Von Gerd Müller bis Eike Immel: Die singenden Profi-Fußballer

Harter Tobak: Unserem Leser JMO2, sonst für legendäre Trainerkarrieren verantwortlich, ist in der Buli-Pause so verzweifelt, dass er uns kurzerhand ein Special über singende Fußballer zusammengeschrieben hat. Keine Angst: In knapp drei Wochen geht es wieder los. Weiterer Lückenfüller für Fußballfans auf Entzug: Unsere Maik-Franz-Lounge, Lesung fußballtheoretischer Texte am Samstag, 30. Juli in der Waschstraße, ehemalige Mercedes-Niederlassung, Türlenstraße 2.

Als ich neulich an der Bushaltestelle Schwabstraße auf den 42er Bus wartete, habe ich mir die Zeit vertrieben und mir die Auslage des dort ansässigen Buchhandels angeschaut. Draußen wartet hauptsächlich Antiquariat auf den Käufer und diesmal wurde ich fündig. Ein Exemplar der Autobiographie von Gerd Müller musste einfach mitgenommen werden. Für 2 Euro ein fairer Tausch, wenn man mal absieht, das ich für den Rest des Tages des Bombers Hitsmasher „Dann macht es Bumm“ im Ohr hatte. Wunderbar wie lustlos der Bomber der Nation zum fetzig schmetternden Schlagerorchester „singt“. Übrigens ist das nur eine von vier Singles, die er veröffentlicht hat, alle in ähnlicher Qualität und Enthusiasmus des Interpreten.

Singende Fußballer ist ein weites Feld und an sich will ich gar nicht auf die bekannten Sachen eingehen. „Gute Freunde“ vom Kaiser himself ist nun mal ein Klassiker. Auch die Hits der Nationalmannschaft der Jahre 74-94 sind zur Genüge bekannt. Mein persönlicher Favorit aus dieser Ära ist übrigens „Olé Espana“ aus 1982, als man Michael Schanze als Leadsänger gewinnen konnte.

Just nach besungener WM 1982 wechselte Jean-Marie Pfaff aus Belgien zu den Bayern. Neben einem Kurzauftritt im Klassiker „Zärtliche Chaoten“ 1987 brachte der lockenköpfige Belgier 1984 auch eine Single raus. Für mich ein absoluter Hit (fürs Bierzelt) und wer ganz durchhält, der bekommt auch noch ein kleines Geheimnis vom Jean-Marie anvertraut. Wer nicht hören will, dem sei einfach mal der Text ans Herz gelegt „Ich war ein Belgier und jetzt bin ich ein Bayer/ Ich trinke Bier und esse Leberkäs mit Eier“, gute 3 Minuten lang. Warum nicht, in den 80ern ging ja so einiges. Die B-Seite der Single ein schön schmalziger Schlager, der sich thematisch zwischen Friedensbewegung, Freundschaft und Ohnmacht gegenüber dem damaligen Zeitgeist bewegt.

Jean-Marie Pfaff – Wir zwei

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Eine Karriere wie Uli Borowka kann nicht jeder vorweisen. Als sogenannter eisenharter Verteidiger alter Schule ein Schützling von Otto Rehhagel in Werder Bremens erfolgreichster Ära, hat er nach seinem Abschied von Werder leider nicht mehr viel auf die Reihe gebracht und entwickelte eine beachtliche Alkoholikersucht, die er glücklicherweise besiegen konnte. In seine Trinkerzeit fällt allerdings seine Zusammenarbeit mit der Bremer Punkband „Dimple Minds“.

Gemeinsam mit Uli nahmen diese sich den Harald Juhnke-Smasher „Barfuß oder Lackschuh“ vor. Passte ja thematisch auch irgendwie, die Jahre davor hatte der blonde Uli mal abwechselnd Autos im Suff zerlegt oder ein wenig die Wohnung seiner Ex-Frau plattgemacht. Hat aber leider „nur“ zu einem Feature gelangt, aber besser als nix. Sangeskünste sind ja eh egal in diesem Genre, von daher passt das schon.

