Fußball-Bundesliga Trainer-Legenden: Dragoslav Stepanovic

Die ganze Klopperei und Tuchelei tut der Bundesliga natürlich überaus gut, bloss wir fragten uns vor ein paar Wochen, was machen die Lienens, Schäfers oder Schlappis dieser Welt? Und wann darf endlich der Lothar einen Erstliga-Verein trainieren? Und wo ist überhaupt Thomas Doll?

Als kompetenten Mitautor haben wir das Fußballlexikon und Kessel-Leser JMO2 verpflichtet, der nach dem Kick-Off mit Peter Neururer und Inges Idol-Winnie die Serie mit einer weiteren Kultfigur fortführt: Dragoslav Stepanovic aka Stepi.

Lange bevor der deutsche Fußball seine besten Trainer auf den Balkan entsandte (-> Matthäus, Lothar; Röber, Jürgen) kam es zur Einreise von jugoslawischen Fußballehrern nach Deutschland. Die Frühgeschichte der Bundesliga ist ohne Trainer wie Tschik Cajkovski, der seinen Spielern u.a. „Rotwein mit Ei“ verordnete, oder einem Mann wie Branko Zebec, der sportlich auf Platz 6 der erfolgreichsten Bundesligatrainer steht, aber neben dem Platz fast nur durch seine Alkoholkrankheit auffiel, undenkbar. Und dann gibt es natürlich noch Dragoslav Stepanovic, der eben erwähnten Branko Zebec als einziges Vorbild anführt.

Im aktiven Bereich eine Größe in der jugoslawischen Nationalmannschaft, auf Wikipedia ist gar vom „Weltklasse-Außenverteidiger“ die Rede. In anderen Berichten ist die Rede von „offensivstark, aber defensiv schwach“ und lassen darauf schließen, dass er nicht der laufstärkste Spieler war, was sich beim Blick auf seine Autogrammkarte aus Frankfurter Spielerzeiten zu bestätigen scheint.

Seine Karriere begann in der jugoslawischen Liga und Stepi kam Ende der 70er Jahre nach Deutschland um für Eintracht Frankfurt und Wormatia Worms zu spielen.

Nach Karriereende blieb er in Deutschland und verdiente als Trainer unterklassiger Vereine und als Kneipenwirt in seiner Kneipe „Stepi’s Treff“ sein Geld. Nimmt man den Namen der Kaschemme und die Örtlichkeit, im Hessen-Center in Bergen-Enkheim, kann man sich ausrechnen, was für ein Highlight der Schräggastro das gewesen sein muss. Jetzt noch eine Jukebox drin und ich wär Stammkunde in dem Laden gewesen.

Naja, die 80er Jahre ließen sich so ganz sicher gut aushalten für Stepi und es wäre ganz sicher so weitergegangen, wenn nicht sein ehemaliger Mitspieler und Weltmeister von 1974 Bernd Hölzenbein ihn aus den Fängen der Niederungen der Amateur Oberliga befreit hätte.

So kam Stepi im April 1991 wie die Jungrau zum Kinde von Eintracht Trier zu Eintracht Frankfurt. Wurde aber von den Fans ob seines bisherigen beruflichen Werdegangs eher als Trainer einer Kneipenmannschaft und war wohl nicht das was man sich so erhofft hatte.

Highlight bis dato war die Anekdote beim kleinen Frankfurter Lokalrivalen FSV, der den ruhmlosen Rausschmiß nach sich zog: Der Trainer hatte da am Ende eines kläglichen 0:0 in der Provinz seinen Spielern kurzerhand die mitgeführten Proviantbeutel vorenthalten.

Die sogenannte „launischen Diva“ war damals ein Verein von allerhöchstem Unterhaltungswert, sowohl auf dem Rasen als auch neben dem Rasen. Wäre auch noch mal ein eigener Eintrag wert, die Eintracht der 80er und 90er Jahre. Neid, Missgunst in der Vorstandsetage und auf dem Platz von klangvollen Namen wie Uli Stein, Andi Möller, Uwe Bein, Anthony Yeboah. Da passte Stepi wie die Faust aufs Auge, kommentierte er doch das eher angespannte Klima innerhalb der Mannschaft mit den Worten „Immer Zoff is gut.“

Stepi hat das Team 1991 schlußendlich noch in den Europapokal geführt und zelebrierte dann in der nächsten Saison den sogenannten „Fußball 2000“. Zuckerpässe, Rasenschach, wahre Offensivfeuerwerke wurden abgebrannt. Am Ende standen der Saison hatte Stepis Team dann 76 Tore geschossen, waren am Ende aber nur dritter geworden.

