Zu Gast bei Frieder oder der Imbiss des Grauens am Olgaeck

Der Außenreporter behauptet ja immer, dass er da hingeht, wo es weh tut. Und dann schreibt er von „Leberpasteten-Lollis, Erdbeere gefühlt mit Leberdingens und zwischendrin ein scharfes Thai-Süppchen“. Alter! Ich war letzte Woche wirklich dort, wo’s weh tut, und ich weiß bis heute nicht, was uns geritten hat.

Kurz zur Vorgeschichte: Ein paar (männliche) Kollegen und ich waren am Olgaeck und waren etwas unschlüssig, was wir zu Mittag essen sollten. Im ehemaligen Subway (der eher mau besucht war – die Angestellten sind erschrocken, wenn man reingekommen ist, hat Kollege Geiger neulich völlig richtig festgestellt) hat etwas Neues aufgemacht, und ich hatte mich bis dahin nie auch nur in die Nähe des Eingangs getraut.

Denn schon von außen sieht das Ding, das wohl Frieder’s Schnellrestaurant heißt, so einladend aus wie das Dekolleté von Angela Merkel. Und kaum ist man eingetreten, erwartet einen die gelb-rote Vorhölle zum finalen Fastfood-Kollaps.

Wären wir in einem Roadmovie, die einheimischen Rednecks würden sich umdrehen und uns Fremde argwöhnisch beäugen. Wir sind aber nicht in einem Roadmovie, und an den Tischen sitzt niemand. Zum ersten Mal packt mich kurz ein Fluchtreflex, aber die Kollegen nötigen mich bis zur Theke. Und da ist es endgültig aus mit mir.

In der weitläufigen Kühltheke wartet in diversen Eimerchen und Plastikdöschen der Rohstoff dafür, was hier als Essen verkauft wird. Und in ungegartem Zustand sieht das ungefähr so appetitlich, gesund und lecker aus wie die Dekoäpfel bei Ikea.

Angeboten werden Fingerfood, Nudeln, Pizzen, Salate, Sandwiches, süße Teilchen und Getränke. Hinter der Theke stehen zwei Angestellte, ein Schnell-Pizzaofen und eine Mikrowelle. Und die alten Subway-Mülleimer, auf denen jetzt Essen zubereitet wird. Eine Küche gibt es nicht.

Ein Kollege bestellt Fleisch mit irgendwas, der andere Salat mit Fleisch, ich frage ein letztes Mal verzweifelt, ob wir hier wirklich das Richtige tun, und bestelle Salat mit Maultaschen. Als ob man dabei nix falsch machen könnte. Zumindest bereitet die emsige Mitarbeiterin das Essen zügig zu. Auch keine Kunst.

Denn als ich gerade zahle höre ich ein Geräusch, das mich nicht mal mehr überrascht: „Ssssssssssssssssss-bing!“ Essen fertig! Ich betrachte meine üppig befüllte Schale: 200g Edeka-Salatmix, 99 Cent, Flasche Salatsoße, 99 Cent, halbe Packung Bürger Maultaschen, 60 Cent, 2 (hoffentlich) selber geschnittene Scheiben Fleischtomaten – unbezahlbar.

Erst am Tisch fällt mir auf, dass die Maultaschen nicht etwa gebraten, sondern nur, ähm, warm gemacht sind. Also, nur zur Sicherheit: Die Maultaschen sind, wie man sieht, nicht gebraten, sondern warm gemacht. Und meine Gabel ist verschmutzt, was der junge Mann an der Kasse erst nach eingehender Sichtprüfung glaubt und dann nur widerwillig eine neue herausgibt.

Ein Blick auf meine leidenden Kollegen zeigt: Dr Hunger treibt’s nei, dr Geiz bhält’s drin. Wir schaffen es tatsächlich, den Fraß runterzuwürgen, ich weise meinen Kollegen lieber nicht darauf hin, dass sein Fleisch wahrscheinlich noch nie eine Kuh von innen gesehen hat. Vom Nebentisch gucken zwei Schülerinnen verzweifelt und ungläubig herüber und lassen ihre Teller mit Nudeln fast unangetastet stehen.

Am nächsten Tag landet ein Prospekt von Frieder bei uns im Büro, auf dem steht „Abbildungen ähnlich! Es besteht kein Rechtsanspruch.“ Der Zusatz „…auf genießbares Essen“ fehlt leider.

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38 Comments

  1. says: Leo

    omg! (oh my god – nur zur Sicherheit, falls das nicht so geläufig sein sollte, lol rofl) – ich bin immernoch sprachlos!! Sowas erhält eine Genehmigung?

  2. says: max

    und wasn das für ne nierenschale aus der du da gegessen hast? sowas schickes ist mir noch nicht untergekommen und ich bin wirklich lange im cholesterin-geschäft. hat dasn boden? oder fällt der stampf direkt auf die rote plaste wenn man die schüssel hebt?

