vom verkackten Vermieter nicht zu reden…

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