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Stuttgart – die Stadt, in der Innovation und Tradition aufeinandertreffen. Wer hier den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, kann auf ein gut vernetztes Ökosystem zugreifen. Von flexiblen Co-Working-Spaces bis hin zu Förderprogrammen: Wer gründet, findet in der baden-württembergischen Hauptstadt viele Chancen. Aber wie startet man eigentlich ein Unternehmen in Stuttgart?
Unternehmen anmelden
Der erste Schritt, um ein Unternehmen zu gründen, führt direkt ins Bezirksrathaus. In der Landeshauptstadt läuft die Anmeldung über das Gewerbeamt. Wer den Gang dorthin scheut, kann auch bequem online alles erledigen. Die Anmeldung kostet zwischen 20 und 40 Euro – je nach Art des Unternehmens.
Wichtig ist, die richtige Rechtsform zu wählen. Wer als Freelancer durchstarten möchte, wählt die Freiberuflichkeit – etwa als Designer oder Programmierer. Eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) ist ein Modell für kleinere Partnerunternehmen, bei dem jeder mit in der Haftung steht. Wer sich für eine GmbH oder UG entscheidet, haftet nur mit dem Unternehmensvermögen, muss aber auch mehr Bürokratie auf sich nehmen. Für eine UG reicht schon ein Euro Startkapital, eine GmbH erfordert mindestens 25.000 Euro.
Unterschiede gibt’s auch bei den Steuer- und Sozialversicherungsregelungen. Wer sich nicht sicher ist, welche Form die beste für den eigenen Business-Plan ist, kann sich zum Beispiel von der IHK Stuttgart beraten lassen.
Steuerliche Erfassung beim Finanzamt
Nach der Gewerbeanmeldung folgt die steuerliche Erfassung. In Stuttgart kümmern sich verschiedene Finanzämter darum: je nach Unternehmenssitz das Finanzamt Stuttgart-Nord, Stuttgart-Süd oder Stuttgart-Mitte. Gründer erhalten einen „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ – kein Spaß, aber notwendig. Hier müssen unter anderem Angaben zur Steuerpflicht gemacht werden: Regelbesteuerung oder Kleinunternehmerregelung? Wer sich für die Kleinunternehmerregelung entscheidet, muss keine Umsatzsteuer auf seinen Rechnungen ausweisen. Die Registrierung über ELSTER spart Zeit und Papierkram.
Besonders für Gründer, die sich mit den Steuerfragen noch nicht gut auskennen, ist es sinnvoll, den Prozess digital zu durchlaufen. Das ELSTER-Portal hilft, den Papierkram schnell und unkompliziert zu erledigen. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.
E-Rechnung und digitale Pflichten
Seit 2025 müssen Unternehmen eine wichtige Neuerung beachten: die Pflicht zur elektronischen Rechnungsstellung. Besonders Start-ups, die mit öffentlichen Auftraggebern zusammenarbeiten, sind jetzt verpflichtet, ihre Rechnungen elektronisch und zertifiziert zu versenden – etwa über Formate wie ZUGFeRD oder XRechnung.
Tools wie sevDesk oder office.lexware erleichtern den Prozess erheblich. Mit diesen Programmen können Rechnungen direkt erstellt und alle gesetzlichen Anforderungen problemlos erfüllt werden. Für Kleinunternehmen und Freiberufler gibt es maßgeschneiderte Lösungen, die den Bürokratieaufwand deutlich verringern. Diese bieten alle Funktionen, die für die Rechnungserstellung und Steuererklärung notwendig sind. Für Start-ups, die lieber auf Wachstum statt auf Papierkram setzen, sind diese digitalen Helfer eine echte Erleichterung.