  3. says: gusteau

    Die Schale find ich noch Halbwegs ansprechend und rein optisch ist es auch noch nicht tödlich; das Essen nicht das Konzept. Aber in 3 Wochen hat es eh zu und ein Casino ist drin

  4. says: vanDamme

    Sieht aus, als hätten die sich beim Geschirr nicht lumpen lassen: ich tippe auf die Linie „New Wave“ von Villeroy & Boch! Ansonsten Top-Bericht und den WKD freut´s > das mit den Mülleimern als Ablagemöglichkeit ist unfassbar!1111!!!!ELF

  5. says: andy

    also ich finds geil! was hat denn die kombi gekostet? nächstes mal nebendran in edeka, ich wette die bürger-maultaschen schmecken kalt besser als aus der mikrowelle..

  6. says: max

    halbwegs ansprechend? optisch nicht tödlich? mein lieber gusteau, ich darf doch sehr bitten. dann empfindest du auch den satz „…tagesteller, getränke, kaffeehaus“ als gelungen?

  7. says: Cabura

    ..und die Mülleimer zu schicken Ablagen zu „pimpen“ ??????

    Oh mann, Oh mann!!!! Respekt oder Masochismus – eines von beiden muss man Euch ja vorwerfen.
    Wer in der Ecke essen muss hat aber eine gute Alternative – jetzt echt – darf einen kleinen Spaziergang aber nicht scheuen – In der Wilhelmsstrasse oberhalb vom Wilhemsplatz eingequetscht zwischen Rewe und Billard-Café 7-Up – gibts das Pizza _Pasta_Maria… oder so. Da kocht die Mamma mit ihren Schwestern noch selbst Alles Frisch – Alles lecker, Hammer-Antipasti, geht auch zum Mitnehmen und wer gröllend auf italienisch und der erhobenen linken Hand bestellt bekommt noch einen „bacio“ obendrauf.

    War früher jedenfalls so – aber da war eh alles besser!!!

  8. says: Volker

    Ich bin immer wieder beeindruckt, wie Ihr bereit seit eure Gesundheit für solche investigativen Artikel zu riskieren ;-).
    Oder: Hut ab, ich hätte mich nicht reingetraut.

  9. Danke für den Test. Standen gestern davor, haben aber vor dem Eingang kehrt gemacht. Witzig war ja, dass die zu Subway-Zeiten schon manchmal die Sandwiches parallel zum Subway-Sandwichangebot angeboten haben. Wenn das mal die Subway-Zentrale mitbekommen hätte. War kurz bevor das Subwayschild abgenommen wurde. Ist wohl noch derselbe Pächter.

  10. says: Carsten

    der ofen is auch noch der alte vom subway..vermutlich alles was selbst investiert werden musste und übrig blieb wiederverwendet. den mut so einen trash aufzumachen muss man erstmal haben..

  11. says: Gregor

    …der Subway in der Königstr. sieht auch noch aus wie einer und das Angebot ist auch ähnlich, sowas würde es bei Mc Donalds sicher nicht geben, einfach Schilder Weg, Franchise Gebühr sparen und Burger verkaufen.

  12. says: kutmaster

    Ich glaub Subway fährt in Deutschland an die Wand. Pappiges Sandwich ist halt nix was man an jeder Ecke für 4 Euro verkaufen kann. Warum sich allerdings diese Starbucks Läden halten, ist mir ein Rätsel…

  13. says: Whiskydrinker

    Also es gibt nur noch zwei Subways in der Innenstadt: Rotebühlplatz Unterführung und Eberhardstrasse neben dem Dilayla.

    Zu sind meines Wissens nach:

    – Marienplatz (war neben dem Galao)
    – Olgaeck (siehe oben)
    – Tübinger Straße (Abriss des Gebäudes wegen Quartier S)
    – Hinterm Karstadt (ist aber immer noch irgendein Sandwichladen)

  14. says: Tobias

    Das andere Frieder’s ist in dem ehemaligen Subway in Feuerbach. Ist aber leider identisch mit dem hier beschriebenem, auch nix loß.

    Find es allerdings schade das Subway im Stuttgart Raum viele Läden dichtmacht, ich mag die Sandwiches echt gerne. Es gibt noch einen Subway in Cannstatt in Ludwigsburg und Leonberg.

  15. says: bine

    für die subway-liebhaber: viel besser finde ich den „fresh sub“ oder so ähnlich… der ist mit einer fensterfront neben dem vapiano/bolzstraße, eingang um die ecke (theo heuss?)… habe da bis letzte woche immer gerne was gegessen.

    letzte woche aber, ich saß mit blick zur wand (GsD!), begleitung saß mit blick zur theke und schaute komisch. ich drehte mich um und was sah ich? der sandwichbastler, der uns bedient hatte, wühlte gerade in den unteren bereichen hinter der theke und ließ beim oberkörper absenken einen tiefen blick in seine mittelfurche zu… seitdem mag ich dort iwie nimmer essen

  16. says: holger

    Zur info:
    der 2. ist in Feuerbach in der Stuttgarter Strasse,
    ebenfalls im alten Subways.

    ich wollte dort JETZT hin weil ich hunger hab, lasses aber nun besser 🙂

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