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Bleiben wir in den 90ern, anderer Spielertyp, anderer Musikrichtung. Zum ersten Mal zum Fußball mitgenommen hat mich ganz klassisch mein Vater. Immer wenn sein Verein, Borussia Neunkirchen, in der Pfalz spielte sind wir Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre hingefahren, er hat das Spiel geschaut, ich eher lustlos 10 Minuten zugeschaut und dann mit anderen Jungs gebolzt, Wurst gegessen oder mich gelangweilt.

Zum Team der Borussen Anfang der 90er gehörte damals Jay Jay Okocha, der als 17-jähriger dort in der damaligen drittklassigen Oberliga Südwest für Aufsehen sorgte. So kann ich immerhin sagen, ich hab den schon gesehen, als ihn noch keiner kannte. Aber recht erinnern kann ich mich dann doch nicht. Wahrscheinlich waren die 10 Minuten Aufmerksamkeitsspanne bei mir grad rum, als er loslegte.

Während ich mich im Tor meines D-Jugend Teams immerhin in die Kreisauswahl spielte, schaffte es Jay Jay unter der Anleitung von Stepi bei der Eintracht ins ganz große Rampenlicht. Das Dribbling gegen den KSC im August 1993 kennt ja wohl jeder und auch sonst war er kein schlechter.

Auch nicht schlecht ist sein Eurodancehit „I I Am Am Jay Jay“ aus dem Jahr 1994. Hat ja auch alles was man damals so im Baukasten „Eurodance“ vorfand, nur keinen Erfolg. Leider zeigt das Video nicht ausschließlich Okochas Künste, aber auch so ganz ok.

Einige VfB-Spieler, genauer Bobic, Poschner und Haber, wurden ja schon vor knapp einem Jahr auf Kessel.tv gewürdigt, doch etliche Jahre nach Karriereende und quasi direkt nach Auszug aus dem Dschungelcamp 2008 hat es auch Eike Immel, immerhin Torwart der Meistermannschaft 1992, geschafft sich musikalisch zu betätigen. Nach seinem Outing als Schlagerfan im Dschungel kam es zum einem zu einem Duett mit Jugo-Barde Bata Illic und zum anderen, etwas später, zu einem ganzen Album, aus dem dieser Fetzen ausgekoppelt wurde (sagt man das heute noch?). Näher möchte ich es nicht kommentieren.

Kommen wir nun zu einem, der außer einer nach einer Woche abgebrochenen Lehre zum Chemielaborant vor allem zweite Plätze gesammelt hat, nämlich Carsten Ramelow. Viermal Vizemeister, zwei mal das Pokalfinale verloren, dazu Niederlage im Champions League-Finale und zur Krönung Vizeweltmeister 2002. Muss Verlierer geben im Sport, sonst wärs langweilig. Aber im Gegensatz zu den bisher erwähnten Interpreten hat Ramelow“As Long As You Love Me“ für guten Zweck getätigt. Auf der CD ist übrigens auch ein noch eine Interpretation von Lionel Richies Frauenerleger „Hello“ zu finden. Schickes Cover übrigens…

Zum Schluß noch was von einem der ganz großen, Fritz Walter, d.Ä. Zwar kein Bundesligaspieler gewesen (die Bundesliga wurde erst 1962 gegründet, Walter spielt bis 1959 für den 1. FC Kaiserslautern, Anm. KTV.), trotzdem ein Guter, ein ganz Guter. 1994, 40 Jahre nach dem „Wunder von Bern“ spricht er zum Heimorgelgedudel des Sohnes Enkels seines Schwager (nehm ich mal an) salbungsvolle Worte an die gute, alte Zeit erinnern und der wir zwar nix hatten, aber dann wieder wer wurden oder so.

Fritz Walter – Die schönste Zeit in unserem Leben

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6 Comments

  1. says: Aussenreporter

    Super Artikel, da sind ja einige perlen dabei, die wir bei der Maik-Franz-Lounge zeigen können. Besser als Jay Jays Dribbling ist finde ich der Kommentator, der dreht ja völlig ab.

  2. says: vanDamme

    Nicht mal mein Hund JackBerta kann so traurig drein schauen wie Eike in diesem Gassenhauer – wenigstens kriegt Rodeo-Immel dafür am Ende was zu essen …

  3. says: Marco

    Wo ist der Kaiser als Verlinkung? Jetzt muss ichs mir selber raussuchen. „Gute Freunde kann niemand trennen…“ hahaha 😉

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