Kammern, Netzwerke und Beratungsangebote
Für Gründer gehört die Mitgliedschaft in der IHK oder der HWK quasi zum Pflichtprogramm. Aber keine Sorge, das ist nicht nur ein bürokratischer Akt. Die Kammern bieten auch jede Menge Unterstützung, die gerade für Start-ups richtig hilfreich ist. Sei es durch Infoabende, Netzwerkveranstaltungen oder individuelle Beratungen zu Themen wie Finanzierung, rechtliche Fragen oder der Unternehmensstrategie.
Beratung spielt sowieso eine große Rolle, wenn es darum geht, das eigene Business auf die Beine zu stellen. Wer nicht gleich den richtigen Draht zu einem Mentor hat, kann auf zahlreiche regionale Angebote zurückgreifen. In Stuttgart gibt’s eine Menge Beratungsstellen, die Gründer gezielt weiterbringen. Eine Übersicht über die wichtigsten Angebote in der Region gibt’s auf der Website der Start-up Region Stuttgart: Beratungsangebote in der Region Stuttgart. Hier findet man alles, was man braucht, um sich als Gründer richtig aufzustellen.
Ein Highlight in der Start-up-Szene ist der Startup BW Summit, das größte Event für Gründer in der Region. Hier treffen sich junge Unternehmen, Investoren und Experten, um sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und neue Ideen auszutauschen. Es ist der perfekte Ort, um in die lokale Gründercommunity einzutauchen und Kontakte zu knüpfen.
Schutzrechte und Marken
Wer seine Idee schützen möchte, sollte sich mit Marken und Patenten auseinandersetzen. In Deutschland erfolgt die Anmeldung einer Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA). Für den internationalen Schutz gibt es die Möglichkeit, eine Marke bei der EUIPO anzumelden. In Stuttgart bietet das Patentinformationszentrum an der Hochschule der Medien wertvolle Infos und Beratungen rund um Patente und Marken. Wer besonders innovative Produkte oder Designs entwickelt, sollte auch hier die richtigen Schritte unternehmen, um das geistige Eigentum zu schützen.
Standort und Infrastruktur
Stuttgart bietet eine hervorragende Infrastruktur für Gründer. Wer gerne in der Innenstadt arbeiten möchte, findet hier zahlreiche Co-Working-Spaces, etwa im Wizemann Space oder im Impact Hub. Diese Spaces sind funktional und der ideale Ort, um sich mit anderen Start-ups zu vernetzen und Ideen auszutauschen.
Der Standortwahl kommt aber auch eine wirtschaftliche Bedeutung zu. Wer nicht ganz im Zentrum arbeiten möchte, kann sich in den Randbezirken wie Vaihingen oder Filderstadt umsehen. Die Mieten sind hier etwas günstiger, dafür ist die Anbindung an die Innenstadt weniger gut. Auch die Frage nach der Internetgeschwindigkeit ist ein wichtiger Punkt: In vielen Teilen Stuttgarts gibt es mittlerweile Glasfaseranschlüsse, doch in den Randgebieten muss man gegebenenfalls noch auf die alten Kupferleitungen zurückgreifen.

Der Next Generation Report 2024 weist Baden-Württemberg als starken Gründungsstandort aus. Heidelberg erreicht mit 13,5 Neugründungen pro 100.000 Einwohnern den ersten Platz und liegt vor München und Berlin. Auch Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart und Mannheim zählen zu den TOP 20.
Förderungen und Finanzierung
Wer ein Start-up in Stuttgart gründet, kann von verschiedenen Förderungen profitieren. Die Agentur für Arbeit Stuttgart unterstützt Gründer mit dem Gründungszuschuss, der eine finanzielle Absicherung in den ersten Monaten bietet. Wer eine besonders innovative Geschäftsidee hat, kann sich um Förderungen wie das „Start-up BW Pre-Seed“-Programm bewerben. Dieses unterstützt junge Unternehmen in der frühen Phase mit Fördermitteln.
Auch die regionalen Banken wie die BW Bank und die L-Bank bieten spezielle Finanzierungsmodelle für Gründer an. Wer also Kapital braucht, sollte sich hier nach passenden Krediten und Fördermöglichkeiten umsehen.