Im sehr gut gefüllten Eingangsbereich findet sie (endlich) statt: Die Wiedereröffnung der Schwaben Bräu Passage. Knappe zwei Jahre hat gefühlt die komplette Verwaltung nach der Übernahme des Gebäudes durch die Stadt mit den neuen Mieter*innen alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit die Zwischennutzung in dem leerstehenden Gebäude an der Bahnhofstraße in Cannstatt ab sofort beginnen kann.
Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner begrüßt mit einer Rede, in der erwähnt wird, das so ein Pionier-Projekt immer den Startschuss für Aufwertung (und Gentrifizierung) eines Stadtteils bedeutet. Herr Grieb von der städtischen Wirtschaftsförderung stolpert in seinem Beitrag ein wenig über die „Pommes Kitchen“, die eigentlich „Commons Kitchen“ heißt und mit geretteten Lebensmitteln kocht. Auch in den Ansprachen der Mieter*innen ist die Dankbarkeit für die gebotene Möglichkeit, gegenseitige Wertschätzung und Freude über den Start am heutigen Nachmittag sehr deutlich zu hören.
Die Mietparteien kommen aus unterschiedlichsten Disziplinen: „Das erste Obergeschoss wird von der durch den Gemeinderat geförderten Kulturinitiative Prisma genutzt, die übrigen Etagen werden von anderen Akteuren aus den Bereichen Kultur, Kreativwirtschaft und Soziales bespielt. Hierzu gehören backsteinhaus produktion und mit Art Public Space – Culture Matters auch die Organisatorinnen des transdisziplinären Festivals für Kunst im urbanen Raum – CURRENT.“
Im Erdgeschoss gibt es eine Siebdruckwerkstatt, Platz für Start-Ups und die „Kleiderkiste“ des DRK.
Prisma ist die gemeinsame Klammer für den Club „Sunny High“, die Palermo-Galerie (wohl die Mietpartei mit der allermeisten Zwischennutzungserfahrung), die Gruppen Cis+ und KIOSK, das Legal Café, für Räume von Queerfem und Migrantifa, die bereits genannte Commons Kitchen und eine DIY-Fahrradwerkstatt. (Eine weitere befindet sich unten im Haus. Fahrradfahren kommt in Cannstatt!)
Es ist jedenfalls klar, dass das Haus mit dem irren Achtziger-Innenhof (dem das Prisma auch seinen Namen zu verdanken hat), den zig Treppenhäusern und den vielen neu eingebauten Brandschutztüren neben einem dringend benötigten Ort für Kunst und Kultur auch ein Raum für Aktivismus ist.
Die Öffnungszeiten hängen momentan noch von der Anwesenheit der einzelnen Akteur*innen ab. Dieser und alle Sommer bis zum voraussichtlichen Abriss des Gebäudes (die Zwischennutzung ist aktuell bis Ende 2025 geplant), werden im ganzen Haus und auf den Balkonen mit Blick auf den Cannstatter Bahnhofsvorplatz – wenn auch ohne Pommes Imbiss – auf jeden Fall großartig!
Schwaben Bräu Passage
Bahnhofstraße 14-18 (zwischen Wilhelmsplatz und Bahnhof)
70372 Stuttgart-Bad Cannstatt