Meister wurde der VfB Stuttgart in einem Herzschlagfinale vom feinsten, während Guido Buchwald kurz vor Schluß mit einem Kopfballtor den VfB auf Platz 1 brachte, zementierte Hansa Rostock in der 92. Minute mit dem 2-1 gegen die Eintracht den Ausgang der Meisterschaft.

Die nächste Spielzeit lief nicht so glatt für Stepi, zwar aber immer oben dabei, aber er hatte wohl sein Pulver verschossen. Aber er ist ja ein Schlitzohr, unser Stepi, und hatte schon während der Saison vorgesorgt und einen Vertrag bei Bayer Leverkusen fürs nächste Jahr unterschrieben.

Nachdem die Eintracht im DFB-Pokalhalbfinale gegen eben jene Leverkusener rausgeflogen waren und Stepi vor laufenden Kameras mit den Worten „Das war’s“ zurücktrat kamen die Leverkusener ihm entgegen, schmissen ihren derzeitigen Trainer raus und holten Stepi eben paar Monate vorher an den Rhein.

So wird geschafft und so kam Stepi zu seinem ersten Titel als Trainer, der den DFB-Pokal gewann, obwohl er im laufenden Wettbewerb bereits ausgeschieden war. Er war aber vorher so gütig und hat dem geschassten Trainer von Bayer, Reinhard Saftig, ernsthaft angeboten, das er sich für das Pokalfinale auf die Bank setzen könne.

In Leverkusen war dann auch eher tote Hose, Stepi wurde zwar von den Schiedsrichtern zum besten Trainer gewählt, vier Wochen später aber entlassen. Insgesamt blieb er rund 13 Monate bei den Pillendrehern. Und länger wird er in Zukunft nicht mehr arbeiten.

Nach einem Intermezzo im Baskenland kam er dann drei Jahre nach seinem Rücktritt nach Frankfurt zurück, kommentierte das erste Training gewohnt jovial „Erster Pass, gleich scheiße“, verhinderte nicht den Abstieg aus der Bundesliga und sprach dann die legendären und unsterblichen Worte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel „Lebbe geht weida“. Hat die Eintracht dann noch ein halbes Jahr in der 2. Liga trainiert, dann war auch hier wieder Schluß.

Was viele gar nicht wissen ist, das Stepi auch mal in Stuttgart trainierte, nämlich die Kickers. Insgesamt für 10 Spieltage in der Saison 1999/2000 und schaffte sogar den Klassenerhalt der zweiten Liga, zwar erst nach dem Zwangsabstieg von TeBe Berlin. Immerhin etwas, allerdings war er zu dem Zeitpunkt schon wieder weg.

Es folgen Trainerstellen u.a. in China, Ägypten und Serbien, dazwischen macht er auch mal zwei Monate den Manager in Koblenz. Alles nicht langfristig erfolgreich, nicht mal kurzfristig. Jetzt macht er wohl noch Privatier, wobei ich mir denken kann, das er irgendwo noch mal aus dem nichts auftaucht. Auf jeden Fall ist ein Typ, der zum Fußball dazugehört.

Neben den bekannten Sprüchen hier noch zwei eher unbekanntere, quasi die B-Seiten von Stepi. Erst erläutert er feingeistig die Taktik des zurückliegenden Spiels: „Hab isch neue Mann in de Spiel geworfe – und patsch, ham mer gewonne.“  Dann noch Erkenntnisse aus seinem Leben: „Angst und Geld habe ich noch nie gehabt.“ Zumindest der zweite stimmt nicht mehr, denn Bier zapfen muss er garantiert nicht mehr.

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5 Comments

  1. says: bernd

    oh i like steppi !!! hat schließlich meine kickers mal gecoacht in der 2. Liga damals noch…
    ich weiss auch noch als er damals irgendwann in der Bundesliga(als Trainer) sich den Arm ausgekugelt hat, als er an der Aussenlinie den Ball annehmen wollte und dabei mal auf der zwölf gelandet is 🙂
    aber egal, fluppe im mund und sein motto ja eh: lebbe geht weiter!

  2. says: bernd

    noch ein kandidat für die rubrik is übrigens alexandar ristic, der hat doch immer bonbons an schiris verschenkt vor dem spiel 😀

  3. Wo verdammt bleibt Werner Lorant, dem auch mal die Haare zu Berge standen (war wohl seine Alltag Frise) und die Schlagadern fast platzten !!!! 😀
    Waren früher einfach noch Typen die Herren Trainer a la Stephi, Winni….

    Der heutige Prototyp des Trainers: Ehmaliger Profi der mal mehr oder weniger erfolgreich war, möglichst noch jung und unverbraucht !! Dazu nettes, symphatisches Schwiegersohn lächeln im TV!!!

    JMO2 BIG UP für den Bericht, gefällt mir sehr!! Sehr nice zu lesen..

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